Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Aufrichtig, gläubig, engagiert, ruhig und vor allem herzlich“
Erwin Bohner ist im Alter von 78 Jahren gestorben – Kressbronn verliert damit eine einzigartige Persönlichkeit
(bb) - Eine große Trauergemeinde hat am Montag in der Kirche in Gattnau Abschied von Erwin Bohner genommen. Er war im Alter von 78 Jahren verstorben. Mit Erwin Bohner verliert die Gemeinde eine einzigartige Persönlichkeit, die so vieles in so vielen unterschiedlichen Bereichen wie kaum ein anderer für das Gemeinwesen in Kressbronn geleistet hat.
„Aufrichtig, gläubig, engagiert, ruhig und vor allem herzlich. Diese Worte würde ich aufzählen, wenn mich jemand nach Erwin Bohner fragen würde“, sagte Bürgermeister Daniel Enzensperger während der bewegenden Trauerfeier am Montag. Rund 30 Jahre im Gemeinderat, sein langjähriger Einsatz bei der Freiwilligen Feuerwehr, in der Blutreitergruppe Gattnau-Kressbronn – und nicht zu vergessen sein unermüdlicher Einsatz für die Erhaltung der Hofanlage Milz im Gemeinderat, was in einer Gründung des Vereins mündete, dem er nicht nur als Gründungsmitglied, sondern anschließend zwölf Jahre lang als Vorstandsmitglied die Treue hielt. Und dies sind nur einige Bereiche, in denen sich Erwin Bohner engagiert hat.
Am 1. September 1939 in Kressbronn als Sohn von Antonia und Josef Anton Bohner geboren, wuchs Erwin Bohner in Kümmertsweiler auf und wurde schließlich Bankkaufmann bei der Genossenschaftsbank beziehungsweise Volksbank Tettnang, zuletzt als Filialleiter der Niederlassung in Kressbronn. 1964 heiratete er Clara Mösle und freute sich mit ihr über die Kinder Antonie, Claudia, Hubert, Alfred, Martin, Stefan, Michael, Susanne und Regine. Neben seiner Familie war Erwin Bohner das ehrenamtliche Engagement für die Gemeinde wichtig. So kandidierte er 1975 erstmals für den Gemeinderat und wurde mit hoher Stimmenzahl gewählt. Fast 30 Jahre lang war er im Gemeinderat tätig, zwei Amtsperioden lang hatte er von 1994 bis 2004 den Vorsitz der CDU-Fraktion inne und war zudem erster Stellvertreter des Bürgermeisters. In Diskussionen zeichnete sich Erwin Bohner vor allem durch seine ruhige und gelassene Art aus, war dabei aber zielgerichtet und mit voller Tatenkraft, was ihm überparteilich und überfraktionell Respekt und Anerkennung verschaffte.
2004 erhielt er vom Gemeindetag Baden-Württemberg für 30 Jahre im Gemeinderat die Ehrennadel in Gold, 2005 verlieh ihm die Gemeinde Kressbronn für sein weit überdurchschnittliches ehrenamtliches Engagement die Bürgerplakette. Als Oberfeuerwehrmann erhielt Erwin Bohner 1987 das Feuerwehrehrenzeichen des Landes Baden-Württemberg in Silber. Bis zuletzt hat Erwin Bohner als Kirchenpfleger gewirkt und war zudem 36 Jahre – von 1965 bis 2001 – gewähltes Mitglied im Kirchengemeinderat in Gattnau. Davon hatte er 32 Jahre das Amt des zweiten Vorsitzenden inne und souverän ausgeübt – was in der Diözese nahezu einmalig war. „Er hat im höchsten Maße integriert, war der ausgleichende Mann, wusste alles Finanzielle, kannte jedes Grundstück, erinnerte sich an jeden Vertrag – und er war dazu ein Mann, der sich auch den pastoralen Aufgaben öffnete“, sagte Karl Bentele am Montag. Erwin Bohner habe glaubwürdig vorgelebt, was Christsein heute bedeutet – und war mit seiner Kirchengemeinde Gattnau in besonderem Maße verbunden.
Mehr als 40 Jahre war Erwin Bohner Mitglied der Josefsbruderschaft Gattnau-Kressbronn, vor 22 Jahren übernahm er die Leitung der Bruderschaft sowie das Amt des Kassiers und übte seine Aufgaben bis zum Schluss aus. In seiner ruhigen, aber gewinnenden Art hat er neue Mitglieder für die Bruderschaft zur Mitgliedschaft bewegen können, sodass die Mitgliederzahl über die Jahre mit knapp 100 nahezu konstant geblieben ist. Am Tag nach dem Fest des heiligen Josef, der in der Bruderschaft vor allem auch für eine gute Sterbestunde angerufen wird, ist er gestorben.