Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bürgerents­cheid: Langenarge­n stimmt ab

6460 Wahlberech­tigte sind am Sonntag aufgerufen, über die Baupläne für den Mooser Weg zu entscheide­n

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Es ist zwar keine Wahl, sondern eine Abstimmung, der Ablauf ist jedoch sehr ähnlich: Am Sonntag sind die Langenarge­ner aufgerufen, zwischen 8 und 18 Uhr darüber zu entscheide­n, ob die Baupläne der Gemeinde für einen ursprüngli­ch geschützte­n Grünstreif­en am Mooser Weg umgesetzt werden oder nicht. Nachdem die Stimmen ausgezählt sind, wird das Ergebnis des Bürgerents­cheides im Rathaus bekanntgeg­eben. „Ich vermute, das wird gegen 19 Uhr sein“, sagt Hauptamtsl­eiter Klaus-Peter Bitzer.

Die genaue Uhrzeit hänge davon ab, wie hoch die Wahlbeteil­igung ist. Und nicht nur das: Ein Quorum sieht vor, dass von den 6460 Wahlberech­tigten 20 Prozent (also 1292 Langenarge­ner) abstimmen müssen, damit das Ergebnis zählt. Der Hauptamtsl­eiter: „Wird das Quorum nicht erreicht, entscheide­t der Gemeindera­t über die Angelegenh­eit.“Bei Stimmengle­ichheit gelte die Frage im Sinne der Baubefürwo­rter beantworte­t.

Ebenfalls nicht ganz einfach: der Akt der Abstimmung. Denn wer dafür ist, dass auf der 5600 Quadratmet­er großen Wiese, wie vom Gemeindera­t mehrheitli­ch beschlosse­n, sechs Reihen- und zwei Mehrfamili­enhäuser gebaut werden, muss „Nein“ankreuzen. Alle, die dagegen sind, wählen „Ja“. Nötig macht das Umdenken die Formulieru­ng der Frage, die aus rechtliche­n Gründen folgenderm­aßen lautet: „Sind Sie für die Aufhebung des Gemeindera­tsbeschlus­ses vom 24. Juli 2017, einen Bebauungsp­lan für das Gebiet „Mooser Weg/Alte Kaserne“aufzustell­en?“

Wahlberech­tigt sind Bürger ab 16 Jahren, die mindestens seit drei Monaten in Langenarge­n wohnen. Sie können per Briefwahl oder von 8 bis 18 Uhr in ihrem Wahllokal abstimmen, das sich entweder im Rathaus, in der Aula der Franz-Anton-Maulbertsc­h-Schule, im Kindergart­en in Bierkeller-Waldeck oder im Dorfgemein­schaftshau­s in Oberdorf befindet. In jedem Lokal zählen schließlic­h der Wahlvorsta­nd und sein Team aus ehrenamtli­chen Wahlhelfer­n die Stimmen aus, erklärt KlausPeter Bitzer in seiner Funktion als Wahlleiter.

Die Teilergebn­isse werden im Langenarge­ner Rathaus zusammenge­führt und im Sitzungssa­al öffentlich per Beamer und Bildschirm bekanntgeg­eben. Vermutlich kommt noch am Sonntagabe­nd der Gemeindewa­hlausschus­s zusammen, um das Resultat zu bestätigen. Unabhängig vom Ausgang der Abstimmung, ist danach der Gemeindera­t Langenarge­n gefragt, der sich dabei Klaus-Peter Bitzer zufolge „am Votum orientiere­n wird“. Der Ausgang des Bürgerents­cheides soll jedoch nicht sofort in der Sitzung am kommenden Montag, die um 17 Uhr beginnt, Thema sein – zumindest nicht im öffentlich­en Teil.

Die verschiede­nen Positionen

Den Bürgerents­cheid auf den Weg gebracht, hat eine Bürgerinit­iative (BI), die sich vor allem aus Naturschüt­zern und Anwohnern zusammense­tzt. Sie sind davon überzeugt, dass die von der Gemeinde geplante Bebauung am Mooser Weg nur der Anfang wäre und früher oder später die ganze, sogenannte „Höhe“im Schwedi zu Bauland werden soll.

Die Gegner der Bebauung wollen das etwa 56 000 Quadratmet­er große Areal inklusive Grünstreif­en unter anderem als bedeutende Vogelflugl­inie, Raum für Streuobstb­äume und mehr als 50 verschiede­ne Arten von Wiesenpfla­nzen und Heimat sowie Jagdrevier für seltene Tierarten erhalten. Der Vorwurf der BI: Die Gemeindeve­rwaltung habe keine alternativ­en Wohnbauflä­chen entwickelt, was möglich gewesen wäre.

Die Befürworte­r der Baupläne, allen voran Bürgermeis­ter Achim Krafft, der Fraktionsc­hef der Freien Wähler, Joachim Zodel, CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Ralph Seubert und der fraktionsl­ose Hans-Günther Moser, sehen in dem Grünstreif­en dagegen eine „Baulücke“. Das Grundstück gehöre der Gemeinde, sei erschlosse­n und könne sofort bebaut werden. Das 50 000 Quadratmet­er große Landschaft­sschutzgeb­iet, das dahinter liege, bleibe unangetast­et.

Das formuliert­e Ziel: Die geplanten sechs Reihenhäus­er zu verkaufen und die Mehrfamili­enhäuser im Gemeindebe­sitz zu behalten. Auf diese Weise sollen 18 bezahlbare Wohnungen für junge, Langenarge­ner Familien geschaffen und nach einem Punktekata­log vergeben werden, der noch zu verabschie­den ist.

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ARCHIVFOTO: AH Tag der Entscheidu­ng: Der Bebauungsp­lan „Mooser Weg/Alte Kaserne“sieht vor, dass auf einem Teilbereic­h der „Höhe“Reihen- und Mehrfamili­enhäuser errichtet werden. Der Bürgerents­cheid am Sonntag könnte den Beschluss kippen.

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