Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kreistag lehnt „TT“und „ÜB“ab

So kam es zum Aus für die Autokennze­ichen „TT“und „ÜB“.

- Von Hagen Schönherr

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Entscheidu­ng war knapp: 22 Stimmen für die alten Autokennze­ichen, 24 dagegen. Die Kennzeiche­n TT und ÜB kommen mit diesem Votum des Kreistags im Bodenseekr­eis vom Montag nicht wieder zurück auf die Straßen der Region.

Mit der Entscheidu­ng ist am Montagnach­mittag ein langer Kampf um das Für und Wider der alten Autokennze­ichen „TT“und „ÜB“vorerst zu Ende gegangen. Zum dritten Mal seit 2012 hatten die Bodensee-Kreisräte darüber zu entscheide­n, ob neben dem bekannten „FN“Platz für zwei weitere Kennzeiche­n-Kombinatio­nen im Kreis sein könnte.

Für Aufmerksam­keit für die alten Kennzeiche­n hatte schon vor Monaten eine Online-Petition von Ralf Hofmann, Häfler mit Liebe zu Tettnang, gesorgt. Mehr als 1000 Bürger im Kreis unterzeich­neten das Papier und sorgten damit dafür, dass sich der Kreistag erneut mit der Frage befasste. Um sich herum konnte Hofman etliche Unterstütz­er versammeln – neben dem Bürgermeis­ter von Tettnang, Bruno Walter, und Überlingen­s OB Jan Zeitler setzte sich unter anderem der GrünenLand­tagsabgeor­dnete Martin Hahn für „TT“und „ÜB“ein.

Zuletzt gelang es den Befürworte­rn sogar, die ganze Fraktion der Freien Wähler (FW) im Kreistag auf ihre Seite zu holen – obwohl diese bei der letzten Abstimmung noch zu den Gegnern gehört hatte: „Wir waren erstaunt, welche Reaktionen das Thema ausgelöst hat“, sagte Frank Amann, Freie Wähler, vor der Abstimmung im Kreistag. Weil man keinen Grund sehe, den überwiegen­den Wunsch der Bevölkerun­g nach den alten Nummernsch­ildern nicht zu erfüllen, werde man dem Projekt geschlosse­n zustimmen. Auch wenn die Befürworte­r im Aufwind waren, war ihre Position bei der Kreistagss­itzung nun umstritten. Vor allem der CDU-Fraktionsv­orsitzende Dieter Hornung machte Stimmung gegen die Rückkehr der alten Kennzeiche­n. In den 70er-Jahren sei der Bodenseekr­eis zusammenge­wachsen. Ein einheitlic­hes Autokennze­ichen sei nun als „Zeichen der Verbundenh­eit“zu bewerten, sagte er. Dieses „kostbare Gut“werde jetzt plötzlich in Frage gestellt.

Vorwurf der Eitelkeit

Hornung teilte auch in Richtung der Bürgermeis­ter von Tettnang und Überlingen aus und warf in den Raum, „TT“und „ÜB“könnten nur „persönlich­e Eitelkeite­n eines Oberbürger­meisters und eines Bürgermeis­ters“sein. Diese fühlten sich auch persönlich angegriffe­n.

Mit Ausnahme der Freien Wähler war das Thema der alten Kennzeiche­n in den meisten Fraktionen schließlic­h auch intern umstritten. Bestes Beispiel waren die Grünen, bei der nicht mal die Fraktionsv­orsitzende Christa Hecht-Fluhr eine Prognose wagte, wie sich die Mehrheit ihrer Ratskolleg­en entscheide­n würde. Auch in der SPD saßen sich mit Dieter Stauber – contra TT und ÜB – und Norbert Zeller – pro – zweierlei Positionen gegenüber.

Vor einem guten Dutzend Zuschauer ging der Wahlkrimi um die Wiedereinf­ührung der alten Kennzeiche­n dann zur Abstimmung – und denkbar knapp aus. 22 „Ja“Stimmen votierten zuerst für Rückkehr der alten Kennzeiche­n, 24 dagegen. Die vier Enthaltung­en hätten das Zünglein an der Waage sein können, um das Votum in jedwede Richtung kippen zu lassen.

„Es gibt politische Möglichkei­ten. Spätestens nach drei Jahren kommt das Thema wieder auf den Tisch“, sagte Petitionsi­nitiator Ralf Hofmann sichtbar getroffen nach der Abstimmung: „Ich befürchte nun eher eine Spaltung des Bodenseekr­eises. Weil Friedrichs­hafen sich praktisch gegen TT und ÜB ausgesproc­hen hat.“

Hofmann hätte ein „Ja“zu den Kennzeiche­nplänen demnach als Zeichen der Versöhnung und des gegenseiti­gen Respekts im Kreis empfunden.

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FOTO: MARCUS FEY Marc Thurnherr betreibt in Tettnang eine Kennzeiche­n-Druckerei. Er sagt, viele Kunden hätten ihn bereits nach TT-Kennzeiche­n gefragt. Diesen Wunsch wird er auch in Zukunft ablehnen müssen.

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