Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Busbranche sucht Fahrer

Auch Tettnanger Unternehme­n verweisen auf angespannt­en Arbeitsmar­kt.

- Von Mark Hildebrand­t und dpa

TETTNANG/BERLIN - Busfahrer sind derzeit heiß begehrt. „Wir haben in vielen Regionen praktisch keine Arbeitslos­en mehr, die sich auf offene Stellen bewerben könnten“, sagt Karl Hülsmann, Präsident des Bundesverb­ands Deutscher Omnibusunt­ernehmer. In der Region ist der Druck ebenfalls da. „Ich weiß, dass die Situation allgemein sehr angespannt ist“, sagt Philipp Reinalter vom Tettnanger Busunterne­hmen Strauss – auch wenn dort alle Stellen aktuell besetzt seien.

Anton Funk vom Krumbacher Unternehme­n Anton Funk Touristik sucht indes derzeit nach neuen Mitarbeite­rn: „Wir haben offene Stellen im Linien- und Reisebusve­rkehr.“Der Arbeitsmar­kt sei leergefegt – wobei es da derzeit durchaus etwas Bewegung gebe. Manche schrecke einfach die Wochenenda­rbeit ab. Allerdings, so Anton Funk: „Es gilt ja trotzdem die Fünf-Tage-Woche, auch bei Busfahrern.“

Zu den offenen Stellen kommt, dass viele der bundesweit rund 103 000 Busfahrer schon vergleichs­weise alt sind und zudem noch immer Personal für den wachsenden Fernbus-Markt gebraucht wird. Die Branche wirbt zwar mit einer verantwort­ungsvollen Tätigkeit, Abwechslun­gsreichtum und einem sicheren Arbeitspla­tz. Hülsmann sagt aber auch: „Es gibt vielleicht auch bequemere Arbeiten.“

Die Führersche­inkosten von rund 10 000 Euro könnten Interessen­ten ebenfalls abschrecke­n. „Unternehme­n gehen bereits dazu über, die Kosten mitzufinan­zieren“, sagt Hülsmann. „Aber es gibt keine Leute.“Busfahrer im Ausland anzuwerben, sei schwierig – das sei anders als bei Lastwagenf­ahrern. „Da kann ich jemanden aus den Nachbarlän­dern einstellen – die Ware unterhält sich ja nicht.“

Strauss Reisen bildet aus – und zahlt in diesem Zusammenha­ng auch den Führersche­in. „Wir haben im Moment zwei Auszubilde­nde“, sagt Philipp Reinalter. Und verweist darauf, dass auch in diesem Jahr wieder ein Azubi für die dreijährig­e Ausbildung­szeit gesucht wird. Allerdings seien Ausbildung­sbetriebe in der Branche in der Minderheit. Wobei auch andere das durchaus im Blick haben, wie beispielsw­eise Anton Funk. „Wir bilden nicht aus, haben jedoch auch schon darüber nachgedach­t“, sagt dieser auf Nachfrage der Schwäbisch­en Zeitung.

Ausbildung, Führersche­in, Praxis

Die damit verbundene­n Kosten sind allerdings nicht gerade gering. Denn der Erwerb des Führersche­ins und die Ausbildung sind lediglich die ersten Schritte, sagt Philipp Reinalter. Den richtigen Einsatz gebe es erst mit Fahrpraxis. Am Anfang fährt noch ein Einweiser mit – bis er davon überzeugt ist, dass die Leistung gut genug ist. Allerdings sei die Ausbildung ein wichtiges Instrument, um Fahrernach­wuchs zu generieren. Philipp Reinalter: „Da müssen wir investiere­n.“

Es sei dabei schwerer, Fahrer für den Reiseverke­hr zu finden als für den Linienverk­ehr. „Es ist eine andere Herausford­erung“, sagt Reinalter. Die Arbeitszei­ten seien flexibler, schließlic­h fahre man auch mal mit einer Reisegrupp­e durch ganz Europa. Das müsse man mögen. Auf der anderen Seite komme man viel herum, die Reisenden schätzten ihre Fahrer, es gebe viel Kundenkont­akt. Reinalter: „Das ist ein interessan­ter, spannender Beruf.“

Hoffnung verbindet die Branche allgemein mit dem autonomen Fahren. „Der Fahrermang­el könnte sich auf diese Weise abwenden lassen“, sagt Hülsmann. Es werde beim Bus aber länger dauern als beim Auto, bis das so komme: „Auf dem Weg dorthin sind noch Probleme zu lösen, etwa das Anfahren an eine Haltestell­e in Ausnahmesi­tuationen wie beim Gedränge kurz nach Schulschlu­ss.“

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FOTO: MARK HILDEBRAND­T
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FOTO: MARK HILDEBRAND­T Das leere Cockpit eines Linienbuss­es: Busunterne­hmen haben in Deutschlan­d Probleme, Fahrernach­wuchs zu finden.

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