Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Edeka-Mitarbeiter sammeln 3000 Unterschriften
Bürgerentscheid zum Bahlsengelände soll möglichst zeitgleich mit Oberbürgermeisterwahl stattfinden
LINDAU - Rund 3000 Unterschriften haben Mitarbeiter des Edeka im Heuriedweg nach eigenen Angaben gesammelt. 1600 Stimmen sind nötig, um einen Bürgerentscheid zum Bau eines neuen E-Centers auf dem früheren Bahlsengelände auf den Weg zu bringen. Wunschtermin der Mitarbeiter ist der Tag der Oberbürgermeisterwahl am 21. Januar, um möglichst viele Stimmberechtigte zu erreichen.
„Die Sammlung läuft sehr gut“, sagt die Sprecherin der Bürgerinitiative, Barbara Ganshorn. Sie und ihre Kollegen saßen im vergangenen Monat für viele Stunden im Eingangsbereich des Edeka im Heuriedweg und baten Kunden um ihre Unterstützung – so auch an diesem Freitagmittag. Einige Besucher grüßen, wenn sie den Markt betreten, und wünschen den Mitarbeiterinnen viel Erfolg. Ganshorn erzählt: Die Stammkunden hätten schon auf den Listen unterschrieben.
Stimmberechtigt sind die Bürger, die ihren ersten Wohnsitz direkt in Lindau haben. Bei anderen zählt die Unterschrift nicht. Sonst würden auch Kunden aus Weißensberg, Bodolz und anderen umliegenden Orten unterschreiben, bedauert Ganshorn. „Darf ich nicht unterschreiben?“, fragt beispielsweise Gertrud Mayer aus Sigmarszell. Für sie sei dieser Markt schneller zu erreichen als der Edeka in Weißensberg.
Seit 25 Jahren arbeitet Barbara Ganshorn bei Edeka in Lindau, hauptsächlich als Kassiererin. In einigen Monaten wird der Markt im Heuriedweg schließen. Ein neuer Standort steht nicht fest. Zu einem anderen Markt wechseln möchte die 51-Jährige nicht: „Wenn man sich irgendwo wohlfühlt, dann geht man nicht woanders hin“, erklärt Ganshorn. „Wir vertrauen unserem Unternehmen ganz. Kann ich mir nicht vorstellen, dass die uns auf die Straße setzen“.
Für die Übergangszeit, bis ein neuer Markt stehen würde, kann sich Ganshorn einen Zeltverkauf vorstellen – oder auch zu einem anderen Edeka-Markt zu pendeln. Aber langfristig wollen sie und ihre Mitstreiter weiterhin bei Edeka in Lindau arbeiten. „Ich habe keine Lust, mehrere Kilometer zu meinem Arbeitsplatz zu fahren“, sagt Edeka-Mitarbeiter Andreas Gleissner, der die Bürgerinitiative unterstützt. Er habe nämlich kein Auto und fahre immer mit dem Fahrrad. Deswegen zu einem anderen Markt zu wechseln, kann auch er sich nicht vorstellen. Obwohl das – nach seiner Einschätzung – für ihn wahrscheinlich einfacher wäre als für seine älteren Kolleginnen.
Angefangen hat der Streit mit der Stadt um das frühere Bahlsengelände vor mehr als einem Jahr. Edeka will unbedingt dort seinen Neubau mit knapp 2900 Quadratmetern Verkaufsfläche errichten. Doch die Stadt verweist auf einen Bebauungsplan, der die wenigen Gewerbegrundstücke für produzierende Firmen reserviert. Einzelhandel ist dort ausgeschlossen.
Die Stadt stützt sich dabei unter anderem auf das Einzelhandelsgutachten. Christian Hörmann von der Agentur Cima hatte den Stadträten geraten, Edeka nicht nachzugeben, weil das Gewerbegebiet weitab jeder Wohnbebauung liegt. Der Standort sei fast ideal für Kunden aus Österreich und der Schweiz, für Lindauer aber gebe es bessere Standorte.
Doch – wie mehrfach berichtet – hält der Edekamarkt mit einem eigenen Gutachten entgegen, das die Bahlsenfläche für geeignet hält, damit sich Lindauer dort mit Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs versorgen können. Zu Jahresbeginn hatte der Konzern mit großem Werbeaufwand unter dem Motto „Manches vermisst man erst, wenn es weg ist“- 10 000 Unterschriften für den Umzug aufs Bahlsengelände geworben. Andere Standorte kamen für Firmenvertreter nie infrage.
Die Kampagne zeigte beim Stadtrat keine Wirkung. Daraufhin nahmen die Edeka-Mitarbeiter die Sache in die Hand. Die Bürgerinitiative will die Unterschriften diese Woche bei der Stadt einreichen.