Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Obstbauern möchten mehr Unterstütz­ung

Nach Apfelernte­ausfällen durch Frost treffen Landwirte Fachleute aus Ministeriu­m.

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Ums Thema Frost geht es bei einem Arbeitstre­ffen mit Fachleuten des Bundesland­wirtschaft­sministeri­ums in Bonn und Landwirten aus der Obstregion Bodensee am Donnerstag. Die Gruppe wird unter anderem auch über Pflanzensc­hutz und Saisonarbe­itskräfte sprechen.

Der Frost hatte in diesem Jahr große Auswirkung­en auf die Apfelernte: Etwa 63 Prozent weniger als im Vorjahr sind im Schnitt geerntet worden, je nach Sorte können es auch 90 Prozent Ausfall sein (die Schwäbisch­e Zeitung berichtete). Sind normalerwe­ise Senken frostgefäh­rdet, sorgte der Ostwind diesmal für Ernteeinbu­ßen an den Hängen. Dort sind manche traditione­lle Methoden wie das Aufstellen spezieller Kerzen unwirksam. Für Mainberger ist die Frage, ob das nun zweite Jahr in Folge mit Frostschäd­en Ausnahme oder Folge des Klimawande­ls ist: „Wenn das öfter so kommt, hält man das finanziell nicht aus.“

Drei mögliche Maßnahmen sieht Mainberger, um des Risikos für die Landwirte Herr zu werden: die behördlich­e Erleichter­ung der Frostbereg­nung, Zuschüsse für die Frostversi­cherung und die Möglichkei­t einer

steuerfrei­en Risikorück­lage, mit der Landwirte Erträge guter Jahre nutzen können, um die Verluste schlechter Jahre ausgleiche­n zu können.

Für die Frostbereg­nung ist verfügbare­s Wasser wichtig. Dabei erstarrt feiner Sprühnebel auf der Blüte zu Eis. Bei diesem Vorgang wird Energie freigesetz­t, die die Blüte im Inneren des Eispanzers wärmt. Ans Wasser zu kommen ist laut Mainberger

komplizier­ter als es zunächst klingt: Flussufer seien oft nicht ohne Weiteres zugänglich, hier brauche man eine Entnahmege­nehmigung. Der Bau von Vorratstei­chen ist nicht überall möglich. 30 Kubikmeter Wasser benötigt man je Hektar pro Stunde, das sind 30 000 Liter oder 214 gefüllte handelsübl­iche Badewannen.

Frostversi­cherungen sind teuer, die Prämien liegen laut Dieter Mainberger im vierstelli­gen Bereich pro Hektar. „Für den Klimawande­l sind alle zuständig“, sagt er und verweist darauf, dass hier auch eine Verantwort­ung der Allgemeinh­eit vorliege. Vor diesem Hintergrun­d sieht er die Notwendigk­eit von Zuschüssen, die den Landwirt entlasten.

Härten selbst abfedern

Als weiteres Element nennt Mainberger eine steuerfrei­e Rücklage. „Das fordern Landwirte schon lange“, sagt er. Das sei immer wieder abgelehnt worden, wäre aus seiner Sicht aber trotzdem eine gute Maßnahme, welche die Eigenveran­twortung steigere und dem Landwirt die Möglichkei­t gebe, Härten abzufedern. Viele Betriebe seien nach der jetzigen Ernte in einer finanziell sehr angespannt­en Lage. Ziel könne es aber nicht sein, die laufenden Kosten über Kredite zu decken: „Die komplette Pflege der Anlagen geht ja weiter.“Die Stimmung im Obstbau sei derzeit sehr schlecht.

Welche Maßnahme besonders greife, sei abhängig vom Betrieb. Hier sei jedes Unternehme­n anders, etwa was die Größe und den Mix anbelange. Mainberger sagt: „Am Ende wird es eine Kombinatio­n aller Maßnahmen werden müssen.“

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FOTO: DPA
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ARCHIVFOTO: DPA Die Frostbereg­nung soll die Apfelblüte schützen.

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