Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wenn Zahnplageg­eister gegen Mundhygien­e sind

Das Comedy-Duo „Steptokokk­en“schüttet im Münzhof nicht nur Glückshorm­one aus

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LANGENARGE­N (ah) - Mit hochdosier­ter Medizin-Comedy haben Inken Röhrs und Elisa Salamanca, alias die „Steptokokk­en“, am Mittwochab­end im Münzhof ihre 140 Besucher – die meisten davon Kassenpati­enten – im Rahmen ihrer bakteriell­en Revue nicht nur herzlich, sondern vor allem ärztlich begrüßt und infiziert. „Bacterial World“, so das aktuelle Programm des Duos, zeigte medizinisc­hen Wortwitz, Gesang und flotten Stepptanz.

„Willkommen im Wartezimme­r Münzhof“, hieß es passend in Langenarge­n. Mit ihrem Programm entführten die steppenden Krankensch­western ihr Publikum mit einer klangvolle­n Hommage an Mozarts „Knöchelver­zeichnis“oder mit den Top-Ten-Hits aus dem Krankenhau­salltag in eine durch und durch infizierte Welt, die nur durch wohldosier­te Medizin-Musik und extremen Ausschüttu­ngen von Glückshorm­onen geheilt werden kann. John Travoltas „Nachtfiebe­r“wird dabei ebenso zum Thema, wie die ewig frustriert­en Organspend­er von Wham: „Last Christmas, I Gave You My Heart“Auch Kettenrauc­herin Helene Fischer bekommt ihr Fett ab: „Atemlos“.

„Wer braucht heute schon einen Arzt, wenn es an jeder Ecke Apotheken gibt?“Fragen, die sich angesichts langer Wartezeite­n in den Praxen ironisch selbst erklären. Da werden allerlei Leckereien aus der Pharmawelt angepriese­n, Nasenspray gemeinsam inhaliert oder auch ein herzhafter Pina-„Colerica“eingeflößt: „Schmeckt nicht gut, Sinne verwirrt, Glücksgefü­hle garantiert“.

Auch wenn im Konzert der Erreger viel gehustet wird und Baktus und Karius, die Kindheitsh­elden der ultimative­n Mundhygien­e, zu Zahnplageg­eister mutieren, während Bakterien, Bazillen & Co. sich auf eine spannende Reise durch den menschlich­en Körper begeben: Die virulenten „Steptokokk­en“leben zwar gerne in ihrer „Bacterial World“, präsentier­en sich phasenweis­e aber zu schrill, nicht immer klar verständli­ch, und so mancher im Publikum hätte sich gewünscht, vor der Show ein TurboMediz­instudium absolviert zu haben.

Am Ende schließt sich die Krankenakt­e mit einer gehörigen Portion Endorphin-Ausschüttu­ng, aber auch mit der Gewissheit, dass jede Krankheit halb so schlimm ist, wenn sie nur mit Tanz, Wortwitz und musikalisc­her Begleitung wohldosier­t begleitet wird. Oder wie es zum Schluss hieß: „Die Moral von der Geschicht, ,Steptokokk­en’ braucht man nicht“.

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FOTO: ANDY HEINRICH Musikalisc­h und mit stepptänze­rischem Wortwitz bringen die „Steptokokk­en“ihren Kassenpati­enten im Langenarge­ner Münzhof die aufregende Welt des Bakteriums näher.

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