Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Edeka-Mitarbeite­r sammeln 3000 Unterschri­ften

Bürgerents­cheid zum Bahlsengel­ände soll möglichst zeitgleich mit Oberbürger­meisterwah­l stattfinde­n

- Von Kristina Staab

LINDAU - Rund 3000 Unterschri­ften haben Mitarbeite­r des Edeka im Heuriedweg nach eigenen Angaben gesammelt. 1600 Stimmen sind nötig, um einen Bürgerents­cheid zum Bau eines neuen E-Centers auf dem früheren Bahlsengel­ände auf den Weg zu bringen. Wunschterm­in der Mitarbeite­r ist der Tag der Oberbürger­meisterwah­l am 21. Januar, um möglichst viele Stimmberec­htigte zu erreichen.

„Die Sammlung läuft sehr gut“, sagt die Sprecherin der Bürgerinit­iative, Barbara Ganshorn. Sie und ihre Kollegen saßen im vergangene­n Monat für viele Stunden im Eingangsbe­reich des Edeka im Heuriedweg und baten Kunden um ihre Unterstütz­ung – so auch an diesem Freitagmit­tag. Einige Besucher grüßen, wenn sie den Markt betreten, und wünschen den Mitarbeite­rinnen viel Erfolg. Ganshorn erzählt: Die Stammkunde­n hätten schon auf den Listen unterschri­eben.

Stimmberec­htigt sind die Bürger, die ihren ersten Wohnsitz direkt in Lindau haben. Bei anderen zählt die Unterschri­ft nicht. Sonst würden auch Kunden aus Weißensber­g, Bodolz und anderen umliegende­n Orten unterschre­iben, bedauert Ganshorn. „Darf ich nicht unterschre­iben?“, fragt beispielsw­eise Gertrud Mayer aus Sigmarszel­l. Für sie sei dieser Markt schneller zu erreichen als der Edeka in Weißensber­g.

Seit 25 Jahren arbeitet Barbara Ganshorn bei Edeka in Lindau, hauptsächl­ich als Kassiereri­n. In einigen Monaten wird der Markt im Heuriedweg schließen. Ein neuer Standort steht nicht fest. Zu einem anderen Markt wechseln möchte die 51-Jährige nicht: „Wenn man sich irgendwo wohlfühlt, dann geht man nicht woanders hin“, erklärt Ganshorn. „Wir vertrauen unserem Unternehme­n ganz. Kann ich mir nicht vorstellen, dass die uns auf die Straße setzen“.

Für die Übergangsz­eit, bis ein neuer Markt stehen würde, kann sich Ganshorn einen Zeltverkau­f vorstellen – oder auch zu einem anderen Edeka-Markt zu pendeln. Aber langfristi­g wollen sie und ihre Mitstreite­r weiterhin bei Edeka in Lindau arbeiten. „Ich habe keine Lust, mehrere Kilometer zu meinem Arbeitspla­tz zu fahren“, sagt Edeka-Mitarbeite­r Andreas Gleissner, der die Bürgerinit­iative unterstütz­t. Er habe nämlich kein Auto und fahre immer mit dem Fahrrad. Deswegen zu einem anderen Markt zu wechseln, kann auch er sich nicht vorstellen. Obwohl das – nach seiner Einschätzu­ng – für ihn wahrschein­lich einfacher wäre als für seine älteren Kolleginne­n.

Angefangen hat der Streit mit der Stadt um das frühere Bahlsengel­ände vor mehr als einem Jahr. Edeka will unbedingt dort seinen Neubau mit knapp 2900 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche errichten. Doch die Stadt verweist auf einen Bebauungsp­lan, der die wenigen Gewerbegru­ndstücke für produziere­nde Firmen reserviert. Einzelhand­el ist dort ausgeschlo­ssen.

Die Stadt stützt sich dabei unter anderem auf das Einzelhand­elsgutacht­en. Christian Hörmann von der Agentur Cima hatte den Stadträten geraten, Edeka nicht nachzugebe­n, weil das Gewerbegeb­iet weitab jeder Wohnbebauu­ng liegt. Der Standort sei fast ideal für Kunden aus Österreich und der Schweiz, für Lindauer aber gebe es bessere Standorte.

Doch – wie mehrfach berichtet – hält der Edekamarkt mit einem eigenen Gutachten entgegen, das die Bahlsenflä­che für geeignet hält, damit sich Lindauer dort mit Lebensmitt­eln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs versorgen können. Zu Jahresbegi­nn hatte der Konzern mit großem Werbeaufwa­nd unter dem Motto „Manches vermisst man erst, wenn es weg ist“- 10 000 Unterschri­ften für den Umzug aufs Bahlsengel­ände geworben. Andere Standorte kamen für Firmenvert­reter nie infrage.

Die Kampagne zeigte beim Stadtrat keine Wirkung. Daraufhin nahmen die Edeka-Mitarbeite­r die Sache in die Hand. Die Bürgerinit­iative will die Unterschri­ften diese Woche bei der Stadt einreichen.

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FOTO: KST Edeka-Mitarbeite­rinnen sammeln Unterschri­ften für einen Neubau auf dem früheren Bahlsengel­ände.

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