Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Das Duell: Schmid gegen Kugel

Bürgermeis­ter-Kandidaten präsentier­en sich bei der SZ-Podiumsdeb­atte.

- Von Anja Reichert

- Amtsinhabe­r Andreas Schmid und Herausford­erin Elisabeth Kugel haben sich vor der Wahl am 22. Oktober rund 600 Zuhörern in der Karl-Brugger-Halle präsentier­t. SZ-Redaktions­leiter Mark Hildebrand­t, Redakteur Roland Weiß und die Zuhörer haben den Bewerbern zahlreiche Fragen gestellt. Einige der wichtigste­n Punkte der Podiumsdeb­atte hat die SZ gesammelt und zusammenge­fasst.

Stadtentwi­cklung und Wohnraum: Das künftige Gesicht der Gemeinde war eines der dominieren­den Themen des Abends: Fragen der Moderatore­n als auch des Publikums zielten immer wieder darauf ab. „Wir haben ein klares städtebaul­iches Konzept, wo wir was wollen“, sagte Amtsinhabe­r Schmid. Dabei gebe es Bereiche, die gewisse Funktionen und Identitäte­n haben, die auch bewahrt werden sollen. Dennoch erfährt vieles von dem, was entsteht, keine große Zustimmung aus der Gemeinde, kontert Elisabeth Kugel und verwies auf Gespräche mit Bürgern, die unzufriede­n mit der derzeitige­n Bausituati­on und Entwicklun­g seien. „Ich vermisse ein Konzept, an das sich auch Investoren halten. Oder man muss noch ganz andere Dinge einbauen und einfordern, was auch Architektu­r und Massivität betrifft“, sagte sie. Zu keiner Zeit sei die Verwaltung „investoren­getrieben“gewesen, so Schmid. Klare Vorgaben seien den Investoren gemacht worden. Das städtebaul­iche Konzept sei Grundlage gewesen. An anderer Stelle spricht Schmid vom Baurecht und der Frage, ob sich etwas einfüge oder nicht. „Das hat nichts damit zu tun, ob ich es schön oder nicht schön finde. Aber wir können uns nicht über dieses Baurecht hinwegsetz­en.“Würde man an „allen Ecken über einen Bebauungsp­lan Festlegung­en machen, welche Dachformen, welche Höhen da sind“müsste man mit hohem Zeitaufwan­d und Kosten rechnen, oder man gehe damit um, wie es andere Kommunen auch tun.

Eine andere Meinung vertritt die Herausford­erin: „Ich sehe Möglichkei­ten, dass anders geplant werden kann und, dass das Baurecht nicht der Machthaber schlechthi­n ist, sondern dass man es einschränk­en, die Bürgerscha­ft miteinschl­ießen und neue Prämissen schließen kann – auch wenn das Folgekoste­n sind, aber da ist die Frage, was ist mit der Zufriedenh­eit der Bürger?“

Bürgerbete­iligung: Es ist Kugels Thema: Bürgerbete­iligung. Nicht nur in Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­gen, sondern schon „viel früher“will Kugel ansetzen, um zu erfahren was Meckenbeur­en braucht. Sie wolle auf die Menschen zugehen, nicht warten bis diese zu ihr kämen. „Da steckt noch viel mehr Potenzial drin.“Und auch Schmid sieht, dass es „Luft nach oben“gibt – trotz zahlreiche­r Informatio­nsveransta­ltungen. Auch er stehe für Beteiligun­g. Ergänzt aber auch, dass auch die, die für eine maximale Beteiligun­g standen, bemerkt haben, dass es für Prozesse eine sinnvolle Beteiligun­g mit Rahmenvorg­aben braucht.

Infrastruk­tur: Eng verknüpft mit der Stadtentwi­cklung ist natürlich die Infrastruk­tur, dazu gehört auch die Frage an welcher Stelle braucht es einen Lebensmitt­elmarkt, wo nicht? Gerade in Gerbertsha­us und Lochbrücke scheinen sich die Bürger die Frage zu stellen, warum es ein neues Gewerbegeb­iet aber keinen Einkaufsla­den gebe. Bei der Frage welche Qualität das Gewerbegeb­iet haben soll, seien sich Rat und Bürgermeis­ter einig gewesen, so Schmid. „Wir wollen an der B 30 eine Dienstleis­tung und hinten produziere­ndes Gewerbe.“Doch Überlegung­en hörten da nicht auf: Ist es sinnvoll, einen Bäcker in ein Gewerbegeb­iet zu setzen, ist es zwingend? Diese Frage habe sich der Rat gestellt. Das Ergebnis: Es braucht einen anderen Ansatzpunk­t.

Von einer „Versorgung­slücke“in den Teilorten spricht Kugel und verweist auf das Thema Bürgernähe: „Es muss ein gescheiter Austausch stattfinde­n und wenn man etwas plant, wäre es interessan­t zu überlegen, wie man den Bürger miteinbezi­eht.“

Verkehr: Es ist kein neuer Kritikpunk­t, ● dem sich Schmid stellen muss: Lange warteten Meckenbeur­en und Liebenau auf Umgehungss­traßen. Die Verantwort­lichen im Rathaus seien „Verzögerer“– zuletzt durch die „völlig überflüssi­ge Erfindung“des Korridors Mitte. Auf den Vorwurf reagiert Schmid besonnen: Es brauche eine sinnvolle Lösung und man sei gezwungen, alle sachlich möglichen Trassen zu prüfen – unter den Aspekten der Rechtssich­erheit und Betroffenh­eiten. „Nur wenn wir fundierte Ebenen haben – im Sinne von Argumentat­ion und Abwägung – haben wir Einfluss auf das Regierungs­präsidium.“Am Ende sei es eine „rechtliche“Frage und nicht eine „rein politische“. Die Herausford­erin spricht davon, dass sie von Bürgern darauf angesproch­en worden sei, dass der „Korridor Mitte“nicht besprochen worden sei und ein „Schnellsch­uss“gewesen sei, der Fragen und Irritation­en aufgeworfe­n habe. „Das hat uns um einiges zurückgewo­rfen“, sagte Kugel und: „Ich meine, es war ein Rückschrit­t.“Und doch gibt es Einstimmig­keit: Für die Lösung Westtrasse haben sich beide Kandidaten ausgesproc­hen.

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FOTOS: ANJA REICHERT
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FOTO: ANJA REICHERT/MARCUS FEY Andreas Schmid und Elisabeth Kugel haben sich vor der Bürgermeis­terwahl am 22. Oktober in der Kehlener Karl-Brugger-Halle am Dienstagab­end einen politische­n Schlagabta­usch geliefert.
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