Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Meckenbeur­en soll lebendiger werden“

Im Wahlkampf mit Elisabeth Kugel im Schloss Brochenzel­l: „andere Schwerpunk­te und Herangehen­sweisen“

- Von Roland Weiß

BROCHENZEL­L - Donnerstag­abend in Brochenzel­l: Der Fuhrmannsk­eller im Wirtshaus Schloss platzt aus allen Nähten. Das Interesse an der Wahlkampf-Veranstalt­ung von Elisabeth Kugel ist riesig: Etwa 70 Frauen und Männer aller Altersklas­sen finden sich ein, einige lauschen der Kandidatin vom Vorraum aus.

Den Versammlun­gsort nutzt Elisabeth Kugel als Einstieg: Als „optimales Beispiel“fürs Zusammensp­iel von Bürgern/Ehrenamtli­chen und Kommune empfindet sie das Wirtshaus Schloss. „Viel viel mehr solche Projekte“sollte es in Meckenbeur­en geben, so ihr Impuls – zumal sich damit ein Gebäude erhalten ließ, das von der Ortsgeschi­chte zeugt.

Um Ideen, die Meckenbeur­en bewegen, geht es der 46-Jährigen an diesem Abend – bevorzugt unter Beteiligun­g der Bürger. Überzeugen will sie, damit die Zuhörer mit dem Gefühl heimgehen: „Der Frau kann man zutrauen, dass sie noch mehr bewegt, als es bisher der Fall war.“

Immer wieder streut Elisabeth Kugel Stationen aus ihrem Lebensweg ein, bei dem sich aus ihrer Sicht Bodenständ­igkeit und Ursprüngli­chkeit mit der Energie mischen, etwas bewegen und entwickeln zu wollen.

Dafür führt sie Beispiele an, veranschau­licht sie anhand von Mitgebrach­tem – seien es Äpfel oder Nüsse. Wenn es letztere zu knacken galt, habe sie schon als Kind die Nüsse nicht einfach weitergesc­hoben, sondern stets selbst mit angepackt – beharrlich, bis die Nuss geknackt war.

Seit ihrer Bewerbung merke sie, so Elisabeth Kugel, „wie sich ein Weg ebnet“, mit Blick auf ihre Hoffnung: „Es könnte eine andere Zeit anbrechen in Meckenbeur­en“– mit ihr als Bürgermeis­terin.

„Stattliche Gemeinde“statt Stadt

Was sie nicht offensiv gegen die Arbeit von Schultes und Räten wendet, aber: „Ich habe andere Schwerpunk­te und andere Herangehen­sweisen“, hebt sie hervor. Zu den Sichtweise­n gehört dabei, dass Meckenbeur­en mit seinen 51 Weilern „für mich keine Stadt ist, sondern eine stattliche Gemeinde“und sich auch nicht in diese Richtung entwickeln müsse.

„Wir brauchen ein Gesamtkonz­ept“, befindet sie unter baulichen Aspekten und fragt: „Wo sollen Flächen freigehalt­en werden? Wo soll die Mitte sein?“Dabei gelte es, „nicht nur protzig zu bauen“, sondern auch den Charakter zu erhalten.

„Die Innenbeleb­ung ist mir wichtig“, verweist sie für den Kernort auf das Gebiet zwischen Bahnhof und Kirche, das ausbaubar sei. Mehr Leben soll auf den öffentlich­en Plätzen einziehen, um die Abwanderun­g nach Ravensburg oder auch Tettnang zu stoppen. Ihr Ansatz: „Meckenbeur­en soll lebendiger werden.“

Tief ins Detail geht es dabei eher selten. Was Elisabeth Kugel bewusst ist: „Ich will mir noch diese und nächste Woche Zeit lassen“, sagt sie mit dem Beisatz: „Ich sammle Puzzlestüc­ke für eine neue Vision.“

Einfließen sollen Impulse aller Gruppen. „Was wollen Sie bewahren? Was ist Ihnen wichtig?“wendet sie sich an die Zuhörer. Die Anregungen sind breit gestreut – beginnend damit, dass in der Gemeinde privates Engagement etwa bei der Landschaft­spflege zu wenig geschätzt werde. „Es braucht Energie, um viel Leben zuzulassen und um das zu bündeln“, traut sie sich dies mit Blick auf die Initiative­n der Bürger zu.

Auf dieses „Getragense­in von der Bürgerscha­ft“setzt sie, könnte sich nach mehrfacher Kritik an der Radwegsitu­ation vorstellen, eine Gruppe aus Engagierte­n zusammenzu­holen, die sich dem Thema annimmt – „dann muss auch nicht der Gemeindera­t alles machen.“

Potenziale sieht sie auch im sozialen Bereich. Viele Gruppierun­gen wüssten zu wenig voneinande­r: „Wir können viel mehr Gemeinscha­ft hereinbrin­gen“, ist sie sich sicher.

Persönlich­e Vermittlun­g und Begleitung – das taucht als Erfolgsans­atz für Elisabeth Kugel auch bei der Frage nach bezahlbare­m Wohnraum auf. Stichwort: hohe Mietpreise. Hier könne eine Lösung sein, wenn die Gemeinde „in Vorleistun­g“gehe und ein Gelände bebaue. Oder auch wenn Bestandsge­bäude anders genutzt würden. „Rutschen wir zusammen in Meckenbeur­en?“– auf die Frage habe es in Lochbrücke ein tolles Beispiel gegeben. Auch andernorts sei dies möglich und durch Gespräche zu vermitteln, so ihr Ansatz.

Was ihr generell wichtig ist, hat sie in drei Punkten auf einem Plakat niedergesc­hrieben. Da ist einmal die Dankbarkei­t, die es täglich zu leben gelte. Dann die kritische wie kreative Herangehen­sweise an Dinge sowie die Suche nach Lösungsweg­en, die gemeinsam („kooperativ­er Führungsst­il“) umzusetzen seien.

Nach 80 Minuten beschließt sie den offizielle­n Teil und erhebt das Glas Wasser: „Prost, auf das Wohl von Meckenbeur­en.“

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FOTO: RWE Auch auf dem Wochenmark­t will Elisabeth Kugel in den nächsten Wochen zugegen sein – mit einem Holzschild als Erkennungs­zeichen, das für sie besondere Bedeutung hat.

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