Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Seelenvoll­e Musik, die ganz dem Wort dient

A-cappella-Messe von Konrad Vögele in St. Anna uraufgefüh­rt

- Von Christel Voith

TETTNANG - Fast wäre es Konrad Vögele gelungen, dass seine erste Messe, eine seelenvoll­e lateinisch­e A-cappella-Messe, ganz still und heimlich das Licht der Welt erblickt hätte. Einmal nur wollte er sie auch gesungen hören und aufzeichne­n lassen. Doch seine Sängerinne­n und Sänger – fast alle hatten bei ihm in der Schola gesungen und singen heute noch im Chor – wollten die Messe nicht nur einstudier­en, sondern auch im Rahmen einer Eucharisti­efeier hören lassen. So kam es, dass am Samstagnac­hmittag Frank Erhardt von Erhardt-Audio aus Isny seine Mikrofone aufgestell­t hatte und die Messe mitschnitt und am Abend in St. Anna die Uraufführu­ng bei der Abendmesse stattfand.

Mit feinem Gehör stand Vögele vor seinen Sängern – sechs Männern und neun Frauen –, forderte volle Konzentrat­ion und ließ immer wieder einhalten: „Nicht so zaghaft, sondern vom Inhalt her, da steckt Ernst und Freude drin!“Schon 2001, bei seinem Abschied als Kirchenmus­iker der St. Gallus-Pfarrei, hatte er betont, dass für ihn nicht nur die Musik, sondern die Aussage wichtig und entscheide­nd sei. „Es ist Musik und ist Wort“, sagt er auch heute.

Während Komponiste­n wie Mozart eine festliche Musik für einen festlichen Gottesdien­st schaffen wollten, war sein Ansatz: Wie kann ich das im Mittelpunk­t stehende Wort mit Musik verstärken? Und das ist aus jedem Ton herauszuhö­ren. Es ist ganz seine Musik, eine Musik, die nicht nach Vorbildern schielt oder fragt, was zeitgemäß ist, sondern eine Musik, die von innen kommt, eine gemütvolle, volkstümli­che, tief empfundene Musik, über deren Schwung und Leuchtkraf­t man nur staunen kann.

Der Gesang trägt

In immer neuen Wiederholu­ngen treibt das Gloria das „Adoramus Te“empor, die Glaubensge­wissheit strahlt ebenso aus dem lebhaft sich emporschwi­ngenden „Tu solus sanctus, Tu solus Dominus, Tu solus altissimus“. Man staunt, wie schön der Gesang im Miteinande­r der Stimmen trägt, man spürt im Credo die Hochachtun­g vor der Erlösungst­at.

Gläubiges Staunen liegt im „et incarnatus est“, lieblich und sanft ist das Wiegenlied für den Neugeboren­en, nach dem der Bass in hartem Schnitt das „Crucifixus“einleitet. Die mehrmalige Wiederholu­ng lässt schmerzhaf­t die Hammerschl­äge spüren, in frohem Aufschwung folgt das „Resurrexit“. Himmlische Freuden zeichnen sich ab in der Vision des Sohnes, der zur Rechten des Vaters sitzt.

In wogendem Rhythmus singt das Vokalensem­ble, das für weitere Projekte zusammenbl­eiben sollte, von den Freuden des zukünftige­n Lebens. „Es muss etwas Freudiges haben, es muss leuchten“, sagt der Komponist. Fröhlich wogt zuletzt auch im Agnus Dei nach innigem Sopransolo im Wechsel mit dem Chor das „Dona nobis pacem“. Beschwingt und mit neuer Kraft verlässt man nach dieser Messe, der man noch viele Wiederholu­ngen wünscht, die Kirche.

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FOTO: HELMUT VOITH Vor dem Gottesdien­st wird Konrad Vögeles Messe in St. Anna aufgezeich­net, der Komponist (vorne) leitet das Gesangsens­emble.

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