Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bürger haben viele Ideen zum Doppelhaushalt
Nutzer von „Sag’s doch.de“setzen sich für bezahlbaren Wohnraum und Freizeitangebote für Jugendliche ein
FRIEDRICHSHAFEN - Die Stadt Friedrichshafen hat im Zuge der Haushaltsberatungen dazu aufgerufen, auf der Online-Seite „Sag’s doch“Ideen für den Doppelhaushalt einzureichen. Zu den Themen Wohnungswesen, Erholung und Wirtschaftsförderung wurden besonders viele Beiträge eingereicht.
Jörn von Lucke, Inhaber des Lehrstuhls für Verwaltungs- und Wirtschaftsinformatik an der Häfler Zeppelin-Universität, ist auch einer derjenigen, die Vorschläge auf der Seite veröffentlicht haben.
Allgemeine Verwaltung
Das Land Baden-Württemberg wird ihm zufolge demnächst ein „Open Data-Gesetz“verabschieden und ein „Open Data-Portal“für die Kommunen des Landes freistellen. Die Stadt solle deshalb mit anderen Kommunen und mit IT-Firmen zusammenarbeiten, um die Daten der Verwaltung für die Interessierten besser zugänglich zu machen.
Bauen, Wohnen, Erholung
Nutzerin „Lisa“schlägt eine Mietpreisbremse und mehr bezahlbaren Wohnraum vor. Alle Neubauprojekte sollten dabei aber immer die Umweltstandards einhalten. Nutzer „Roland“will mehr Grünflächen in der Innenstadt als Naherholungsorte erhalten.
Andere Besucher der Seite interessierten sich vor allem für die Probleme der jüngeren Generation der Stadt. „Patrick T.“setzt sich in seinem Beitrag für einen neuen Skatepark im Uferpark ein. „Jugendliche würden sich mehr bewegen, wenn die Erwachsenen sie ließen und entsprechende Angebote schaffen würden“, bekräftigt er seine Position.
Laut Anliegen aus „Sag’s doch“müsse die Stadt endlich einen Spielplatz im Zeppelindorf errichten. „Vincent“fordert, dass es mehr bezahlbaren Wohnraum für Studenten der Zeppelin-Universität und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg im Areal Fallenbrunnen geben solle.
Kindertagesstätten
Für Nutzer „Roland“müsse es in den Ferien Betreuungsangebote in den Schulen geben. „C_B“fordert von der Stadt höhere Investitionen in den Ausbau von Kindertagesstätten und Kindergärten.
Wirtschaft und Kultur
Einige Ideen der Internetseiten-Besucher drehen sich um den Wirtschaftsstandort Friedrichshafen. So sollte laut „Roland“die Stadt endlich ein Einkaufszentrum in der Innenstadt bauen, „um für Besucher, die hier einkaufen wollen, ähnlich attraktiv wie Ulm, Konstanz und Ravensburg“zu werden.
Der Themenkreis Kultur ist der letzte wichtige Bereich, für den Beiträge erstellt wurden. Nach „Sandammeer“sollte die Stadt den Wasserspeicher hinter dem Gelände des Stadtbahnhofs in ein Kulturzentrum umwandeln. „Man ist schon regelrecht gezwungen, nach Ravensburg zu fahren, um dort Geld auszugeben“, nennt Nutzer „Bodenseemonster“ein Hauptproblem der jüngeren Bewohner der Stadt.
Öffentliche Sicherheit
Die öffentliche Sicherheit und die soziale Sicherung sind für andere „Sag’s-doch“-Besucher ein wichtiges Thema. Für „Roland“seien Drainagen unentbehrlich, um Überflutungen von Kellern und Erdgeschossen verhindern zu können.
Nutzer „Atreh“will, dass die Stadt mehr in Gebäude für wohnsitzlose Menschen investiert. Daneben glaubt er, dass Wohngemeinschaften mit Menschen unterschiedlichen Alters die Zukunft sind.
Einige Nutzer wollen mehr Mittel für Geschwindigkeitskontrollen in der Stadt oder mehr aufgestellte Kameras sowie eine vermehrte Kontrolle von Falschparkern.
Lob und Kritik
Schließlich schlägt Jörn von Lucke vor, die Beiträge von „Sag’s doch“mit denen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) zu vergleichen und ähnliche Beiträge beider Plattformen zu markieren, um Wiederholungen zu vermeiden. Die meisten Bürger würden die Vorschläge, die beim ISEK gesammelt wurden, nicht kennen.
Die Statistik
Vom 24. Juni bis 26. Juli hat die Stadt über die Internetplattform Ideen für den Doppelhaushalt 2018/19 gesammelt. Dabei wurden innerhalb eines Monats 111 Ideen, 136 Stimmen und 131 Kommentare eingereicht. Insgesamt wurde die Ideensammlung 1904-mal besucht. Der beliebteste Vorschlag war der, der eine Skateanlage im Uferpark fordert.