Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Augsburg ruht in sich, Frankfurt vertraut auf seinen Trainer
Das Bundesliga-Mittelfeld: Wolfsburg und Hannover könnten nochmal in Nöte geraten, der Rest blickt nach oben
Während die Meisterfrage vor dem Rückrundenauftakt der Bundesliga am Freitag zwischen dem FC Bayern und Leverkusen (20.30 Uhr/ZDF und Eurosport Player) bereits beantwortet ist – alles andere als ein Triumph der Münchner wäre eine Art Weltwunder –, ist für die Teams von Platz 7 bis 12 noch alles möglich: Champions League, Abstieg oder eben ein Platz in der Mitte der aufgeregten Fußball-Gesellschaft. Eine Übersicht.
VfL Wolfsburg
(Platz 12, 19 Punkte): Vor wenigen Jahren war der VfL noch drauf und dran, zur Nr. 2 in Deutschland aufzusteigen, letzten Sommer wäre er dann fast abgestiegen. Mario Gomez verhinderte es, der überraschende Abgang des Stürmers zum VfB lässt den VfL dennoch nicht verzweifeln. Der Belgier Divock Origi soll ihn ersetzen: „Er ist ein Neuner, jetzt kommt er wieder auf seine Position“, sagt Trainer Martin Schmidt. Und: „Wir sind jetzt schwieriger auszurechnen, weil unser Spiel ein anderes wird.“Um noch geheimnisvoller zu sein, hat der VfL am Mittwoch Flügelspieler Renato Steffen vom Schweizer Meister FC Basel verpflichtet. Der 26 Jahre alte Nationalspieler (fünf Einsätze) erhielt einen Vertrag bis 2021, er absolvierte 149 Partien in der Schweiz (35 Tore). „Steffen ist ein Spielertyp, der uns besser macht“, sagt Sportdirektor Olaf Rebbe. Und der dafür sorgen soll, dass die Wolfsburger Remis-Rekordler sich diesmal früher retten als erst in der Relegation.
Hannover 96
(Platz 11, 23 Punkte): Auch der Aufsteiger Hannover, der nach einem Traumstart womöglich doch noch um den Klassenerhalt zittern muss – trotz acht Zählern Vorsprung auf Rang 16 – , wurde personell noch mal aktiv und holte für drei Millionen einen jungen Verteidiger. „Josip Elez ist ein junger Spieler, der bereits viele Spiele im Profibereich absolviert hat und ein großes Entwicklungspotenzial mitbringt“, sagte Sportchef Horst Heldt. „Im Abwehrzentrum kann er in einer Dreier- oder Viererkette eingesetzt werden. Er ist sehr ehrgeizig, kompromisslos und hat eine starke Spieleröffnung.“Ansonsten gibt es wenig Neues an der Leine. Die geplante Komplett-Übernahme des Clubs durch Martin Kind sorgt weiter für Wirbel, die Mannschaft wünscht sich ein Ende des Stimmungsboykotts der Ultras.
Hertha BSC
(Platz 10, 24 Punkte): Die Hertha ist ein gutes Beispiel dafür, dass so eine ersehnte Europa-LeagueQualifikation wenig bringt, wenn man in leeren Stadien gegen namenlose Gegner gleich wieder ausscheidet. Immerhin: Die Mehrfachbelastung ist nun weg und Spielmacher Vladimir Darida nach langer Verletzungspause wieder zurück. In seiner Abwesenheit hat sich allerdings Youngster Arne Maier in den Mittelpunkt gespielt. Man darf gespannt sein, wie Trainer Pal Dardai die Schaltstellen besetzen wird. Übrigens: Berlin liegt gerade mal drei Punkte hinter dem Dritten Dortmund. In der Champions League wären die Stadien sicherlich voller ...
FC Augsburg
(Platz 9, 24 Punkte): Augsburg, das Überraschungsteam der Liga, beweist, dass ein Trainer auch gut sein kann, der auf den Allerweltsnamen Manuel Baum hört und vor seiner Berufung weitgehend unbekannt war. Augsburgs Zugpferde sind Linksverteidiger Philipp Max, mit zehn Assists der beste Vorbereiter der Liga, und die beiden Angreifer Alfred Finnbogason und Michael Gregoritsch. Finnbogason, der in der Vorrunde elf Treffer erzielte, hat allerdings Achillessehnenprobleme, sein Einsatz am Samstag gegen den Hamburger SV ist so gut wie ausgeschlossen. Baum bleibt dennoch positiv: „Wir sind gut gerüstet, auch wenn Alfred ausfallen sollte“, sagte er .
Eintracht Frankfurt
(Platz 8, 26 Punkte): Dass die Eintracht so gut dasteht, dürfte vor allem das Verdienst von Niko Kovac sein, der auch beim FC Bayern im Gespräch war. War, denn am Mittwoch verlängerte der Pokalfinalist die auslaufenden Verträge mit dem Trainer und dessen Bruder und Assistenten Robert bis 2019. Man wolle dem Club etwas zurückgeben, sagte Kovac. Die Aufbruchstimmung am Main ist riesig. Schon bald, meinte Aufsichtsratsboss Wolfgang Steubing, seien Transfers im zweistelligen Millionenbereich möglich. Mittelfeldspieler Kevin-Prince Boateng unterstützt derweil das Vorhaben von Präsident Peter Fischer, AfD-Wähler aus dem Verein auszuschließen. „Ich stehe hinter ihm, ich stehe hinter jedem, der gegen Rassismus kämpft“, sagte der Führungsspieler, der sich mit Stars wie Mario Balotelli oder Patrick Kluivert für konzertierte Aktionen gegen rechte Gewalt im Fußball zusammenschließen will. „Wir dürfen nicht mehr die Augen zumachen. Es genügt nicht, eine Woche darüber zu reden und dann verläuft es sich wieder. Wir müssen eine Front bilden“, sagte Boateng, der sich auch über die Entschuldigung des Bekleidungskonzerns H&M nach dessen völlig missglückter Werbeaktion mokiert. „Das ist eine Frechheit“, sagte er. In der Kampagne hatte ein dunkelhäutiger Junge einen Kapuzenpullover mit der Aufschrift „Coolest Monkey in the Jungle“(„Coolster Affe im Dschungel“) getragen, H&M wurde dafür scharf kritisiert. „Ich bin dunkelhäutig, bin als Affe beleidigt worden. Weil wir Schwarze sind. Wie viele Leute sitzen da in der Marketingabteilung?“, sagte Boateng: „Solche Fehler dürfen nicht passieren. Eine Entschuldigung reicht nicht.“
TSG Hoffenheim
(Platz 7, 26 Punkte): Er wäre glücklich, würde die TSG für immer einen einstelligen Platz belegen, sagte Präsident Dietmar Hopp gerade. Die bevorstehenden Abgänge von Torjäger Mark Uth (im Sommer) und Trainer Julian Nagelsmann (spätestens 2019) dürften allerdings kontraproduktiv sein für die Pläne. Immerhin: Mit Senkrechtstarter Dennis Geiger, 19 Jahre junger Mittelfeldspieler und die Entdeckung der Vorrunde, verlängerte die TSG am Mittwoch bis 2022. Und auch andere Youngster scheinen nur Fußball im Kopf zu haben. Toptalent Nadiem Amiri (21) erklärte soeben: „Ich habe keine Freundin. Ich ordne dem Fußball alles unter. Und ich glaube, ein bisschen so musst du drauf sein, um Bundesligaspieler zu werden.“Klingt nach einer tieftraurigen Geschichte.