Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Geister scheiden sich im Stadtseniorenrat
Gremium diskutiert über Bürgerbus – Walter: Ehrenamtlichem Potenzial Chance geben
TETTNANG - Durchaus gegensätzlich ist die Diskussion über den Bürgerbus am Mittwoch im Stadtseniorenrat gelaufen. Uneinigkeit herrschte etwa in der Frage, ob ein sozialer Fahrdienst ohne festen Fahrplan oder ein den ÖPNV ergänzender Bürgerbus mit festem Fahrplan die bessere Lösung sei. Ursprünglich hatte das Gremium für ein System gestimmt, das Strauss-Geschäftsführer Philipp Reinalter vorgestellt hatte: Ein Kleinbus sollte die Ortschaften abfahren, dafür sollte ein Stadtbus entfallen. Dieter Jung, Vorsitzender des Stadtseniorenrats, sagte: „Das Modell ist gut, wir haben zugestimmt, alle waren einverstanden.“
Bürgermeister Bruno Walter wies darauf hin, dass dieses Modell schon damals nicht alternativlos gewesen sei. Aus der ursprünglichen Anfangsdiskussion heraus hätten Infoveranstaltungen stattgefunden. Und Stand jetzt scheine sich ja auch ein Team Ehrenamtlicher herauszubilden, das dieses Thema weiter entwickeln wolle. Erst mal müsse jetzt die Grundstruktur stehen, sagte Walter, vieles sei auch von der Zahl der Ehrenamtlichen abhängig: Mit 50 Fahrern sei eben ein anderes Modell möglich als mit fünf. „Gib diesem Potenzial eine Chance“, rief Walter auf, diese Anfänge zu unterstützen.
Der Langnauer Ortsvorsteher Peter Bentele betreut das Projekt und sagte, dass die Senioren für ihn in der Priorität ganz oben kämen. Ein Schüler könne auch mal mit dem Fahrrad zur nächsten Bushaltestelle fahren, die Wege seien für Senioren schwieriger. In den Informationsveranstaltungen hatte sich vor diesem Hintergrund das Modell des sozialen Fahrdienstes herauskristallisiert.
Philipp Reinalter von der Firma Strauss verwies auf die Grenzen eines solchen Modells. Wenn es immer mehr Kunden gebe, steige allein schon wegen der großen Strecken die Gefahr, auch Fahrten ablehnen zu müssen. Dann brauche man mehr Fahrzeuge. Deswegen sei damals die Idee gewesen, einen Fahrplan aufzustellen. Ein sozialer Fahrdienst könne aus seiner Sicht nur eine Ergänzung sein. Peter Bentele warf ein, dass zwei Systeme sicher der Königsweg seien, stellte aber die Frage nach der Finanzierung.
Die Anbindung der Ortschaften an die Stadt sei entscheidend, sagte Georg Dittus, auch wenn der soziale Fahrdienst Vorteile habe. Er verwies darauf, dass auch der ökologische Gesichtspunkt wichtig sei, Bürger so nach Tettnang zu bringen, dass sie ihr Auto stehen lassen könnten.
Verschiedene Diskussionsteilnehmer, darunter Bruno Walter und Hans Schöpf, verwiesen darauf, dass es wichtig sei, erst einmal einen Einstieg hinzubekommen. Wobei beide in unterschiedlichen Kontexten sagten, dass ein sozialer Fahrdienst nicht das letzte Wort sein könne.
Diskussion über Umfrage
Uneinigkeit herrschte auch in der Frage, ob eine Umfrage wichtig sei. Georg Dittus sagte, man müsse erst einmal, wie angekündigt, über eine Umfrage den Bedarf ermitteln. „Das ist eine nicht ganz unwichtige Sache.“Auch Klaus Hausmann verwies darauf, dass zu Beginn noch von Interviews die Rede gewesen sei, dass das später aber keine Rolle mehr gespielt hätte: „Aber die Bedarfsermittlung muss stattfinden.“
Bürgermeister Walter sagte hierzu: „Ich erwarte mir davon nichts.“Seine Erfahrung sei, dass jeder generell erst einmal die Leistung wolle, dass die wirkliche Zahl der Nutzer später aber nicht im Verhältnis zum Ergebnis stünde. Jetzt müsse man erst mal Geduld haben und schauen, ob das überhaupt aus der Bürgerschaft heraus funktioniere. Wenn ja, sei das Ziel erreicht, sonst müsse eine andere Lösung her. „Da brauchen wir jetzt etwas Geduld und Spucke.“Beim Dorfladen Hiltensweiler habe mancher auch nicht geglaubt, dass das funktionieren werde.