Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Steffen Wohlfarth im Zwiespalt
Einsatz, Leidenschaft, Kampfkraft. Das alles stimmte beim FV Ravensburg am Samstag im Heimspiel in der Fußball-Oberliga. Letztlich musste Ravensburg gegen den 1. Göppinger SV aber doch mit einem Punkt zufrieden sein – weil die Abschlüsse alles andere als zielsicher waren. Neu-Trainer Steffen Wohlfarth stellt sich zudem die Frage, ob er künftig eher Spieler oder eher Trainer ist.
„Es ist sehr ärgerlich, dass wir nicht mehr aus unseren Chancen gemacht haben“, sagte Interimstrainer Wohlfarth. Dass der Stürmer gegen Göppingen nicht selbst auf dem Platz stand, hatte zwei Gründe. Zum einen behinderte Wohlfarth ein schmerzhafter und riesengroßer Bluterguss. „Der geht vom Knie bis zum Knöchel“, meinte der Ex-Profi. „Die Physiotherapeuten haben mir einen Einsatz verboten.“Zum anderen fordert die neue Aufgabe als Trainer ein anderes Augenmerk. „Ich muss Situationen im Training und im Spiel anders beurteilen und Entscheidungen treffen“, sagt Wohlfarth. „Deswegen stehe ich draußen und versuche mein Bestes, um den Verein aus der Situation herauszuholen.“
Wie wichtig der späte Ausgleich von Neu-Kapitän Sebastian Mähr in der 88. Minute war, zeigte die Reaktion von Wohlfarth. Er sprintete auf den Platz und freute sich mit seiner Mannschaft. „Das war sehr schön, dass ich das 2:2 mit der Mannschaft bejubeln konnte.“Wie die nahe Zukunft für Wohlfarth aussieht, weiß er selbst noch nicht. „Es ist natürlich eine riesengroße Chance, als 34-Jähriger gleich eine Oberligamannschaft trainieren zu dürfen“, weiß Wohlfarth, der mit Andreas Wagner die Nachfolge von Wolfram Eitel übernommen hat. „Andererseits bin ich aber auch immer noch sehr gerne Spieler.“Daher werde er wohl von Woche zu Woche entscheiden, ob er auf dem Platz oder an der Trainerbank steht.
Das 2:2 gegen Göppingen – mit einem durchaus starken spielerischen Eindruck – tat den FV-Spielern nach all den Rückschlägen in den vergangenen Wochen gut. „Ich bin stolz auf die Mannschaft, wie wir noch das 2:2 herausgeholt haben“, sagte stellvertretend Robert Henning. Der Rechtsverteidiger des FV hofft auf eine Trendwende. „Ich hoffe, der Negativlauf ist jetzt weg und wir können auf das gute Spiel aufbauen.“Vor der Winterpause folgen noch die Partie beim Absteiger FC Nöttingen (Samstag) sowie die beiden Heimspiele gegen den Karlsruher SC II (25. November) und den SSV Reutlingen (2. Dezember).
Neben dem Sportlichen ging es am Samstag nach der Partie des FV gegen Göppingen noch einmal um die Fair-Play-Aktion von Steffen Wohlfarth. In der Partie gegen den FSV Bissingen hatte der FV-Kapitän einen Elfmeter absichtlich neben das Tor geschossen – zuvor hatte Bissingens Alexander Götz den Ball im Strafraum in die Hand genommen, weil er kaputt war. Der Schiedsrichter hatte die Partie jedoch nicht unterbrochen (die SZ berichtete). Am Samstag bekam er vom Ehrenamtsbeauftragten des WFV-Bezirks Bodensee, Hans-Peter Walser, eine Urkunde, eine Sporttasche sowie ein Fair-Play-Shirt überreicht.
Wohlfarth ist zwar nicht der FairPlay-Monatssieger September und bekam daher keine Fair-Play-Medaille, in der Abstimmung im Internet ist der damalige FV-Kapitän aber Zweiter geworden. „Zweiter Sieger ist im Fußball manchmal der erste Verlierer“, meinte Walser in seiner etwas zu langen Einleitung der Ehrung. „Aber nicht in diesem Fall.“