Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Fotos aus dem Schilderwald
Wenn man so durch die Lande fährt, fällt einem ein Wald auf, der niemals blättert, der aber immer mal wieder für für nach unten fallende Gesichtszüge sorgt: der Schilderwald. Nichts bleibt der Fantasie überlassen – wo und wie lange man parken darf, wo man abbiegen muss oder es verboten ist, wer Vorfahrt hat: All das ist exakt darauf festgehalten. Auch eine letzte Lücke in der Wiesentalstraße in Meckenbeuren ist jetzt auf diese Weise geschlossen worden (siehe Seite 19).
Nun ist das für uns selbstverständlich. Es ist sogar so: Hilflosigkeit breitet sich aus, wenn wir nicht wissen, dass im Falle des Ausfalls einer Ampel nicht rechts vor links, sondern die Vorfahrt auf der einen Straße gilt, während die andere das Nachsehen hat. Ordnung muss sein.
Doch was für uns so selbstverständlich scheint, ist anderen gleich ein Fotoalbum wert. Ein Freund berichtet von Besuch aus den Vereinigten Arabischen Emiraten – eine Zufallsbekanntschaft von einem Aufenthalt dort. Als die Zeit des Aufbruchs naht, hat der Gast viele Orte bereist. Alte Burgen, prachtvolle Schlösser, eindrucksvolle Landschaften hat er gesehen.
Und was für Bilder zeigt er dem Gastgeber am letzten Abend? Verkehrsschilder, Parkleitsysteme, Infotafeln mit Aufschriften, wie alt das Gemäuer ist (als Nahaufnahme). Auch ein Baum ist mal darunter oder eine Blume. Nach den Motiven gefragt, sagt der Emirati: „Dass bei euch alte Häuser stehen, weiß jeder. Aber das mit den vielen Schildern glaubt mir daheim sonst niemand.“