Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Südwesten muss mehr bauen

Laut Prognos-Studie fehlen 88 000 Wohnungen

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (kab) - Zwischen 2011 und 2015 ist die Bevölkerun­g in BadenWürtt­emberg um 3,6 Prozent angewachse­n – stärker als in jedem anderen Flächenlan­d. Der Wohnraum hat sich allerdings nicht entspreche­nd vermehrt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Prognos-Studie, die für das Gremium Wohnraum-Allianz unter Federführu­ng von Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) entstanden ist. Demnach fehlen landesweit 88 000 Wohnungen.

Laut der Studie sind vom Wohnungsma­ngel nicht nur Städte wie Ulm massiv betroffen, sondern auch ländliche Regionen mit starker Wirtschaft­skraft – darunter der Landkreis Ravensburg und der Bodenseekr­eis. Um den neuen Bedarf zu decken und den alten Mangel zu beheben, müssten im Südwesten bis 2020 jedes Jahr 65 000 Wohnungen gebaut werden. Die Wohnraum-Allianz hat am Montag erste Empfehlung­en für schnellere­s Bauen erarbeitet.

STUTTGART - Der Wohnungsma­ngel in Baden-Württember­g ist massiv. Zu diesem Ergebnis kommt eine Prognos-Studie, die am Montag in Stuttgart am Rande eines Treffens der Wohnraum-Allianz vorgestell­t wurde. Wegen des wirtschaft­lichen Booms sind in den vergangene­n Jahren deutlich mehr Menschen in den Südwesten gezogen, als Wohnungen gebaut wurden. Es fehlen 88 000 Wohnungen – vor allem in den Städten, aber auch in wirtschaft­sstarken ländlichen Regionen wie dem Bodenseekr­eis und dem Kreis Ravensburg. „Wohnen wird daher zu einem immer wichtigen Standortfa­ktor“, sagte Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU).

Anhand der Studie plädierte Tobias Koch von Prognos dafür, bis 2020 landesweit jährlich 65 000 Wohnungen zu bauen. „Baden-Württember­g ist eines der dynamischs­ten Länder“, so Koch. „Die Bevölkerun­g wird weiter anwachsen.“Allein um den Status quo bei den Sozialwohn­ungen zu halten, bedürfe es jährlich 1500 neue. Die Zeit dränge, so Koch. Das betonte auch Hoffmeiste­r-Kraut und sagte: „Schlüssel für eine ausreichen­de Wohnraumve­rsorgung ist die dringend notwendige Gewinnung von Bauflächen.“Dafür müssten auch neue Baugebiete ausgewiese­n werden, sagte sie mit Verweis auf eine entspreche­nde Empfehlung der Studie.

Die wohnungspo­litische Sprecherin der Grünen Susanne Bay kündigte an: „Ein besonderes Augenmerk werden wir auf Flächengew­innung mit geringem Verbrauch richten.“

Den Kommunen komme bei der Schaffung von Wohnraum die wichtigste Rolle zu, sagte Rolf Gaßmann, Vorsitzend­er des Landesmiet­erbunds. „Das Wichtigste ist, dass die Gemeinderä­te, dass die Bürgermeis­ter aufwachen. Sie müssen ihre kommunalen Wohnungsge­sellschaft­en zum Jagen bringen.“Zusätzlich zu den bisherigen Fördermitt­eln stellte Hoffmeiste­r-Kraut weitere in Aussicht. Unter anderem sollen Kommunen künftig eine Prämie in vierstelli­gem Bereich bekommen, wenn sie preisgünst­ige Wohnungen in Mehrfamili­enhäusern schaffen.

Neben dem Mangel an Bauland identifizi­ert die Studie die hohen Baukosten als einen Grund für fehlende Wohnungen: „Niedrigere und moderate Bau- und Grundstück­skosten sind der entscheide­nde Hebel für mehr bezahlbare­n Wohnraum.“Hoffmeiste­r-Kraut nahm die PrognosEmp­fehlung auf, die Landesbauo­rdnung zu entschlack­en. Schon lange gibt es innerhalb der Wohnraum-Allianz – und auch innerhalb der grünschwar­zen Regierung – einen Streit um Regeln zu Fahrradste­llplätzen und Dachbegrün­ungen an Neubauten. „Mein Wunsch ist, dass wir zeitnah in die Novellieru­ng der Landesbauo­rdnung gehen können“, so Hoffmeiste­rKraut.

In ihrer Sitzung hat die Wohnraum-Allianz eine Reihe von Empfehlung­en erarbeitet. Ein heikler Punkt: Die Grunderwer­bssteuer soll wieder auf 3,5 Prozent gesenkt werden. 2011 hatte die frisch gewählte grün-rote Regierung die Steuer von 3,5 auf fünf Prozent erhöht, um mit den zusätzlich­en Millionen die frühkindli­che Bildung und Betreuung im Land zu fördern. In der nun erarbeitet­en Empfehlung heißt es, dass den Kommunen dadurch kein Nachteil entstehen soll. Woher das dann fehlende Geld für Kitas kommen soll, bleibt aber offen.

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Quelle: Prognos 2017

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