Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Wo sollen wir verdichten, wenn nicht dort?“
Gemeinderat billigt Bauantrag für drei Mehrfamilienhäuser in Bahnhof-/Eckenerstraße mit Zweidrittelmehrheit
MECKENBEUREN - Hoch geschlagen haben die Wogen am Mittwoch im Gemeinderat beim Bauantrag für das Eckgrundstück Bahnhof-/Eckenerstraße. Rund 25 Zuhörer, drei Plakate, eine lange Diskussion sowie ein Beschluss, dem bei 13 Ja-Stimmen eine Enthaltung und fünf Nein-Voten entgegenstanden, dienen als Beleg.
Komplex das Thema, bei dem Bürgermeister Andreas Schmid gleich zu Beginn eines ausräumen wollte – dass der mit dem Bauantrag verbundene Ausbau des Knotenpunkts Bahnhof-/Eckenerstraße mit Blick auf eine Bebauung am „AltenSchmiede-Platz“erfolge. „Das entspricht nicht der Realität“, denn schon jetzt – ohne jegliche Mehrfrequenz, die für die Zukunft nicht bestritten wurde –, funktioniere die Einmündung nicht. Nicht verhehlen wollte Schmid, dass mit der neuen Planung die Grünstruktur vor der jetzigen Hofstelle und vor der angrenzenden Töpferei verloren gehe – was er als Teil der Abwägung sah.
Vorherrschend auf der anderen Seite der Waage: die Schaffung von Wohnraum durch den Bauherrn. 26 Wohneinheiten sollen es in drei Häusern sein. Jenes zur Bahnhofstraße hin erhält ein Satteldach, die beiden größeren Gebäude (drei Geschosse plus Dachgeschoss) in der Eckenerstraße sind mit Flachdach versehen.
Was einen der Diskussionspunkte bildete – sind Flachdächer in dem Quartier doch bisher die Ausnahmen. Zu finden sind solche auf dem Feuerwehrhaus, im Anbau an die vormalige Metzgerei Bucher sowie bei der griechischen Gaststätte, führte Bauamtsleiter Elmar Skurka aus.
Ein weiterer Knackpunkt: der im städtebaulichen Konzept verankerte Erhalt der prägenden Gebäude und ihres Umfelds in der Bahnhofstraße. So wurde in der Vergangenheit dem Erhalt der Hofstelle großer Stellenwert beigemessen – was sich aber durch den Fund von Salpeter änderte (siehe Kasten unterhalb). Die Räte stimmten daher auch einhellig zu, dass die Forderung nach dem Erhalt der Hofstelle fallengelassen wird.
Keine Debatte lösten die Stellplätze aus. Zu 16 oberirdischen Plätzen kommen in der Tiefgarage 31 weitere hinzu. Die Zufahrt erfolgt zwischen den Gebäuden in der Eckenerstraße.
Aus Ratsreihen fragte Hubert Bernhard, ob sich bei den Gebäuden in der Eckenerstraße nicht ein Geschoss reduzieren ließe. In die gleiche Kerbe hieb CDU-Kollegin Anita Scheibitz, die an die geschichtsträchtigen „Landhäuser“in der Bernd-Rosemayer-Straße als Vergleichsmaßstab erinnerte. Sie bedauerte, dass die Gemeinde kein Vorkaufsrecht gehabt habe.
Verkehr rückt nahe an Töpferei ran
Hingegen kam von Ingrid Sauter die Frage: „Wo sollen wir verdichten, wenn nicht dort?“Nicht nur von der SPD-Rätin lobend erwähnt: Der Eigentümer sei Kompromisse eingegangen und gar bereit, für die Aufweitung von Bahnhof- und Eckenerstraße Grundstücksflächen an die Gemeinde abzugeben.
Trotz dieses wohl vermerkten Entgegenkommens überwogen bei der BUS-Fraktion die Bedenken, wie sie Annette Mayer äußerte. Ihre Kritik griff den Konflikt mit dem städtebaulichen Rahmenkonzept auf, die Verkehrssituation inklusive fehlendem Radwegekonzept und das dichte Heranrücken an die Töpferei. Kommt die dritte Spur in der Bahnhofstraße, sind es nurmehr anderthalb Meter vom Gehweg bis zum Haus. Assistiert wurde ihr von Ursula Herold-Schmidt (BUS), die für den Verkehr aus der Eckenerstraße befand, dass hier dramatisiert werde.
Scharf gekontert wurde vom Bürgermeister der BUS-Vorschlag, einen Bebauungsplan für das Areal zu erstellen. Schmid zeigte sich „verwundert“, denn ebendies habe der Gemeinderat vor einem halben Jahr verworfen, sodass sich die dazu beauftragte Verwaltung im Dialog mit dem Investor auf den Weg machte. „Politik muss verlässlich sein“, so Schmids Aussage.
Dass auf dem Gesprächsweg erhebliche Fortschritte erreicht wurden, hob Karl Gälle (CDU) hervor. „Entwicklung bedeutet auch Veränderung“wies er auf die Chance hin, die mit dem Projekt für die Verkehrslage einhergehe.
Fraktionskollege Josef Sauter gab zwar zu, sich mit den kubischen Baukörpern im Ortsbild schwer zu tun. Angesichts des Drucks auf dem Wohnungsmarkt stimmte er dem Kompromiss aber zu, denn: „Je mehr Wohnraum wir schaffen, desto bezahlbarer sollte er auch sein.“
Anders gewichtete Eugen Lehle (Freie Wähler): Er habe früher schon einen städtebaulichen Architektenwettbewerb für das Quartier gefordert, flocht er ein. „Wo kommen wir in Meckenbeuren her?“war für ihn eine wichtige Frage, um zu erkennen, wo es hingehen solle und könne.
Bei einer Enthaltung und fünf Gegenstimmen wurde das Bebauungskonzept schließlich angenommen.
Einstimmig hatte der Gemeinderat zuvor beschlossen, dass die Forderung nach dem Erhalt der Hofstelle fallengelassen wird.