Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Positive Rückmeldungen und Fragezeichen
Beim Tag der Offenen Tür in der Anschlussunterbringung Hagenbuchen gibt es Lob, aber auch Kritik am Standort
TETTNANG - Über 100 Bürger sind der Einladung zum Tag der offenen Tür in der neuen Anschlussunterbringung am Donnerstagnachmittag nachgekommen. Darunter befanden sich viele Nachbarn sowie zahlreiche interessierte Menschen aus Tettnang. Manche schauten auch, wie ihre neue Wohnung aussehen könnte. Andere sind eher aus fachlichen Gründen gekommen.
Wie Willi Berner, Inhaber einer ortsansässigen Bauträgerfirma, der neugierig auf die Umsetzung war. „Die Aufgabe ist gut gelöst“, bestätigte er im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung, „solide Arbeit im passenden Preis- und Leistungsverhältnis“. Dazu gehöre auch die einfache, stabile Bauweise.
Meist positive Bewertungen
So fällt die Bilanz bei den meisten Besuchern positiv aus, bei denen die Schwäbische Zeitung vor Ort nachgefragt hat: Die Rede ist von hellen Räumen, praktischen Bad- und WCEinrichtungen sowie funktionalen Küchen oder Kochnischen. Auch räumlich sei die Größe und Aufteilung angemessen. Generalunternehmer Markus Witzemann von Holzbau Leiter & Witzemann freut die kurze Bauzeit und die erfolgreiche Gemeinschaftsarbeit. Er hob hervor: „Das war eine reibungslose Zusammenarbeit mit den anderen am Bau beteiligten Firmen sowie der Stadt Tettnang.“
Die Außenanlagen sollen im Oktober entstehen. Schon in der nächsten Woche werden 20 Kinder und 40 Erwachsene auf den 1120 Quadratmeter Wohnfläche ein vorübergehendes Zuhause finden. Ein Teil der Bewohner ist schon in Tettnang, ein anderer Teil wird vom Landratsamt zugewiesen, war von Hauptamtsleiter Gerd Schwarz zu erfahren. Ein Sozialarbeiter von den Johannitern wird den Bewohnern vor Ort für Fragen und Hilfestellungen zur Verfügung stehen. Im ersten Stock ist dafür ein Extra-Raum vorgesehen.
Nähe zum Paintball-Gelände
„Wir ruhen uns da nicht aus“, sagte Bürgermeister Bruno Walter im Gespräch vor Ort mit der Schwäbischen Zeitung, „wir handeln“. Schließlich sei es schwer genug gewesen, bei vielen anderen Interessen am Ort, den geeigneten Platz für diese Unterbringung zu finden. Und möglicherweise werde noch weiterer Wohnraum für Flüchtlinge geschaffen werden müssen. Einige Anwohner äußerten gegenüber dem Bürgermeister, das Paintball-Gelände gegenüber sei für traumatisierte Flüchtlinge eine wenig geeignete Nachbarschaft, abgesehen von den Geräusch-Emissionen, die sie selbst störten. Walter entgegnete, dieser Problematik sei man sich durchaus bewusst – und es gäbe auch schon einen Gesprächstermin mit dem Betreiber der Paintball-Anlage, der seinerseits wohl signalisiert hat, dass eine überdachte Anlage auch besser in sein Konzept passe. Eine Alternative für den Platz der Flüchtlingsunterkunft habe es dagegen in Tettnang nicht gegeben.
Unklar ist noch die Ausstattung, Finanzierung und Aktivierung des möglichen Gemeinschaftsraums. Da im neuen Gebäude keine entsprechende Räumlichkeit vorgesehen ist, soll das alte Tennisclub-Vereinsheim gegenüber genutzt werden. Nach Auskunft von Marc Zimmermann vom Hochbauamt gebe es dort allerdings keine Heizung – und auch sonst müsse da einiges an Maßnahmen geschehen. Sonst sei eine Nutzung zur Winterzeit ausgeschlossen. Wie und wann das passieren soll, war von Stadt oder Asylnetzwerk noch nicht zu erfahren. Dass solch ein Raum gebraucht werde, sind sich Helfer vom Asylnetzwerk einig. „Schließlich“, sagt Flüchtlingshelferin Eva-Maria Aicher, „sind die Anforderungen und Notwendigkeiten vor allem für die Unterstützung der Kinder, aber auch für allgemeinen Sprachuntericht, Begleitung und Orientierung da – und wir hoffen wie bisher auf viel ehrenamtliches Engagement.“„Und auf ein paar neue Helfer“, ergänzt Flüchtlingsbetreuer Hubert Hahn.