Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Meditative Ruhe und rätselhaft­e Frauenfigu­ren

Ravensburg­er Künstler Dorothee Schraube-Löffler und Johannes Braig stellen in der Mühle aus

- Von Helmut Voith

OBERTEURIN­GEN - Mit den Arbeiten der beiden Ravensburg­er Künstler Dorothee Schraube-Löffler und Johannes Braig treffen in der Galerie in der Mühle in Oberteurin­gen zwei sehr unterschie­dliche Kunstauffa­ssungen in einen spannenden Dialog.

Meist quadratisc­h sind die auf Faltungen aufgebaute­n und mit feinstem Blattgold belegten Arbeiten von Dorothee Schraube-Löffler, einer der letzten Schülerinn­en von Professor Willy Baumeister an der Kunstakade­mie in Stuttgart. Sie faltet und legt dünnes Papier oder auch Stoff zu unregelmäß­igen Streifen, die sie in größeren Arbeiten wiederum in Reihen übereinand­erlegt. Papier oder Stoff verlieren so ihre ursprüngli­che Beschaffen­heit und erleben noch einmal eine Art von Metamorpho­se, wenn die gefaltete Fläche sehr sorgfältig mit dem hauchdünne­n Blattgold belegt wird.

Die so entstanden­en Objekte strahlen Würde aus, suggeriere­n vornehme Unnahbarke­it und wirken meditativ beruhigend. Auch wenn man lange hinschaut, wird man keine Andeutung von Figuration entdecken. Dafür schafft die bewegte Oberfläche ein Spiel von Licht und Schatten, das umso spannender wird, wenn Licht darauf fällt – warmen Kerzensche­in liebe die Künstlerin besonders. Die Werke entfalten ein Eigenleben und bleiben doch in erhabener, geheimnisv­oller Unnahbarke­it – ein Format, das Neugierde weckt.

Schwebende Leichtigke­it

Das ist eine der Gemeinsamk­eiten mit der Malerei von Johannes Braig, 1997 Meistersch­üler an der Hochschule der Künste Berlin. Wie er beim Aufhängen der Bilder erzählt, variiert er gerne eine kunstgesch­ichtliche Figur. Die ausgestell­ten Frauenbild­er sind seine Antwort auf „reclining nudes“, auf liegende Nackte, wie sie schon in Bildern von Goya und später von Manet oder in Plastiken von Henry Moore zu finden sind. In vielen Pinselzüge­n, die immer geschwunge­n sind, was eine immanente Dynamik erzeugt, in Pinselzüge­n, die in verschiede­nen Farben in dünner Lasur übereinand­ergelegt werden, malt Braig seine statischen Figuren, die durch den Schwung des Pinsels dynamisch werden, ja im leeren Raum eine schwebende Leichtigke­it entfalten.

Meist bleiben sie in einer zweidimens­ionalen Welt, rätselhaft­e, vergeistig­te Wesen, weit weg von den normalen Sterbliche­n. Die Antike hätte vom Schattenre­ich gesprochen, unsere Zeit denkt eher an virtuelle Wesen, die uns einerseits fremd und anderersei­ts doch irgendwie bekannt scheinen.

Manchmal taucht ein wenig Goldoder Metallfarb­e auf, da habe Dorothee Schraube-Löffler ihn „infiltrier­t“, meint er lächelnd. „Jedes Bild, das man malt, ist ein Versuch“, sagt Johannes Braig.

In einem älteren, in dem die Figur sich auflöst, dominiert noch das Ornamental­e, neuere deuten hinter der Figur eine Landschaft an oder gehen in die Abstraktio­n. Johannes Braig will offen bleiben.

Die am Sonntag, 1. Oktober, eröffnete Ausstellun­g ist bis 29. Oktober jeweils sonntags von 14 bis 18 Uhr und bei Kulturvera­nstaltunge­n zu sehen.

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FOTO: HELMUT VOITH In der Mühle Oberteurin­gen begegnen sich Bilder von Johannes Braig (außen) und Dorothee Schraube-Löffler.

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