Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Obstbauern möchten mehr Unterstützung
Nach Apfelernteausfällen durch Frost treffen Landwirte Fachleute aus Ministerium.
TETTNANG - Ums Thema Frost geht es bei einem Arbeitstreffen mit Fachleuten des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Bonn und Landwirten aus der Obstregion Bodensee am Donnerstag. Die Gruppe wird unter anderem auch über Pflanzenschutz und Saisonarbeitskräfte sprechen.
Der Frost hatte in diesem Jahr große Auswirkungen auf die Apfelernte: Etwa 63 Prozent weniger als im Vorjahr sind im Schnitt geerntet worden, je nach Sorte können es auch 90 Prozent Ausfall sein (die Schwäbische Zeitung berichtete). Sind normalerweise Senken frostgefährdet, sorgte der Ostwind diesmal für Ernteeinbußen an den Hängen. Dort sind manche traditionelle Methoden wie das Aufstellen spezieller Kerzen unwirksam. Für Mainberger ist die Frage, ob das nun zweite Jahr in Folge mit Frostschäden Ausnahme oder Folge des Klimawandels ist: „Wenn das öfter so kommt, hält man das finanziell nicht aus.“
Drei mögliche Maßnahmen sieht Mainberger, um des Risikos für die Landwirte Herr zu werden: die behördliche Erleichterung der Frostberegnung, Zuschüsse für die Frostversicherung und die Möglichkeit einer
steuerfreien Risikorücklage, mit der Landwirte Erträge guter Jahre nutzen können, um die Verluste schlechter Jahre ausgleichen zu können.
Für die Frostberegnung ist verfügbares Wasser wichtig. Dabei erstarrt feiner Sprühnebel auf der Blüte zu Eis. Bei diesem Vorgang wird Energie freigesetzt, die die Blüte im Inneren des Eispanzers wärmt. Ans Wasser zu kommen ist laut Mainberger
komplizierter als es zunächst klingt: Flussufer seien oft nicht ohne Weiteres zugänglich, hier brauche man eine Entnahmegenehmigung. Der Bau von Vorratsteichen ist nicht überall möglich. 30 Kubikmeter Wasser benötigt man je Hektar pro Stunde, das sind 30 000 Liter oder 214 gefüllte handelsübliche Badewannen.
Frostversicherungen sind teuer, die Prämien liegen laut Dieter Mainberger im vierstelligen Bereich pro Hektar. „Für den Klimawandel sind alle zuständig“, sagt er und verweist darauf, dass hier auch eine Verantwortung der Allgemeinheit vorliege. Vor diesem Hintergrund sieht er die Notwendigkeit von Zuschüssen, die den Landwirt entlasten.
Härten selbst abfedern
Als weiteres Element nennt Mainberger eine steuerfreie Rücklage. „Das fordern Landwirte schon lange“, sagt er. Das sei immer wieder abgelehnt worden, wäre aus seiner Sicht aber trotzdem eine gute Maßnahme, welche die Eigenverantwortung steigere und dem Landwirt die Möglichkeit gebe, Härten abzufedern. Viele Betriebe seien nach der jetzigen Ernte in einer finanziell sehr angespannten Lage. Ziel könne es aber nicht sein, die laufenden Kosten über Kredite zu decken: „Die komplette Pflege der Anlagen geht ja weiter.“Die Stimmung im Obstbau sei derzeit sehr schlecht.
Welche Maßnahme besonders greife, sei abhängig vom Betrieb. Hier sei jedes Unternehmen anders, etwa was die Größe und den Mix anbelange. Mainberger sagt: „Am Ende wird es eine Kombination aller Maßnahmen werden müssen.“