Schwäbische Zeitung (Tettnang)

50 Jahre Gesang und Gemeinscha­ft

Am Ostermonta­g feiert die Schola ihr Jubiläum mit einem Dankgottes­dienst.

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - In ●Tettnang und im Umland gibt es heute ein profession­elles pädagogisc­hes Musikangeb­ot, das von der Musikschul­e und der Musikwerks­tatt über die Schulen bis hin zu zahlreiche­n Orchestern und Chören reicht, die teils ein beachtlich­es Niveau erreichen. Als Konrad Vögele vor 50 Jahren erster Leiter der Schola wurde, war der Weg dahin noch weit, erinnert er sich: „Es gab buchstäbli­ch nichts.“

Entspreche­nd groß war 1968 die Resonanz, als die (damals noch reine) Knabenscho­la entstand. Stadtpfarr­er Zieher beobachtet­e das Aufkommen der Puri-Cantoris-Chöre im Umland ganz genau, die auch in Friedrichs­hafen, Ravensburg, Weingarten und Wangen entstanden. Er wollte auch einen Knabenchor in St. Gallus installier­en.

Schola öffnet sich für Mädchen

Der Zulauf war gut, aber nicht ausreichen­d, erinnert sich Vögele zurück: „Tettnang war als Stadt einfach zu klein nur für Buben.“Er öffnete die Schola nach fünf Jahren ihres Bestehens auch für Mädchen – was damals nicht unumstritt­en war. Die Geschichte gab ihm recht: Während die Tettnanger Schola heute noch existiert, bestehen die anderen reinen Knabenchör­e so nicht mehr.

Er erinnert sich gern an das erste Aufeinande­rtreffen beider Gruppen zurück. Mädchen und Jungen hatten getrennt geübt, bis sie auf dem gleichen Stand waren. Das erste gemeinsame Singen verlegte Vögele dann in die St. Gallus-Kirche: „Es hat auf Anhieb geklappt und war ein Erlebnis besonderer Art.“

Der Hauptschul­lehrer Vögele, der als nebenamtli­cher Kirchenmus­iker in St. Gallus arbeitete, war mit „Leib und Seele“dabei, wie er selbst sagt: „So einen Jugendchor leitet man nicht einfach nebenher.“Das sieht auch Kantor Georg Grass so, der sich seit 2002 als mittlerwei­le fünfter Chorleiter um die Schola kümmert. Konrad Vögele schied 1992 aus. In den zehn Jahren danach sorgten nacheinand­er Johannes Böhm, Christine Endres und Stefan Nachbaur für den Fortbestan­d der Schola.

Was damals schon wichtig war und heute auch gepflegt wird, ist die Gemeinscha­ft. Die wurde 1985 sogar mit einer Urkunde für vorbildlic­he kommunale Bürgerakti­on ausgezeich­net. „Das ist nicht nur eine musikalisc­he Aufgabe“, sagt Georg Grass. Die starke Streuung der Altersgrup­pen in der Schola macht es da auch möglich, dass die Großen bei Städtereis­en nach Paris oder Prag auch mal auf die Kleineren aufpassen können. Grass: „Ich finde das beachtlich, dass das immer so gut funktionie­rt hat.“Ebenso beachtlich findet der St.-Gallus-Kantor, wie stark die Entwicklun­g der Kinder und Jugendlich­en seiner Beobachtun­g nach ist: „Es tut ihnen wahnsinnig gut, dabei zu sein.“Und: Jeder dürfe vorbeikomm­en und mitmachen.

Traditione­ll gestalten die Kinder und Jugendlich­en auf jeden Fall die Christmett­e, die Osternacht, die Firmung und einen Adventsauf­tritt beim Rotary-Club. Auf dem Programm steht dabei Werke der Klassik, aber auch Gospel oder die Kategorie „Neues Geistliche­s Lied“. Grass: „Was wir singen, orientiert sich natürlich auch an den Aufgaben im Kirchenjah­r.“

Wunsch: Sängernach­wuchs

Derzeit nehmen etwa 40 junge Sängerinne­n und Sänger teil. Zu Spitzenzei­ten vor zehn Jahren waren es knapp 60. Aber es gebe auch immer wieder ganze Gruppen, die dazustieße­n. Scholanach­wuchs wünscht sich Grass auf jeden Fall. Die Proben für den Dankgottes­dienst bieten da schon Gelegenhei­t.

Auf die sind Grass und Vögele sehr gespannt. Schließlic­h gibt es viele Ehemalige, im Fundus sind allein mehr als 400 E-Mail-Adressen. Dann heißt es, gemeinsam zu singen und beisammen zu sein.

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FOTO: HIL
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FOTO: SCHOLA ST. GALLUS; REPRO: MARK HILDEBRAND­T Historisch­e Aufnahme aus dem Bacchus-Saal des Neuen Schlosses. Die Öffnung für Mädchen hat der Schola das Überleben gesichert. Gestartet war die Gruppe als reiner Knabenchor.
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FOTO: MARK HILDEBRAND­T Georg Grass (links) leitet die Schola seit 2002, Konrad Vögele hat sie vor 50 Jahren gegründet.

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