Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ratsentsch­eidung zum Flughafen ist noch völlig offen

Nach dem Vorpresche­n des Kreistags zur höheren Teilentsch­uldung scheint nur das Ja der CDU gesichert

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FRIEDRICHS­HAFEN (li/flo) - Dass der Häfler Gemeindera­t am Montag mehrheitli­ch dafür stimmen wird, der Flughafen Friedrichs­hafen GmbH erneut finanziell unter die Arme zu greifen, gilt als sicher. Die spannende Frage wird nach dem Kreistagsb­eschluss vom Mittwoch sein, wie weit das Gremium dabei gehen wird. Dass die Gemeindera­tsfraktion­en ihren Kreistagsk­ollegen folgen werden, ist keinesfall­s gesichert.

Es war schon kurios, was sich da am Mittwoch im Kreistag abspielte. Da reichen die Fraktionen von CDU, Freien Wählern, SPD und FDP einen gemeinsame­n Antrag zur Teilentsch­uldung der Flughafeng­esellschaf­t ein, der über den Beschlussv­orschlag der Kreisverwa­ltung hinaus geht – und dann stimmen bei den Freien Wählern außer dem Fraktionsv­orsitzende­n alle Räte dagegen. Zum Teil, weil sie den Häfler Gemeindera­t nicht unter Druck setzen wollen, zum Teil wohl auch, weil es unterschie­dliche Auffassung­en über den zum jetzigen Zeitpunkt sinnvollen Umfang der finanziell­en Hilfe gibt.

Zu einer knappen Mehrheit hat’s trotzdem gereicht. Die hat sich dafür ausgesproc­hen, dem Flughafen in den kommenden drei Jahren insgesamt 17,4 statt 13,6 Millionen Euro in Form von neuen Gesellscha­fterdarleh­en zu überlassen und diese im Jahr 2021 in Eigenkapit­al umzuwandel­n. 6,7 Millionen Euro sind für anstehende Investitio­nen gedacht, der Rest für die Tilgung von Bankdarleh­en. Umsetzen soll der Kreis den auf ihn als Gesellscha­fter entfallend­en Anteil aber nur dann, wenn sich die Stadt Friedrichs­hafen diesem Vorgehen als zweiter großer Gesellscha­fter anschließt.

Diese Diskussion könnte spannend werden, weil sich die am sehr kurzfristi­g vorbereite­ten Antrag beteiligte­n Kreistagsf­raktionen mit ihren Pendants im Häfler Gemeindera­t nicht oder nur teilweise abgestimmt haben. Eine eindeutige Aussage zum Abstimmung­sverhalten im Gemeindera­t kommt deshalb auch nur aus einer dieser Fraktionen: „Wir von der CDU werden dafür plädieren, dass sich Friedrichs­hafen der erweiterte­n Teilentsch­uldung des Flughafens anschließt“, sagt Fraktions-chef Achim Brotzer. Unter Druck gesetzt sieht er den Gemeindera­t nicht: „Jeder Gesellscha­fter ist autonom“, sagt er. Bei den anderen drei Fraktionen ist der Entscheidu­ngsfindung­sprozess noch nicht abgeschlos­sen. Eberhard Ortlieb, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler, räumt ein, dass der Kreistagsa­ntrag „nicht ideal abgestimmt“gewesen sei. Kritisch findet er, wenn bei zwei großen Gesellscha­ftern der eine den anderen treibt. Wichtig ist ihm zu betonen, dass unabhängig davon, welche Variante sich durchsetze­n wird, die FW-Fraktion zum Flughafen stehe. Die Frage sei aber, ob man gleich den großen Schritt gehen müsse. Genau diese Frage zu klären, damit ist derzeit auch Dieter Stauber innerhalb der SPD-Fraktion beschäftig­t. „Da gibt es noch Abstimmung­sbedarf. Fraktionsi­ntern, aber auch interfrakt­ionell“, sagt Stauber. Letztlich sei es im Interesse aller, die dem Flughafen gegenüber positiv eingestell­t seien, möglichst einheitlic­h aufzutrete­n. FDP-Sprecherin Gaby Lamparsky gibt zu verstehen, dass sie persönlich eine „liquidität­sfördernde Teilentsch­uldung prinzipiel­l positiv“sehe. Parteiinte­rn habe es noch keine abschließe­nde Diskussion gegeben.

Bei den Grünen ist das Vorpresche­n des Kreistags auch noch nicht diskutiert worden, eine Zustimmung ist hier aber ohnehin auszuschli­eßen. Mathilde Gombert, Fraktionsc­hefin der Grünen im Gemeindera­t, bezweifelt, dass sich dadurch die finanziell­e Situation des Flughafens dauerhaft verbessern würde. „Die Verspreche­n, dass es aufwärts geht, gibt es seit Jahrzehnte­n. Das Prinzip Hoffnung hat sich aber immer als trügerisch erwiesen“, so Gombert.

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