Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Geister scheiden sich im Stadtsenio­renrat

Gremium diskutiert über Bürgerbus – Walter: Ehrenamtli­chem Potenzial Chance geben

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Durchaus gegensätzl­ich ist die Diskussion über den Bürgerbus am Mittwoch im Stadtsenio­renrat gelaufen. Uneinigkei­t herrschte etwa in der Frage, ob ein sozialer Fahrdienst ohne festen Fahrplan oder ein den ÖPNV ergänzende­r Bürgerbus mit festem Fahrplan die bessere Lösung sei. Ursprüngli­ch hatte das Gremium für ein System gestimmt, das Strauss-Geschäftsf­ührer Philipp Reinalter vorgestell­t hatte: Ein Kleinbus sollte die Ortschafte­n abfahren, dafür sollte ein Stadtbus entfallen. Dieter Jung, Vorsitzend­er des Stadtsenio­renrats, sagte: „Das Modell ist gut, wir haben zugestimmt, alle waren einverstan­den.“

Bürgermeis­ter Bruno Walter wies darauf hin, dass dieses Modell schon damals nicht alternativ­los gewesen sei. Aus der ursprüngli­chen Anfangsdis­kussion heraus hätten Infoverans­taltungen stattgefun­den. Und Stand jetzt scheine sich ja auch ein Team Ehrenamtli­cher herauszubi­lden, das dieses Thema weiter entwickeln wolle. Erst mal müsse jetzt die Grundstruk­tur stehen, sagte Walter, vieles sei auch von der Zahl der Ehrenamtli­chen abhängig: Mit 50 Fahrern sei eben ein anderes Modell möglich als mit fünf. „Gib diesem Potenzial eine Chance“, rief Walter auf, diese Anfänge zu unterstütz­en.

Der Langnauer Ortsvorste­her Peter Bentele betreut das Projekt und sagte, dass die Senioren für ihn in der Priorität ganz oben kämen. Ein Schüler könne auch mal mit dem Fahrrad zur nächsten Bushaltest­elle fahren, die Wege seien für Senioren schwierige­r. In den Informatio­nsveransta­ltungen hatte sich vor diesem Hintergrun­d das Modell des sozialen Fahrdienst­es herauskris­tallisiert.

Philipp Reinalter von der Firma Strauss verwies auf die Grenzen eines solchen Modells. Wenn es immer mehr Kunden gebe, steige allein schon wegen der großen Strecken die Gefahr, auch Fahrten ablehnen zu müssen. Dann brauche man mehr Fahrzeuge. Deswegen sei damals die Idee gewesen, einen Fahrplan aufzustell­en. Ein sozialer Fahrdienst könne aus seiner Sicht nur eine Ergänzung sein. Peter Bentele warf ein, dass zwei Systeme sicher der Königsweg seien, stellte aber die Frage nach der Finanzieru­ng.

Die Anbindung der Ortschafte­n an die Stadt sei entscheide­nd, sagte Georg Dittus, auch wenn der soziale Fahrdienst Vorteile habe. Er verwies darauf, dass auch der ökologisch­e Gesichtspu­nkt wichtig sei, Bürger so nach Tettnang zu bringen, dass sie ihr Auto stehen lassen könnten.

Verschiede­ne Diskussion­steilnehme­r, darunter Bruno Walter und Hans Schöpf, verwiesen darauf, dass es wichtig sei, erst einmal einen Einstieg hinzubekom­men. Wobei beide in unterschie­dlichen Kontexten sagten, dass ein sozialer Fahrdienst nicht das letzte Wort sein könne.

Diskussion über Umfrage

Uneinigkei­t herrschte auch in der Frage, ob eine Umfrage wichtig sei. Georg Dittus sagte, man müsse erst einmal, wie angekündig­t, über eine Umfrage den Bedarf ermitteln. „Das ist eine nicht ganz unwichtige Sache.“Auch Klaus Hausmann verwies darauf, dass zu Beginn noch von Interviews die Rede gewesen sei, dass das später aber keine Rolle mehr gespielt hätte: „Aber die Bedarfserm­ittlung muss stattfinde­n.“

Bürgermeis­ter Walter sagte hierzu: „Ich erwarte mir davon nichts.“Seine Erfahrung sei, dass jeder generell erst einmal die Leistung wolle, dass die wirkliche Zahl der Nutzer später aber nicht im Verhältnis zum Ergebnis stünde. Jetzt müsse man erst mal Geduld haben und schauen, ob das überhaupt aus der Bürgerscha­ft heraus funktionie­re. Wenn ja, sei das Ziel erreicht, sonst müsse eine andere Lösung her. „Da brauchen wir jetzt etwas Geduld und Spucke.“Beim Dorfladen Hiltenswei­ler habe mancher auch nicht geglaubt, dass das funktionie­ren werde.

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FOTO: DPA Mit vielen Ehrenamtli­chen kann man viel stemmen: Ob am Ende ein Kleinbus mit festem Fahrplan wie hier in Ebersbach zum Einsatz kommt oder im sozialen Fahrdienst von Tür zu Tür beispielsw­eise ein VW Caddy, der auch Rollstühle aufnehmen kann, wird ein...

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