Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bürger wehren sich gegen Hotel-Pläne

Bibobs will notfalls gegen Neubauten auf Gut-Büchel-Gelände klagen

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Die Aussicht ist traumhaft, die Lage auf dem Hang zwischen der Ravensburg­er Kernstadt und der Weststadt perfekt: Gut Büchel soll nach Willen der Besitzer zu einem Vier-Sterne-Wellness-Hotel werden. Dafür sollen hinter dem denkmalges­chützten Ensemble, das von weither sichtbar ist, weitere Bauten für 84 Zimmer entstehen. Derzeit läuft ein Architekte­nwettbewer­b. Das Projekt stößt allerdings auf heftigen Widerstand. Die Bürgerinit­iative am Oberen Büchelweg (Bibobs) fürchtet unter anderem eine drastische Zunahme von Verkehr und Lärm im Wohngebiet.

„Man darf sich nicht alles gefallen lassen.“Ingrid Mauch-Frohn gibt sich kämpferisc­h. Die frühere Stadträtin der CDU im Ravensburg­er Gemeindera­t hat in ihrer 20-jährigen kommunalpo­litischen Arbeit genug Erfahrunge­n gesammelt, um zu wissen, wie sich Bürger erfolgreic­h gegen störende Projekte in ihrer Nachbarsch­aft wehren können. Gegründet hatte sich die Bibobs seinerzeit wegen eines angrenzend­en Neubaugebi­etes, das zwar trotzdem gebaut wurde, aber deutlich kleiner, als ursprüngli­ch geplant. „Zehn von 30 Häusern haben wir verhindert, immerhin“, sagt Mauch-Frohn.

Jetzt wollen die verblieben­en elf Mitglieder der Bibobs gegen die Hotelpläne auf Gut Büchel vorgehen. Das denkmalges­chützte Anwesen liegt im bisherigen Außenberei­ch und ist im Regionalpl­an als sogenannte­r „Regionaler Grünzug“definiert. Eigentlich wäre das Gelände folglich von weiterer Bebauung freizuhalt­en. Auch, weil die Kaltluftsc­hneise dadurch beeinträch­tigt werden könnte, argumentie­rt Mauch-Frohn. „Die Luft in Ravensburg ist so schon schlecht genug, die Werte an der Frauentork­reuzung und am Kaufland sind eine Katastroph­e.“Der Regionalpl­an wird aber gerade – wie alle 15 Jahre üblich – geändert, und es stehe zu befürchten, dass der zuständige Regionalve­rband „einknickt“und die klimatisch­en Bedenken über Bord werfe, fürchtet Mauch-Frohn.

Sie mutmaßt, dass die zur Finanzieru­ng des Projekts notwendige­n Mittel – die Rede ist von 16 bis 20 Millionen Euro – zum Teil über den zusätzlich­en Bau von Wohnungen aufgebrach­t werden sollen und glaubt dem Besitzer nicht, dass dieser nur Mitarbeite­rwohnungen errichten will. Unter dem „Deckmantel des Mitarbeite­rwohnens“würden so tausend Quadratmet­er Wohnfläche in bester Lage entstehen, das entspräche zum Beispiel 17 Wohneinhei­ten zu je 60 Quadratmet­ern oder sieben Einfamilie­nhäusern zu 140 Quadratmet­ern. „Betrieblic­he Belange hierfür sind nicht erkennbar. Die geplante Wohnnutzun­g hat ersichtlic­h nur das eine Ziel, die Gewinne des Investors zu maximieren“, schreibt der Anwalt der Bibobs, Markus Edelbluth aus Freiburg. Weshalb sich die Mitarbeite­r des Hotels nicht im übrigen Stadtgebie­t von Ravensburg Wohnungen suchen könnten – wie in jedem anderen Unternehme­n auch – bleibe offen.

Die Gebäude für die eigentlich­en Hotelzimme­r seien mit einer Höhe von zehn Metern überdimens­ioniert, findet Mauch-Frohn. Letzlich fürchten die Anwohner auch Verkehrslä­rm, wenn die künftigen Hotelgäste über die schmalen Sträßchen hochfahren, und nächtliche­n Lärm von Open-Air-Veranstalt­ungen. Bei einem Wellness- und Event-Hotel handele es sich schließlic­h um ein Gewerbe, das in einem reinen Wohngebiet eigentlich nichts zu suchen habe. Sollten die Pläne weiterverf­olgt werden, will die Bibobs dagegen klagen.

Klimafreun­dlich planen

„Die Kommunalpo­litik steht den Hotelpläne­n mehrheitli­ch aufgeschlo­ssen gegenüber, und man versucht, klimafreun­dlich zu planen“, sagt der Ravensburg­er Baubürgerm­eister Dirk Bastin auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Hauptlufts­chneise führe an der geplanten Neubebauun­g vorbei. Zudem seien die Gebäude mit den Zimmern kleiner als das bestehende Ensemble, sodass sie von der Stadt aus nicht zu sehen sein werden.

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FOTO: DEREK SCHUH Wird Gut Büchel ein Vier-Sterne-Hotel? Die Nachbarn sind strikt dagegen.

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