Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Flehende und freudige Gesänge
Ensemble „Zungenschlag“begeistert mit feinem Kirchenkonzert
TETTNANG - Zum Konzert mit „Kirchenmusik vom Feinsten“hat das Vokalensemble „Zungenschlag“am Sonntag eingeladen und nicht zu viel versprochen. Umso schöner, dass an diesem herrlichen Sommerabend mitten in den Pfingstferien die Schlosskirche voll geworden ist.
Das Besondere daran war, dass hier junge Sänger zusammengefunden haben, dass die männlichen Stimmen sogar in der Überzahl sind. Wie die Leiterin Ina Weißbach, die an der Musikschule Tettnang Gesang, Chor und Klavier unterrichtet, vor dem Konzert erzählte, bilden ihre Schüler den Kern des Ensembles. Mit ihnen hatte sie im Oktober die kleine Mozart-Oper „Bastien und Bastienne“aufgeführt, das weckte die Lust, gemeinsam weiterzusingen. So wurde unter dem Dach der Musikschule das Ensemble „Zungenschlag“gegründet, das schon beim Jahresempfang der Stadt Tettnang begeistert hat.
Für das Kirchenkonzert ist der Kreis noch etwas erweitert worden. Fünf junge Frauen und acht junge Männer sangen mit, vier davon auch solistisch, während Sven Hanagardt zudem zwischen Orgel und Altarraum pendelte. Dynamisch leitete er das Konzert mit Bachs mächtiger Toccata d-Moll BWV 538 ein, am Ende dirigierte er das Ensemble, während Ina Weißbach an der Orgel begleitete. Großartig war der Abschluss mit Felix Mendelssohn Bartholdys Hymne „Hör mein Bitten, Herr“für Chor, Solo-Sopran und Orgel nach Versen aus Psalm 55. Erneut beeindruckte Verena Seybold, die bei „Jugend musiziert“24 Punkte erreicht hat, mit ihrer sehr schön herangereiften Sopranstimme. Wunderbar ließ sie im Wechsel mit dem Chor nach dramatischem Ruf nach Rettung die Hoffnung aufblühen. Eindrucksvoll war die Fülle des Chorklangs in Heinrich Schütz‘ polyphoner Motette „Also hat Gott die Welt geliebt“. Kraftvoll alternierten Männer- und Frauenstimmen in Gottfried August Homilius‘ Motette „Unser Vater im Himmel“, harmonisch gelang die Aufteilung in zwei Chöre für Palestrinas Motette für acht Stimmen.
Anspruchsvolle Arien
Mit anspruchsvollen Arien traten die vier Solisten hervor. Eingebettet in Orgel und Cello zeigte Johanna Fangauer mit einer intimen Arie von Georg Friedrich Händel einen schön geführten Sopran, Paul Frey folgte mit der inständig rufenden adventlichen Bach-Kantate „Komm, Jesu“. Liebesglück vermutete man in der frühbarocken Kantate „Vittoria, mio core“, doch was Sebastiano Arona so jubelnd besang, war das Glück, dass einer die „Knechtschaft der Liebe“überwunden hatte. Von Liebesahnung sang Verena Seybold in Alessandro Scarlattis Arie. Darauf passte das Andante aus Haydns Trompetenkonzert, das Vinzenz Wolpold mit warmem Ton in die Kirche strömen ließ, an der Orgel begleitet von Weißbach.