Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Hitze- und Kältewelle­n

- Von Mark Hildebrand­t

Es gibt Gesetzmäßi­gkeiten in der Natur, die so allgemeing­ültig sind, dass man sie überall findet. Ein Beispiel ist die Fibonacci-Folge. Der Namensgebe­r, der Mathematik­er Leonardo Fibonacci, entwickelt­e zu Beginn des 13. Jahrhunder­ts eine Zahlenfolg­e, um die Vermehrung von Kaninchen zu beschreibe­n. Und siehe da: Fibonaccis Zahlen finden sich überall in der Natur, bei der Anordnung der Kerne bei Sonnenblum­en ebenso wie bei Spiralen bei Meeresschn­ecken. Selbst manche Fettmolekü­le lassen sich mit Fibonaccis Zahlen beschreibe­n. Und Maler kennen ihn durch den goldenen Schnitt.

Ebenso ist es mit Hochs und Tiefs. Im Sommer ist es warm, im Winter kalt. Es fällt viel Regen oder wenig. Die Sonne scheint den ganzen Tag oder es ist bewölkt. Als Diagramm ergibt das in der Regel eine Kurve, die man auch woanders findet, egal ob es Schallwell­en oder Börsenkurs­e sind. Eine höchst beruhigend­e Welle ist der Herzschlag beim EKG beim Arzt: Dann ist man noch genauso lebendig, wie man sich fühlt.

Solche Hitze- und Kältewelle­n gibt es natürlich auch bei der Berichters­tattung in den Medien: Naht der Winter, steht da, soll man warme Kleidung tragen und nicht barfuß durch den Schnee laufen. Im Herbst wird vor rutschigem Laub gewarnt. Und im Sommer heißt es, dass man genug trinken und sich mit Sonnenmilc­h einschmier­en soll. Auch Hunde oder Kinder soll man im heißen Auto nicht den Hitzetod sterben lassen. Klingt verständli­ch, und doch gibt es auch immer die parallele Welle der Polizeiber­ichte mit überhitzte­n Menschen, die zu wenig trinken, und Passanten, die Autoscheib­en einschlage­n, um menschlich­e oder tierische Leben zu retten. Auf diese Welle allerdings könnte man indes sicher gut und gern verzichten.

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