Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Stille Nacht
Bei manchen Dingen im Leben gibt es kein Sowohl-als-auch, keine Grautöne, da gibt es nur Schwarz oder Weiß, Ja oder Nein. Nehmen wir den FC Bayern München. Den „Ich-bin-ein-wenig-Bayern-Fan“oder „Ich-bin-ein-wenigBayern-Gegner“gibt es nicht, entweder man will denen die Lederhosen ausziehen oder bejubelt selbst Eigentore als Erfolg. Oder die Fernsehserie „Sex in die City“, damals ein riesiger Erfolg. Aber haben Sie nur einmal jemanden getroffen, der gesagt hat: „,Sex in the City’ – finde ich so ganz o.k.“Nee, hier gibt es nur pro oder contra. Genauso verhält es sich mit Weihnachtsmärkten. Ich gehöre zu jener Fraktion, die Weihnachtsmärkte liebt. Alleine schon, weil ich in der Innenstadt quasi mitten im Weihnachtsmarkt wohne. Morgens werde ich mit der süßlichen Melodien von „Stille Nacht ...“begrüßt, in die Nase zieht der Geruch von Bratwurst, die in einer heißen Ölpfanne schwimmt. Und Abends erst, statt der lästigen Auswahl, welcher Trockene es sein soll, lockt der zuckersüße Rote, der nach flüssiger Zuckerwatte schmeckt und den Arbeitstag schneller vergessen lässt als die Vollnarkose eines guten Anästhesisten. Dann erst die Leute. Zum Fest der Nächstenliebe sind sich auf dem Weihnachtsmarkt die Menschen so nah wie nie. So nah, dass sie ihrem Gegenüber jeweils die Botschaften ins Ohr brüllen. Und wenn Brüllen und Lallen eine Einheit bilden, ist die Verbrüderung nicht mehr weit.
Übrigens war diesen Samstag verkaufsoffen bis spät in die Nacht, zwischen Glühwein und Ölwurst wurde auch noch geshoppt. Dazu gibt es ebenfalls nur zwei Meinungen. (dg)