Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Winzer sind mit blauem Auge davongekommen
Kressbronner Wein 2017 ist trotz Frost und Regen von guter Qualität –20 Prozent weniger Ernte
KRESSBRONN - Die Weinlese 2017 ist in Kressbronn qualitativ nicht so schlecht ausgefallen wie befürchtet. Trotz Frostperioden im April und viel Regen im August verzeichnen die acht Winzer und die Weinkellerei Steinhauser als Produzent eine zufriedenstellende Güteklasse mit gutem Charakter. „Wenngleich die Erntemenge nicht an die Jahre zuvor reicht, werden wir 150 bis 200 000 0,7-Flaschen aus 200 Tonnen Rebenertrag auf den Markt bringen können“, sagte Martin Steinhauser im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung.
Was für ein Schock für die Obstund Weinbauern im Frühjahr: In der Nacht vom 19. auf den 20. April sorgten überraschend aufkommende frostige Temperaturen dafür, dass in der Region große Teile des Obst- und Weinbaus großen Schaden nahmen. Martin Steinhauser, Geschäftsführer der gleichnamigen Weinkellerei in Kressbronn, sprach von einem aufgewühlten Jahr: „Das Weinjahr 2017 würde ich als durchaus aufregend und spannend bezeichnen. Zu unserem Glück mussten wir im Nachhinein lediglich mit einem Ernteausfall von rund 20 Prozent rechnen. Die Prognosen waren deutlich schlechter.“Laut des Experten sei die Qualität der Trauben auch aufgrund des nassen Augusts nicht so gut ausgefallen wie die Jahre zuvor. „Um den Verfaulungsprozess an den Früchten aufzuhalten, begannen wir mit der Lese bereits am 6. September und waren am 28. September durch – so früh wie noch nie“, so Steinhauser.
Mit ein Grund, warum die Qualität der Weine als gut zu bezeichnen sei, läge laut Aussage Steinhausers neben der raschen und gut taktierten Anlieferung seitens der Winzer vor allem auch an den jüngsten Investitionen im Bereich des Produktionsprozesses. „Durch die schnelle Verarbeitung in unserem Betrieb mit drei Weinpressen und einem fleißigen und zuverlässigen Team waren und sind wir in der Lage, schnell und effektiv hochwertige Weine herzustellen.“
Vier neue Weine werden abgefüllt
Aktuell fülle man vier neue Weine ab: zwei verschiedene Müller-Thurgau, einen Kerner sowie einen Grauburgunder. Dabei erreichten die Rebensäfte zwischen 75 und 92 Öchsle, was Steinhauser als zufriedenstellend bezeichnete. Zum Vergleich: Die Jahrgänge 2016 und zuvor lagen teils bei über 100 Öchsle. „Wir konnten einfach nicht länger warten, da sonst zu viele Beeren verfault gewesen wären.“Nach der Lese und dem Verarbeitungsprozess wird der Wein einer 14-tägigen bis dreiwöchigen Gärung unterzogen, um dann im Feindepotlager abgezogen und auf der Feinhefe für drei Wochen, je nach Bedarf, liegen gelassen zu werden. Steinhauser: „Der Saft wird unter anderem schrittweise filtriert, blank und weinsteinstabil gemacht. Es muss quasi sichergestellt werden, dass das Produkt frei von Trübungen und Schlieren ist, nicht nachgärt und keine Bestandteile erhält, die später unerwünschte Veränderungen nach sich ziehen.“
Wie Martin Steinhauser weiter berichtete, lägen zwischen der Lese und dem Verkauf des Produktes vier bis zwölf Wochen. Grundsätzlich mache eine längere Lagerung den Wein runder und reifer. „Bei jungen Weinen wird der Kellermeister mit der Säure und Süße spielen, um einen harmonischen Charakter aufzulegen.“
In Kressbronn werden auf rund 20 Hektar die Weißweinsorten Müller-Thurgau, Kerner, Sauvignon Blanc sowie Grau- und Weißburgunder angebaut, ab 2018 erstmals auch die Rebe Bacchus, laut Steinhauser ein extraktreicher, fruchtiger und Bukett betonter Wein. „Damit folgen wir einem Trend. Gewürzbetonte Weine mit entsprechender Fruchtigkeit und Süße sind wieder sehr gefragt.“