Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kein Mann für halbe Sachen
Gerhard Ecker will seine Projekte in Lindau zu Ende bringen – Privat liebt er Reisen, Sport und seine Familie
LINDAU - Wer Gerhard Ecker nach seinem Lieblingsplatz in Lindau fragt, der bekommt gleich eine ganze Liste: Römerbad, Hintere Insel, Lindenhofpark. Wieso sollte er sich auch entscheiden, wenn er sie doch alle haben kann, die schönen Orte der Stadt, die in den vergangenen sechs Jahren zu seiner zweiten Heimat geworden ist. Und die das, wenn es nach ihm geht, auch noch eine Weile bleiben soll. „Einiges muss noch zu Ende gebracht werden“, sagt Ecker. Denn halbe Sachen, die sind nicht sein Ding.
Das waren sie noch nie. Und so wächst der gebürtige Augsburger, der sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg gemacht hat, schon in jungen Jahren über sich hinaus: Sein Staatsexamen – Ecker hat Jura mit Schwerpunkt Finanzen studiert – schafft er mit Bravour, am Ende reicht die Note sogar für den Staatsdienst. „Da haben sie mich mit sanftem Druck ins Innenministerium versetzt.“1992 promoviert Ecker, der aus einem Arbeiterhaushalt kommt. Vor ihm hatte in seiner Familie noch nie jemand studiert. Im Innenministerium wird Ecker zum Experten für Kommunalfinanzen, später arbeitet er vier Jahre lang für den bayerischen kommunalen Prüfungsverband, dann geht es als Stadtdirektor zurück nach Augsburg. Währenddessen wird er zum gefragten Fachautor für Kommunalfinanzen. 2012 tritt er als Oberbürgermeisterkandidat in Lindau an und gewinnt die Stichwahl.
Die ganze Zeit an seiner Seite ist seine Frau Ulrike, die Gerhard Ecker auch heute noch als seine „größte Verführung“bezeichnet. „Ich habe meine Frau im zarten Alter von 17 kennengelernt, sie war damals 18“, sagt er und lacht. „Sie hat also einen Minderjährigen verführt.“Mittlerweile haben die beiden zwei erwachsene Kinder. Von Anfang an steht Ulrike Ecker hinter ihrem Mann, den es als Abiturient erst einmal in die große weite Welt zieht: Mit einem Freund unternimmt er eine neunwöchige Tour durch Amerika, reist erst per Anhalter, dann mit dem Bus. Vancouver, Kalifornien, Florida – es wird die Reise seines Lebens. „Das sind Erlebnisse, die du nie vergisst.“Ulrike Ecker steckt damals mitten in ihrer Ausbildung zur Goldschmiedin und bleibt daheim.
Später wird das Reisen ein gemeinsames Hobby des Paares, Amerika ein Lieblingsziel: Alle drei Jahre fliegen die Eckers mit den beiden Kindern über den großen Teich. Sie besuchen Kanada, Neufundland, Alaska. Am Grenzfluss zwischen Kanada und Alaska beobachten sie sogar Bären. „Da sind von Juli bis September Lachse ohne Ende, da kommen die Bären, und die Touris dürfen bis zu zehn Meter ran“, erzählt Ecker noch heute voller Begeisterung. Zwischen ihren Amerika-Reisen ist die Familie Ecker im VW-Bus unterwegs, fährt durch Nord-, West- und Südeuropa, campt am Meer, an Seen und Flüssen. „Wir sind Wassermenschen“, sagt Ecker. Aus diesem Grund ziehe es ihn auch in Lindau ans Wasser.
Gerhard Ecker ist ein Familienmensch. Logisch, dass neben der Meinung von Mitarbeitern und Unterstützern die Gespräche mit seiner Familie maßgeblich dafür waren, ob er noch einmal als OB kandidiert. „Natürlich gibt es immer Für und Wider, aber letztlich haben die Argumente, die dafür sprechen, den Ausschlag gegeben“, sagt er. „Lindau ist eine tolle Stadt. Meine Mitarbeiter und ich können hier viel bewegen.“Wie viel, das hätten die vielen abgeschlossenen und noch laufenden Projekte in den vergangenen sechs Jahren bewiesen. „Aufgrund meiner vielfältigen beruflichen Erfahrungen, die sich auf entsprechende wirtschaftliche und juristische Ausbildungen stützen, aufgrund meiner zahlreichen Kontakte zu den für uns wichtigen Behörden und Partnern und aufgrund meiner Fähigkeit, zusammen mit unseren jeweiligen Fachkräften aus guten Ideen, Konzepte und Pläne zu entwickeln und diese auch mit Nachdruck und zielstrebig umzusetzen, bin ich bei den anstehenden Aufgaben Lindaus der geeignete OB.“
Mit den Kindern – Sohn Florian ist mittlerweile 30, Tochter Michaela 27 – geht es auch heute noch einmal im Jahr in den Urlaub. Am liebsten ins Sporthotel, wo die Eckers gemeinsam Volleyball oder Eishockey spielen, Rad fahren oder wandern. „Wir sind alle sehr sportlich.“Im Winter freut sich der OB aufs Skifahren.
Beim FC Augsburg gespielt
Eckers größte sportliche Leidenschaft ist aber der Fußball. Als Jugendlicher spielt er selbst beim BC Augsburg, der später zum FC Augsburg wird. In der C-, B- und A-Jugend nimmt er mit seiner Mannschaft an mehreren Meisterschaften teil. Von 2006 bis 2012 ist er Aufsichtsrat bei dem Verein, seit 2015 sitzt er im Vorstand. „Der Höhepunkt unseres Vereinslebens war das Spiel gegen Liverpool, als wir in der Euroleague bis in die Zwischenrunde gekommen sind. Wir waren dann beim Vorstand eingeladen, da standen die ganzen Pokale – das war schon beeindruckend“, so Ecker. Das Spiel vor zwei Jahren hat Augsburg zwar verloren. Aber den Liverpoolschal, den er damals bekommen hat, hält Ecker noch immer in Ehren.
Auch heute spielt Ecker noch gern in einer Hobbytruppe Fußball. „Letztens habe ich mich gezerrt, bei einer Bewegung, die früher noch gut ging“, erzählt der OB, der im Sommer seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, lachend. „Ich meine auch, dass ich ein, zwei Kilos zugelegt habe.“Denn so richtig viel Zeit für Sport bleibt bei seinem Job nicht. Das bekommt auch seine Frau zu spüren. „Sie würde sich wünschen, dass wir mehr tanzen.“Sie beide seien zwei „Tanzbesen“, die gemeinsam schon viele Tanzkurse gemacht haben. „Seit wir in Lindau sind, klappt das nicht mehr regelmäßig.“Umso mehr freue sich das Paar, wenn es auf Tanzveranstaltungen eingeladen ist. Dann legen die Eckers einen Jive, Discofox oder Quickstep aufs Parkett.
Gerhard Ecker weiß, dass Oberbürgermeistersein anstrengend ist. Trotzdem will er es nochmal wissen. Denn er bringt die Sachen eben gern zu Ende. „Dafür waren die ersten sechs Jahre nicht ausreichend.“