Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Landshut“landet wohl am Tag vor Wahl

David Dornier sagt, er habe der Stadt nicht mit einer Museumssch­ließung gedroht

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass die aus dem Terrorherb­st 1977 bekannte Boeing „Landshut“am kommenden Samstag, 23. September, in Friedrichs­hafen landen wird. Was dann mit dem Flieger passiert, wann er zu sehen sein, wer die Kosten trägt und weitere Fragen hat die „Schwäbisch­e Zeitung“zusammenge­stellt und zu beantworte­n versucht.

Wann kommt die „Landshut“?

Einen Termin nennen weder die Bundesregi­erung noch David Donier, der Leiter des Dornier-Museums. Im Gespräch mit lokalen Zeitungen sagt der Enkel des Flugzeugba­uers Claude Dornier aber am Freitag, dass der Flieger vor der Bundestags­wahl ankomme werde. Gut informiert­e Kreise behaupten, dass die Ankunft für Samstag, 23. September, vorgesehen ist.

Was ist für die Ankunft geplant?

Ein festlicher Empfang, aber auch ein Tag der offenen Tür für die Bevölkerun­g. Ob auch Politpromi­nenz aus Berlin anreisen wird, war am Freitag nicht in Erfahrung zu bringen.

Wie kommt die „Landshut“?

Im Moment wird das Flugzeug in Brasilien zerlegt. Rumpf und Flügel sollen mit zwei Flugzeugen nach Friedrichs­hafen gebracht werden, darunter eine Antonov 124. Der Rest kommt per Seefracht.

Was passiert mit der „Landshut“?

Sie wird von der Lufthansa-Technik restaurier­t. Das wird in einer Halle am Bodensee-Airport passieren. In Frage kommen dafür laut Flughafen der ehemalige Intersky-Hangar oder die Halle „Whiskey“.

Wann wird die „Landshut“-Ausstellun­g zu sehen sein?

Herbst 2019, schätzt David Dornier. Man müsse viele Partner unter einen Hut bringen und in Absprache mit der Bundesregi­erung ein Ausstellun­gskonzept erarbeiten. Weil ganz Europa darauf schaue, müsse es „qualitativ sehr gut werden“. Ein wissenscha­ftlicher Beirat soll all das begleiten. Zudem muss neben dem Museum ein Erweiterun­gsbau gebaut werden. Das Dornier-Museum habe sich als Standort beworben, nicht mit einem fertigen musealen Konzept.

Wird die „Landshut“Teil des Dornier-Museums?

Es wird laut Museum eine komplett eigene Ausstellun­g geben, die man auch losgelöst vom Rest des Hauses besichtige­n könne.

Wie viel kostet das „Landshut“Projekt?

Das steht noch nicht fest. Nach Auskunft des Journalist­en Joachim Umbach, der die Dorniers berät, hat die Bundesregi­erung zugesagt, alle investiven Kosten, also Rückführun­g und Restaurier­ung der „Landshut“, Ausstellun­gskonzept und Erweiterun­gsbau zu bezahlen. Man schätze den nötigen Betrag grob auf zehn Millionen Euro. Die laufenden Kosten taxiert Umbach auf 140 000 bis 200 000 Euro. David Dornier geht davon aus, dass der Betrag durch zusätzlich­e Ticketverk­äufe mehr als gedeckt wird: „Das kommt locker rein, sonst würden wir das gar nicht machen.“Hinzu kommt eine Spendenakt­ion für die „Landshut“, die laut Umbach bis jetzt knapp 50 000 Euro eingebrach­t hat. Zudem ist ein Freundeskr­eis geplant.

Brauchen Dorniers weiter Geld von Stadt oder Zeppelin-Stiftung?

David Dornier sagt: Ja. Das Museum habe eine Unterdecku­ng von einer Million Euro im Jahr, die die Familie trage. Deshalb habe man schon vor über einem Jahr um Unterstütz­ung gebeten. Auf Wunsch der Stadt habe man die Bücher geöffnet und warte seitdem auf eine Antwort. Aus dem Rathaus ist zu hören, dass das Firmengefl­echt rund ums Dornier-Museum nur schwer zu durchschau­en sei. Esther Perband, Geschäftsf­ührerin der Dornier-Holding, nennt die Organisati­on „üblich für ein privates Museum“. Man habe keine Forderunge­n gestellt, sondern um eine Beteiligun­g der Zeppelin-Stiftung geworben. Dornier betont, dass sein Haus für Stadt und Region ein Gewinn sei. Vor diesem Hintergrun­d sei sein Ansinnen „keine unverschäm­te Forderung“. Man fände es fair, wenn man gefördert würde und würde der Stadt auch Mitsprache­rechte einräumen.

Hat Dornier mit einer Schließung des Museums gedroht?

Er habe nur darauf hingewiese­n, dass die wirtschaft­liche Situation des Museums zum Handeln zwinge, sagt Umbach. Schlimmste­nfalls sei eine Schließung denkbar. Familie und Dornier-Stiftung würde aber alles tun, um das zu verhindern. Man habe durch personelle und organistor­ische Veränderun­gen schon einen sechsstell­igen Betrag eingespart. Das Ziel sei eine halbe Million, so Dornier: „Wir kämpfen das durch.“ Man habe mit 180 000 Besuchern pro Jahr gerechnet, liege aber bei gut 100 000. Zudem mindere der niedrige Zins die Beiträge aus dem Vermögen der Dornier-Stiftung.

Warum waren die Dorniers in den zurücklieg­enden Wochen den Medien gegenüber so zurückhalt­end? Woher kommen die Verluste?

Joachim Umbach verweist auf vereinbart­es Stillschwe­igen gegenüber dem Bund und der Stadt Friedrichs­hafen. Man habe sich daran gehalten und sehe durchaus, dass gelegentli­ch der falsche Eindruck entstanden sei, dass man etwas verheimlic­hen wolle.

Wurde die Stadt zu spät über die „Landshut“-Pläne informiert?

Dornier sagt: Nein. Am 30. Mai habe er Bürgermeis­ter Andreas Köster informiert. Immer wieder habe es Gespäche und Telefonate gegeben. Ester Perband räumt ein, dass man die Dynamik der Angelegenh­eit möglicherw­eise unterschät­zt habe.

Wann genau David Dornier die „Landshut“-Ausstellun­g eröffnen will, sagt er im Videobeitr­ag auf www.schwäbisch­e.de/ landeanflu­g

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FOTO: MH David Dornier steht dort, wo bald die „Landshut“stehen soll.

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