Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Die einfachen Dinge sind manchmal die schwierigsten
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FV Ravensburg
er hat in den vergangenen Wochen bewiesen, dass er mit den Topmannschaften der Fußball-Oberliga auf einem Level spielen kann. Zwar holte Ravensburg in den Partien beim Tabellendritten (1:3-Niederlage) und gegen Tabellenführer (2:2) nur einen Punkt, war spielerisch aber keineswegs unterlegen. Trotzdem: Um dauerhaft ganz oben mitspielen zu können, fehlt es beim Tabellenfünften noch an Kleinigkeiten.
TSG Balingen SGV Freiberg
„Wir treten oftmals nicht als Mannschaft auf“, sagte FV-Trainer Steffen Wohlfarth nach dem Spiel gegen Balingen. „Wir kriegen es nicht hin, im Spiel gemeinsam Dinge zu machen. Wir haben immer wieder Spiele drin, die wir deswegen unnötig verlieren.“Als Beispiel nannte Wohlfarth die Partie in Freiberg: Dreimal verlor der FV im Spielaufbau den Ball, dreimal erzielte der SGV daraus ein Tor. „So etwas darf einfach nicht passieren“, ärgerte sich Wohlfarth.
Der FV steht sich diese Saison häufig selbst im Weg, das zeigen auch die zahlreichen Platzverweise. Bereits viermal Gelb-Rot und viermal Rot zückten die Schiedsrichter gegen Ravensburger Spieler. Ob die Platzverweise zum Teil unberechtigt waren, spielt keine Rolle. Fest steht: Durch unnötige Fouls und Aktionen schwächt sich der FV selbst. Auch gegen Balingen war eine heikle Szene dabei: Als in der 69. Minute Balingens rüde umgrätschte, stürmte FV-Kapitän herbei und schubste den Balinger um. Sowohl Schreyeck als auch Mähr sahen die Gelbe Karte – über Rot hätte sich der Ravensburger nicht beschweren dürfen.
Jörg Schreyeck Harun Toprak Sebastian Mähr
„Ich muss schnellstens zusehen, dass wir so etwas abstellen“, erkannte auch Wohlfarth. „Wir brauchen den unbedingten Willen, unsere Spiele zu gewinnen.“Wie ernst es ihm in Sachen Teamgeist und Einheit ist, bewies Wohlfarth nach 36 Minuten, als er Rechtsverteidiger Robert Henning ohne den Anschein einer Verletzung auswechselte. Viel wollte Wohlfarth dazu nicht sagen: „Sebastian Mähr ist unser Spielführer, und wenn er etwas sagt, dann hat der Rest es zu tun. Weiter kommentiere ich das nicht.“Für Henning brachte er
der „eine komische erste Halbzeit“sah. Beim 0:2 war der Rechtsverteidiger nicht ganz unbeteiligt. „Erst köpfe ich den Ball zum Gegner, dann verliere ich das Laufduell“, gab Boneberger zu. Doch er machte seinen Fehler in der zweiten Halbzeit wett, erzielte mit dem 1:2 sein erstes Oberliga-Tor.
Samuel Boneberger,
Bei aller berechtigten Kritik an der ersten Halbzeit seiner Mannschaft vergaß Wohlfarth allerdings nicht, mit was für einem Gegner es der FV zu tun gehabt hatte. „Balingen hat uns gezeigt, was möglich ist, wenn man als Mannschaft agiert“, lobte er. Die TSG bewies fast über das gesamte Spiel, warum sie zu Recht an der Tabellenspitze steht. Die Balinger zeigten in der Anfangsphase ein ausgezeichnetes Pressing, immer wieder übte neben den Stürmern auch einer der beiden zentralen Mittelfeldspieler Druck auf die Abwehrreihe der Ravensburger aus. Und vorne hatte Balingen in und
die beiden überragenden Akteure der Partie, sie waren auch an beiden Treffern direkt beteiligt. Trotzdem: Der FV versuchte es immer wieder mit spielerischen Lösungen und kam auch das eine oder andere Mal in die Nähe des Tores. Und dann nutzte Ravensburg die einzige Schwächephase der Gäste aus. „In der zweiten Halbzeit hat Ravensburg uns eine Viertelstunde komplett aus dem Spiel genommen“, gab TSG-Trainer zu. Aus einem 0:2 machte der FV ein 2:2. „Wir spielen eine gute Rückrunde“, meinte Wohlfarth. „Aber wir müssen die einfachen Dinge richtig machen. Das ist das Schwierigste im Fußball.“
Lukas Foelsch Kaan Akkaya Ralf Volkwein