Schwäbische Zeitung (Tettnang)
VW setzt weiter auch auf Diesel und Benziner
Autobauer meldet Rekordabsatz und lehnt Entschädigungen im Dieselskandal weiter ab – Vorstandsgehälter steigen
BERLIN - Für die Vorstellung der Rekordbilanz waren VW-Chef Matthias Müller die angestammten Räume am Sitz in Wolfsburg wohl zu klein. Diesmal präsentierte der Vorstand die Bilanz in der Hauptstadtrepräsentanz des Konzerns am Boulevard Unter den Linden in Berlin.
Der Konzern mit seinen neun Automarken und einer Lkw-Sparte hat sich für die Öko-Zukunft einiges vorgenommen. 34 Milliarden Euro investiert VW in den kommenden vier Jahren in alternative Antriebe und in Mobilitätsdienste oder das autonome Fahren. Bis Mitte des kommenden Jahrzehnts rechnet Müller mit einer Jahresproduktion von drei Millionen E-Mobilen. 50 rein elektrische Modelle und 30 Hybride will der Konzern auf den Markt bringen. Heute sind es acht Modelle.
„Wir spüren, dass die Nachfrage wächst“, sagt Müller. Allerdings seien die Stückzahlen trotz guter Zuwachsraten noch bescheiden. Das soll sich mit der nächsten Generation an EMobilen ändern. Die wichtigste Komponente will das Unternehmen aber auch in Zukunft nicht selbst herstellen. Die Batterien will Müller zukaufen.
Das Bekenntnis zur Elektromobilität relativiert sich mit Blick auf die anderen Investitionen bei VW. Mit rund 90 Milliarden Euro investieren die Wolfsburger in den nächsten Jahren fast drei Mal so viel Geld in die Fortentwicklung von Diesel- und Benzinmotoren. So sollen die Autos sauberer werden und weniger verbrauchen. „Auch deshalb hoffe ich, dass der Diesel bis dahin nicht endgültig totgeredet worden ist“, sagt Müller. Für den Klimaschutz sei die Technologie Teil der Lösung, nicht das Problem.
Affäre kostet VW 3,2 Milliarden
Von Entschädigungen für Kunden, die ein Auto mit manipulierter Software gekauft haben, will VW weiterhin nichts wissen. Vier Millionen Fahrzeuge habe das Unternehmen freiwillig mit einer neuen Software ausgestattet, 160 000 Kunden zu einem Umstieg auf ein modernes neues Modell bewegt, und dies mit einer Umweltprämie unterstützt. Außerdem beteilige sich der Konzern am Fonds der Bundesregierung, der Maßnahmen zur schnellen Luftverbesserung in den Kommunen finanziert. Mit den Folgen des Dieselskandals hat VW aber immer noch zu tun. 2017 kosteten Entschädigungen und andere Folgen des Fehlverhaltens noch einmal 3,2 Milliarden Euro, halb so viel wie im Jahr zuvor.
Aber diese Ausgaben kann sich das Unternehmen locker leisten. Fast elf Millionen Fahrzeuge verkauften die Wolfsburger weltweit, so viele wie noch nie. Im wichtigsten Markt China liefen die Geschäfte besonders gut. Mit gut 230 Milliarden Euro stiegen die Erlöse um mehr als sechs Prozent. Am Ende blieb ein Gewinn von gut elf Milliarden Euro übrig. Laut Müller erwartet VW 2018 ein weiteres Umsatzwachstum um bis zu fünf Prozent. Vom guten Ergebnis profitieren die Vorstandsmitglieder erheblich. Müllers Vergütung stieg auf mehr als zehn Millionen Euro, der Gesamtvorstand kommt auf über 50 Millionen Euro. Das entspricht einem Zuwachs um mehr als zehn Millionen Euro.