Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Schön für den Kopf
Laura Dahlmeier führt Staffel in Ruhpolding zum Sieg und wird dann Massenstart-Zweite
RUHPOLDING (SID/dpa) - Laura Dahlmeier brach nach einem packenden Schlussspurt völlig erschöpft hinter der Ziellinie zusammen. Zum zweiten Saisonsieg reichte es für die Garmisch-Partenkirchener Biathletin im Massenstart zwar um die Winzigkeit von acht Zehntelsekunden nicht – aber mit Platz zwei hinter Kaisa Mäkäräinen (Finnland) setzte die 24-Jährige nach dem Triumph mit der Staffel vier Wochen vor den Olympischen Winterspielen (9. bis 25. Februar) ein deutliches Ausrufezeichen. Dahlmeier unterstrich über 12,5 Kilometern nach zuletzt krankheitsbedingt schwächeren Auftritten eindrucksvoll ihre Ambitionen für Pyeongchang. „Damit bin ich sehr, sehr zufrieden. Ich habe gezeigt, dass ich in einer sehr guten Form bin. Ich habe gewusst, dass ich nicht weit weg bin, heute habe ich es zeigen können“, sagte die siebenmalige Weltmeisterin nach zwei Schießfehlern geschafft, aber strahlend. Und: „Das war ja noch nicht der Saisonhöhepunkt.“
Bei Dahlmeier waren nach der herben Enttäuschung im Einzelrennen von Ruhpolding mit einem für sie indiskutablen 48. Rang das Lachen und die Zuversicht wieder zurück: „Jetzt kann man wieder ein bisschen Ruhe einkehren lassen und mit Selbstvertrauen in die Zukunft blicken. Ich fühle mich gut. Es passt wieder super. Ich würde schon sagen, dass ich mittlerweile eine wirklich sehr gute Form habe.“
Herrmann läuferisch überragend
Auch Bundestrainer Gerald Hönig war zufrieden mit seiner Vorzeigeläuferin. „Laura ist auf einem richtig guten Weg. Das ist schön für den Kopf“, sagte er. „Jetzt heißt es gut regenerieren und nicht wieder krank werden.“Sein Team gehe mit einem „Podest und einer guten Mannschaftsleistung raus. Der Trend ist durchaus positiv.“Zumal auch Denise Herrmann (Oberwiesenthal) mit Rang fünf – trotz vier Strafrunden – zeigte, dass mit ihr bei Olympia zu rechnen sein wird. „Dass es so gut geht, hätte ich nicht gedacht“, sagte die frühere Langläuferin, nachdem sie die beste Laufzeit hingelegt hatte.
Beim Massenstart der Männer verpassten die deutschen Biathleten am Sonntag dagegen das Podium. Über 15 Kilometer lief Weltmeister Simon Schempp (Uhingen) als bester von sechs Startern des Deutschen Skiverbandes nach einem Schießfehler auf den sechsten Rang. Den Sieg feierte der Norweger Johannes Thingnes Bö. Der 24-Jährige gewann trotz einer Strafrunde vor seinem großen Rivalen Martin Fourcade (zwei Strafrunden).
Schempps „Schritt nach vorne“
„Läuferisch fehlt noch ein Quäntchen, um an Johannes Thingnes und Martin heranzukommen. Aber es kann für eine Medaille reichen“, sagte Benedikt Doll (Breitnau), der als Neunter (eine Strafrunde) ins Ziel gekommen war. Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld/ebenfalls eine Strafrunde) landete als Siebter auch in den Top 10. Simon Schempp sprach nach seinen Rückenproblemen von einem „Schritt nach vorne. Ich hatte gerade mal 14 Sekunden Rückstand. Jetzt weiß ich, dass es funktionieren kann, auch wenn ich körperlich noch nicht bei 100 Prozent bin.“
Besagter Schritt nach vorne war den Frauen bereits bei ihrem zweiten Staffelsieg des Winters am Samstag gelungen. „Das war ein wichtiges Rennen für uns und cool. So ein Sieg tut uns allen gut. Wir haben gezeigt, dass wir ein starkes Team haben und mit uns zu rechnen ist“, sagte Dahlmeier, als das DSV-Quartett seine Favoritenrolle bei der Olympia-Generalprobe untermauert hatte. Über 4x6 Kilometer gewannen Dahlmeier, die als Schlussläuferin von Rang vier nach vorne gelaufen war, Franziska Preuß (Haag), Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld) und Herrmann nach zusammen neun Nachladern mit 2,9 Sekunden Vorsprung vor Italien (drei Nachlader) und 17,2 Sekunden vor Schweden (fünf Nachlader).
In Antholz findet von Donnerstag an der letzte Weltcup vor Olympia statt. Auf dem Programm stehen Sprint, Verfolgung und Massenstart. Für die deutschen Biathleten geht es danach zur direkten Vorbereitung auf Pyeongchang nach Hochfilzen.