Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Von realen Hundebissen und Phantomfouls
Er selbst bezeichnete sich als „Kind der Bundesliga“. Wer beim allerersten Spieltag für den FC Schalke 04 auf dem Platz stand und nach dem Ende seiner aktiven Karriere der Liga noch bis 2001 als Trainer (bei Schalke, Eintracht Frankfurt, 1. FC Kaiserslautern, Borussia Mönchengladbach und 1. FC Nürnberg) erhalten blieb, darf dies sicher mit einiger Berechtigung behaupten. Für die allermeisten Fans dürfte Friedel Rausch aber, allen Erfolgen zum Trotz, vielleicht für die Ewigkeit der „Mann mit dem Hundebiss“bleiben. „Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Plötzlich rief einer, Vorsicht, die Hunde sind los. Da kamen schon die Höllenschmerzen“, erinnerte sich der gebürtige Duisburger Rausch später an die Szene aus der Saison 1969/1970 im Stadion Rote Erde in Dortmund. Nach Schalkes Führungstreffer in der 37. Minute hatten damals Fans den Rasen gestürmt. Plötzlich wurde Rausch, der Schalker Verteidiger, von einem Wachhund namens Rex am Gesäß gebissen. Als Andenken behielt Rausch „eine sechs Zentimeter lange Narbe auf der rechten Pobacke“. Die Schalker nahmen den Zwischenfall mit Humor: Beim Rückspiel postierte Präsident Günter Siebert Löwen aus einem Tierpark als Wachpersonal vor der Seitenwahl an der Mittellinie. Am Samstag ist Friedel Rausch, der als Trainer 1980 Frankfurt zum UEFA-Cup-Sieg führte, in Luzern überraschend im Alter von 77 Jahren verstorben.
Beim 1:1 von Eintracht Frankfurt bei ● der TSG Hoffenheim war KevinPrince Boateng der auffälligste Akteur. Allein sein Schlenzer aus 20 Metern, der in der 13. Minute zum 1:0 für Frankfurt führte (Marc Uth glich in der Nachspielzeit aus), war das Eintrittsgeld wert. „Im Training landet solch ein Schuss oft im Wald. Heute war er drin“, sagte Boateng. Zuvor hatte der Halbbruder von Bayerns
Jérôme Boateng die Fußballverbände und Vereine zu einem stärkeren Engagement gegen Rassismus aufgefordert. „Es reicht nicht, vor Champions-League-Spielen ein ,No to racism’-Video zu zeigen. Es reicht auch nicht, ab und an ein T-Shirt anzuziehen, auf dem ,Kein Rassismus’ steht, oder ,Wir zeigen Rassismus die Rote Karte’“, sagte er „jetzt“, dem jungen Magazin der „Süddeutschen Zeitung“. Boateng habe schon als Kind Rassismus auf dem Fußballplatz erlebt. Der Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen sei regelmäßig von Eltern gegnerischer Spieler beschimpft worden. „Du weißt ganz genau, dass sie in diesem Moment einen siebenoder achtjährigen Jungen aufs Tiefste verletzen wollen. Als ich jung war, habe ich immer versucht, das wegzudenken, zu unterdrücken“, sagte Boateng. Auch als Profi habe er negative Erfahrungen gemacht. „Wenn mich jemand als ,scheiß Schwarzer’ betitelt, ist das nicht erlaubt. Das ist Rassismus, Punkt. Trotzdem ist es mir schon passiert, dass Gegenspieler mich so genannt haben“, so Boateng.
551 Minuten hatte Max Kruse weder ● getroffen, noch eine Torvorlage gegeben. Beim 4:0 gegen Hannover 96 erzielte der Stürmer von Werder Bremen nach der Pause einen Hattrick (55., 59. und 78.). Den Führungstreffer durch Finn Bartels in der 39. Minute bereitete er auch noch vor. Kruse sorgte somit fast im Alleingang für ein perfektes Heimdebüt des neuen Bremer Cheftrainers Florian Kohfeldt.
„Heute haben wir endlich mal wieder richtig Fußball gespielt“, so Kruse.
Dass jetzt sogar Werder Bremen gewinnt, dürfte die Sorgen beim weiter sieglosen 1. FC Köln nicht kleiner machen. Beim 0:1 in Mainz waren die Kölner zum wiederholten Mal die Leidtragenden einer maximal seltsamen Entscheidung des Videoassistenten. Hauptschiedsrichter Felix Brych hatte nach einem Zweikampf von Kölns Konstantin Rausch und dem Mainzer Pablo de Blasis ein Foul gesehen, wo keins war. Leider hatte auch sein Videoassistent Tobias Welz ein Foul gesehen, wo kein Foul war. „Ich kann da keinen Kontakt erkennen“, erkannte später auch Brych, als er sich selbst die TV-Bilder ansehen musste. Da hatte der Ex-Kölner
Daniel Brosinski (44.) den Phantomfoulelfmeter bereits verwandelt. „Nächste Woche wird dann wieder eine Mail kommen, was jetzt wieder alles geändert wird“, so Stögers bitterer Kommentar zum Videoschiedsrichter.