Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Was macht Claudia Pechstein mit 51?
Fragen bleiben, Pyeongchang, nach zwei Wochen Hierseins, nach 14 Tagen Winterspiele. Die zum Beispiel, weshalb die Aufzüge unseres kleinen, feinen 19-Etagen-Nachtquartiers immer dann fröhlich durch die Geschosse pendeln, wenn wir einen von ihnen mal echt bräuchten. Frühmorgens um elf beispielsweise, vorm ersten Kaffee. Warum, Pyeongchang, gibt es den eigentlich bis Schlag zehn in Schnapsbechern Marke Verbrühdirdiefinger? Und dann erst in Kübeln, pappmanschettenummantelt, wie sie unser Berufsstand braucht, liebt, in sich hineinschüttet? Welchen Grund, Pyeongchang, hat es, dass der Reißverschluss unserer Thermohose beim Sicherheitscheck vorm Hauptpressezentrum durchweg an ungeraden Tagen piepst – an geraden aber schweigt wie sein Plastik-Spezl von Ersatz-Outdoor-Beinkleid I b? Habt ihr, Pyeongchang-Macher, wirklich 110 000 Kondome im Olympischen Dorf unters Sportlervolk gebracht? Haben wir, Pyeongchang-Macher, dieses „Passion. Connected.“vielleicht falsch verstanden?
Fragen bleiben. Was macht Claudia Pechstein mit 51? Ist Marco Sturm der bessere Xaver Unsinn? Wieviel Kombinationsgabe besitzt Johannes Rydzek? Hat so ein Big-Air-Wettbewerb noch irgendwo Luft nach oben? Woher kann Jocelyne LamoureuxDavidson solche Penalties? Wann bobt Francesco Friedrich das nächste Mal zeitgleich? Doping im Curling – geht’s noch?
Fragen bleiben. Wird uns dieses Lächeln fehlen, wenn wir künftig von jemandem den Weg erklärt bekommen? Bleibt Kimchi lange im olfaktorischen Gedächtnis? Wer eigentlich braucht Dosenbier mit Eiswürfeln? Wieviel Wind je Event verträgt der Skisprungzuschauer zwischen Mitternacht und Morgengrauen? Warum geht der Bus zum Zug zum Flugzeug bei unserer Rückreise schon um 5.40 Uhr? Und: Wo hier spukt nächtens eigentlich ganz genau der Olympische Geist?
Da wird eine Recherche-Extrasonderzusatzschicht notwendig werden. Oder, liebe Leserin, lieber Leser: Interessiert das womöglich gar nicht?
*Annyeong (gesprochen ahn-joh) ist im Koreanischen die zwangloseste Form – meist unter Freunden – , um „Hi“oder „Hey“zu sagen.