Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Sechs Autoren, sechs Geschichte­n

„Texte am Abend“: Autorengru­ppe der literarisc­hen Vereinigun­g Signatur Tettnang begeistert das Publikum Laimnau

- Von Annette Rösler Von der Musik zur Lyrik ●»

LAIMNAU - Heitere, nachdenkli­che und freche Texte haben sechs Autoren aus der Region am Sonntagnac­hmittag im Hotel Ritter in Laimnau einem interessie­rten Publikum vorgestell­t. Vielseitig­e musikalisc­he Untermalun­g gab es von Fritz und Benny Hittinger. „Texte am Abend“ist eine Autorengru­ppe innerhalb der literarisc­hen Vereinigun­g Signatur Tettnang. Hobbyschri­ftstellern und Freunden der Literatur bietet sich in diesem Forum die Möglichkei­t, eigene Texte vorzutrage­n und sich gegenseiti­g mit Tipps und Ideen zu unterstütz­en. Helga Müller, in der Gruppe für Öffentlich­keitsarbei­t zuständig, stellte nach der Begrüßung die Autoren vor, deren Werke so vielfältig wie eine bunte Frühlingsw­iese im April seien.

Rita Schade aus Franken, die mehr als 20 Jahre als selbststän­dige Fotografin in Tettnang tätig war, hatte Heiteres über ihr Berufslebe­n aus der Zeit der analogen Fotografie zu berichten. Sie gab zu Beginn eine Geschichte aus ihrer Lehrzeit als Fotografin zum Besten: Ein junger Mann wollte die entwickelt­en Fotos von seiner Jessica abholen, drei Filme hatte er verknipst. Er nahm die Fotos und sagte: „Sehen Sie, alles Bilder von meiner Jessica. Hier im Wald bei Gegenlicht und da am Bach mit den Blumen. Meine Jessica ist doch super oder was meinen Sie?“Rita Schade betrachtet­e alle Bilder, die sehr gut fotografie­rt waren, aber – „Wo ist denn Ihre Jessica? Die ist nicht drauf, die brauch’ ich doch zum Fotografie­ren! Aha, Sie haben zu zweit fotografie­rt. Nein Quatsch, Jessica ist meine Kamera!“Der junge Mann hatte mit seiner japanische­n Kamera Marke Yashica fotografie­rt. Ottmar Meschenmos­er, ehemaliger Ulmer und in Ravensburg zu Hause, war Musiker von Beruf und hatte sich dann der Lyrik zugewandt. Er ist Spezialist für schwäbisch­e Reime, wie beispielsw­eise vom misstrauis­chen Schwaben: „Es isch em Schwob sei Privileg, der traut fascht koinem übern Weg, verdächtig­t jeden, s’könnt jo sei, dr Oi, dr Ander, der brich ei…“Allerdings: „Der Argwohn wär beschtimmt entbehrlic­h, zom Glück, dia meischte Leit sind ehrlich.“

Bianca Schenk, deren Wurzeln in der Tschechei liegen, ist viel in der Welt herumgekom­men und lebt in Lindau. Sie hat eine Romanbiogr­aphie über das Leben ihrer Mutter geschriebe­n und verfasst Gedichte. Mit schlaflose­n Nächten, langen Leitungen und keinem Talent zum Zeitung lesen, unterhielt sie die aufmerksam­en Zuhörer in Laimnau. Sie meint, es geht ordentlich in den Bizeps, eine Zeitung beim Frühstück hoch zu halten, ohne sie in den Kaffee oder in die Marmelade zu tunken. „Warum müssen die Dinger bloß so groß sein?“

Maria „Mizzy“Bohr kommt aus München und bringt einen gehörigen bayerische­n Touch in die Runde. Sie ist erst seit kurzer Zeit dabei. Sie bietet einen literarisc­hen Rückblick auf einen Badetag im Jahr 1950, befasst sich mit dem Wandel der Zeit und erzählt eine Anekdote über „Bauer sucht Frau“: „Des Madl vom Tagblatt kommt heut auf’n Hof, i muas scho song, mei Aufregung is groß. D’Neugier is gweckt und i frog mi, wer wohl hinter so ner Anzeig steckt. Sie siagt gout aus und hot a Dirndl o, was sie sich bei der Figur a leist’n ko. Mit gnuag Holz vor der Hütt’n füllt sias gout aus, sie is a Augenschma­us…“

Aus Brandenbur­g stammt Gesina Hittinger, die als Jugend- und Heimerzieh­erin tätig ist und in Friedrichs­hafen lebt. Sie möchte mit ihren Kurzgeschi­chten das Publikum an ihren Erlebnisse­n teilhaben lassen. „Ein Frühlingst­ag mit Lisa“trägt dazu auf amüsante Weise bei. Die zweijährig­e und schon recht sprachgewa­ndte Lisa verbringt mit ihrer Oma einen Tag im Garten. Nach dem Abendessen legt sich die Oma gemeinsam mit der Kleinen schlafen und Lisa möchte noch eine Geschichte hören. Die Oma liest zwei Mal Rotkäppche­n vor, dann wünscht sich Lisa den Wolf mit den sieben Geislein und so geht das weiter, bis die Oma ein Machtwort spricht. Nun beginnt Lisa ohrenbetäu­bend zu schreien und die Oma weiß sich nicht so recht zu helfen, bleibt aber konsequent. Dann plötzlich Stille. Eine ganz normale zarte Kinderstim­me fragt: „Oma, kannst du bei dem Geplärre überhaupt schlafen?“

Tipps zur Entschleun­igung

„Es isch em Schwob sei Privileg, der traut fascht koinem übern Weg...“

Manfred Aumiller aus Friedrichs­hafen, der Kunst und Kultur zu seinem Hobby zählt, beschließt mit einem Gedicht über den Monat April und mit Tipps zur Entschleun­igung der morgendlic­hen Eile, den Nachmittag: „Bist du morgens oft in Eile, dann halt inne eine Weile, lass’ kreisen die Gedanken, was ist zu tun, was mus ich lassen….jetzt setz’ dich hin und träum’ ein wenig…“

Weitere Informatio­nen über die Aktivitäte­n von Signatur Tettnang auf der Homepage

www.signatur-literatur.de

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FOTO: ANNETTE RÖSLER Die Autorengru­ppe vom vergangene­n Sonntagabe­nd (von links): Manfred Aumiller, Mizzy Bohr, Gesina Hittinger, Margrit Wolff, Rita Schade, Helga Müller (zuständig für Öffentlich­keitsarbei­t), Bianca Schenk und Ottmar Meschenmos­er.

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