Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Elterngeld Plus schreibt Erfolgsgeschichte
Schon 28 Prozent der jungen Familien haben sich für das Modell entschieden
BERLIN - Für die geschäftsführende Familienministerin Katharina Barley (SPD) ist es ein angenehmer Auftritt: Strahlend kann sie in Berlin den Erfolg des Elterngeld Plus vorstellen. „Eine Erfolgsgeschichte“, sagt Barley. Denn jedes Jahr beantragen mehr junge Eltern die Zulage, zur Zeit sind es 28 Prozent.
Dieses Elterngeld Plus verlängert das herkömmliche Elterngeld, wenn Eltern gleich nach der Geburt wieder Teilzeit arbeiten wollen. Es halbiert den Betrag des herkömmlichen Elterngeldes, dafür aber kann man es doppelt so lange bekommen wie das Basiselterngeld, das heißt bis zu 24 statt zwölf Monate. Durch einen Partnerschaftsbonus kann man sogar bis zu 32 Monate lang Elterngeld beziehen, wenn sich Mutter und Vater die Betreuung teilen und parallel arbeiten.
Dieses Elterngeld wurde 2015 noch von der früheren Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) in der Großen Koalition eingeführt und wird heute parteiübergreifend gewürdigt. „Den Wunsch von Müttern und Vätern nach mehr Zeit für die Familie haben wir so verwirklicht", sagt Anette Widmann-Mauz, die Vorsitzende der Frauen Union der CDU. „Gerade Väter, die mit dem Elterngeld Plus beruflich länger kürzer treten, leisten so einen zunehmenden Beitrag zur Kinderbetreuung und Partnerschaftlichkeit in der Familie."
Viel Zustimmung
Auch die Arbeitgeber begrüßten schon bei der Einführung 2015 das Ziel, die Eltern bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familien zu unterstützen, warnten allerdings vor einer Überforderung kleiner Unternehmen. „Das Elterngeld Plus kann dazu beitragen, dass mehr Frauen zeitnah wieder in größerem Stundenumfang in den Beruf zurückkehren“, hieß es in einer Stellungnahme des Arbeitgeberverbandes BDA.
„Väter sind noch mehr als Mütter vom Partnerschaftsbonus begeistert", sagt Familienministerin Barley. In einzelnen Bundesländern entscheiden sich bis zu 40 Prozent der Väter, die Elterngeld Plus beantragen, zugleich für den Partnerschaftsbonus.
Ministerin Barley verspricht, dass man die Wünsche der Mütter und Väter weiter im Blick behalten müsse, weiter ausbauen müsse. In welche Richtung das gehen könnte, sagt das Zukunftsforum Familie e.V. „Eine Familienarbeitszeit mit teilweisem Lohnersatz bei einer Reduzierung der Arbeitszeit im Anschluss an die Elterngeldphase oder auch für eine Pflegephase wäre ein sinnvoller nächster Schritt“, meint Christiane Reckmann, die Vorsitzende des Zukunftsforums Familie. Der Verein wurde 2002 auf Initiative der Arbeiterwohlfahrt gegründet.
Barley gesteht aber auch noch einen Nachbesserungsbedarf beim Elterngeld Plus ein. Die Bürokratie beim Beantragen erschlägt noch so manch jungen Vater oder Mutter. Der Elterngeldrechner soll helfen.
Am häufigsten wird das Elterngeld Plus in Thüringen (38,5 Prozent) beantragt, aber auch in BadenWürttemberg wurde es von 26,4 Prozent nachgefragt, in Bayern von 22,2 Prozent. Den Partnerschaftsbonus nehmen bisher in diesen beiden Ländern aber nur 5,4 bzw. 5,6 Prozent in Anspruch, während es in Berlin 15,7 Prozent sind.
Männer im Süden zögerlich
In Baden-Württemberg wird die Zulage von 11,4 Prozent der Männer und von 30,1 Prozent der Frauen beantragt, in Bayern von 9,8 Prozent der Männer und 25,5 Prozent der Frauen. Was die geringe Nachfrage der Männer angeht, bilden Bayern, BadenWürttemberg und das Saarland die Schlusslichter unter den Ländern. In Bremen beantragen 19,1 Prozent der Männer das Elterngeld Plus.
Trotz aller Anerkennung gibt es auch Kritik. „Das Elterngeld hilft Familien in Armut nicht“, sagt Katrin Werner, Expertin für Familienpolitik der Fraktion die Linke. „Vom Elterngeld Plus profitieren vor allem Familien mit mittlerem und hohem Einkommen.“Werner fordert, die Anrechnung von Elterngeld und Elterngeld Plus auf Hartz-IV-Leistungen abzuschaffen. Sonst gingen die Leistungen an denen vorbei, die sie am dringendsten bräuchten.