Schwäbische Zeitung (Tettnang)
50 Jahre Gesang und Gemeinschaft
Am Ostermontag feiert die Schola ihr Jubiläum mit einem Dankgottesdienst.
TETTNANG - In ●Tettnang und im Umland gibt es heute ein professionelles pädagogisches Musikangebot, das von der Musikschule und der Musikwerkstatt über die Schulen bis hin zu zahlreichen Orchestern und Chören reicht, die teils ein beachtliches Niveau erreichen. Als Konrad Vögele vor 50 Jahren erster Leiter der Schola wurde, war der Weg dahin noch weit, erinnert er sich: „Es gab buchstäblich nichts.“
Entsprechend groß war 1968 die Resonanz, als die (damals noch reine) Knabenschola entstand. Stadtpfarrer Zieher beobachtete das Aufkommen der Puri-Cantoris-Chöre im Umland ganz genau, die auch in Friedrichshafen, Ravensburg, Weingarten und Wangen entstanden. Er wollte auch einen Knabenchor in St. Gallus installieren.
Schola öffnet sich für Mädchen
Der Zulauf war gut, aber nicht ausreichend, erinnert sich Vögele zurück: „Tettnang war als Stadt einfach zu klein nur für Buben.“Er öffnete die Schola nach fünf Jahren ihres Bestehens auch für Mädchen – was damals nicht unumstritten war. Die Geschichte gab ihm recht: Während die Tettnanger Schola heute noch existiert, bestehen die anderen reinen Knabenchöre so nicht mehr.
Er erinnert sich gern an das erste Aufeinandertreffen beider Gruppen zurück. Mädchen und Jungen hatten getrennt geübt, bis sie auf dem gleichen Stand waren. Das erste gemeinsame Singen verlegte Vögele dann in die St. Gallus-Kirche: „Es hat auf Anhieb geklappt und war ein Erlebnis besonderer Art.“
Der Hauptschullehrer Vögele, der als nebenamtlicher Kirchenmusiker in St. Gallus arbeitete, war mit „Leib und Seele“dabei, wie er selbst sagt: „So einen Jugendchor leitet man nicht einfach nebenher.“Das sieht auch Kantor Georg Grass so, der sich seit 2002 als mittlerweile fünfter Chorleiter um die Schola kümmert. Konrad Vögele schied 1992 aus. In den zehn Jahren danach sorgten nacheinander Johannes Böhm, Christine Endres und Stefan Nachbaur für den Fortbestand der Schola.
Was damals schon wichtig war und heute auch gepflegt wird, ist die Gemeinschaft. Die wurde 1985 sogar mit einer Urkunde für vorbildliche kommunale Bürgeraktion ausgezeichnet. „Das ist nicht nur eine musikalische Aufgabe“, sagt Georg Grass. Die starke Streuung der Altersgruppen in der Schola macht es da auch möglich, dass die Großen bei Städtereisen nach Paris oder Prag auch mal auf die Kleineren aufpassen können. Grass: „Ich finde das beachtlich, dass das immer so gut funktioniert hat.“Ebenso beachtlich findet der St.-Gallus-Kantor, wie stark die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen seiner Beobachtung nach ist: „Es tut ihnen wahnsinnig gut, dabei zu sein.“Und: Jeder dürfe vorbeikommen und mitmachen.
Traditionell gestalten die Kinder und Jugendlichen auf jeden Fall die Christmette, die Osternacht, die Firmung und einen Adventsauftritt beim Rotary-Club. Auf dem Programm steht dabei Werke der Klassik, aber auch Gospel oder die Kategorie „Neues Geistliches Lied“. Grass: „Was wir singen, orientiert sich natürlich auch an den Aufgaben im Kirchenjahr.“
Wunsch: Sängernachwuchs
Derzeit nehmen etwa 40 junge Sängerinnen und Sänger teil. Zu Spitzenzeiten vor zehn Jahren waren es knapp 60. Aber es gebe auch immer wieder ganze Gruppen, die dazustießen. Scholanachwuchs wünscht sich Grass auf jeden Fall. Die Proben für den Dankgottesdienst bieten da schon Gelegenheit.
Auf die sind Grass und Vögele sehr gespannt. Schließlich gibt es viele Ehemalige, im Fundus sind allein mehr als 400 E-Mail-Adressen. Dann heißt es, gemeinsam zu singen und beisammen zu sein.