Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Zettelwirtschaft
Kassenzettel, Einkaufszettel, Laufzettel, Beipackzettel, Waschzettel. Die Freundin sammelt Kassenzettel. Sie sammelt sie im Geldbeutel. Einmal im Jahr wird er geleert. Ich finde, es gibt schlimmere Marotten. Laufzettel gehen im Büro rum, damit jeder weiß, wer wann was machen muss oder gemacht hat. Bitte immer schön ein Häkchen machen! Natürlich erst nach der Erledigung. Einkaufszettel sorgfältig schreiben, möglichst noch mit Wegeplan: Wohin gehe ich zuerst – und dann zuhause liegen lassen. Beim Einkaufen erfolgt dann die Gedächtnisprüfung. Vor Beipackzetteln habe ich einen Horror. Haben Sie schon einmal einen Beipackzettel aus der Pillenschachtel wieder so zusammengefaltet gekriegt wie er ursprünglich war? Ich nicht. Für mich ist es ohnehin am besten, wenn ich die ganzen aufgeführten Nebenwirkungen gar nicht erst lese. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mich mindestens 50 Prozent der aufgeführten Krankheiten heimtückisch über Nacht befallen würden.
Meine liebsten Zettel sind Waschzettel. Wie viele Pullover habe ich schon auf Puppengröße verkleinert, weil ich sie mit 30 Grad wusch wie angegeben! In meiner neuen Jacke habe ich acht vorn und hinten beschriebene Zettel mit Waschanleitungen und weiteren Informationen entdeckt. In 18 Sprachen. Ich habe nachgezählt! Auch die Zusammensetzung war angegeben. Die Jacke, rundum aus dem gleichen Stoff, besteht laut Waschzettel aus einem Materialmix von 300 Prozent. Wie verteilt sich eine Gesamtmenge auf 300 Prozent? Ich habe bis jetzt immer geglaubt, dass bei 100 Prozent Schluss wäre. In der letzten Pisa-Studie 2015 wurde festgestellt, dass jeder 5. Schüler Probleme mit Rechnen und Rechenaufgaben hat. Ist da tatsächlich was Wahres dran und trifft das dann auch auf den Rest der Bevölkerung zu? In diesem Fall glaube ich allerdings eher: Da hat sich jemand verzettelt.