Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Diebe räumen Lindauer Fotogeschäft aus
Einer der Täter zeigt sich vor dem Lindauer Amtsgericht geständig – Mann will nun sein Leben umkrempeln
UNLINDAU - Die beiden Kumpels sind in ein Lindauer Fotogeschäft eingebrochen und haben mitgenommen was nicht niet- und nagelfest war. Einer der beiden Täter musste sich nun vor der Schöffenkammer des Lindauer Amtsgerichts verantworten. Schnell stellte sich heraus: Der mehrfach vorbestrafte Mann hat mit seinem alten Leben abgeschlossen. Richterin Ursula Brand bestrafte ihn trotzdem – allerdings wahrscheinlich zum letzten Mal.
Vor gut zwei Jahren sind die beiden Männer in das Lindauer Fotogeschäft eingebrochen. Der Kumpel des Angeklagten hatte einen Schlüssel für das Haus, in dem sich das Geschäft befand, denn er wohnte im selben Gebäude. Die beiden klauten Kameras im Wert von rund 23 000 Euro und nahmen noch 800 Euro aus der Kasse mit. Die Kameras verkaufte der Angeklagte zum Teil in Frankfurt. Ein Großhändler, dem die Ware verdächtig vorkam, meldete sich schließlich bei der Polizei.
Angeklagter wurde selbst über den Tisch gezogen
Für einige Digitalkameras, Spiegelreflexkameras und Objektive, die der Angeklagte verkaufte, hat er etwa 2000 Euro eingenommen. „Als ich gehört habe, was das wert ist, dachte ich mir: ,Wie dumm bin ich eigentlich?’“.
Die Lindauer Kriminalpolizei kam dem Angeklagten auf die Spur, nachdem sein Komplize in Österreich festgenommen worden war. Als sie die Wohnung des Angeklagten durchsuchten, fanden die Beamten bei ihm einen Teil der Hehlerware – und er gestand sofort. „Wir hätten die Sache ohne sein Geständnis wahrscheinlich nicht aufgeklärt“, sagte ein Kriminalpolizist bei Gericht aus. Der Angeklagte, der bereits sechsmal wegen Diebstahls vor Gericht stand und während des Einbruchs vor zwei Jahren unter Bewährung stand, beteuerte, dass er sein Leben geändert habe. Grund dafür seien seine Verlobte und das gemeinsame Kind. Die Erkenntnisse der Kripo bestätigten die Aussage des Angeklagten. „Es gab weitere Ermittlungen in seinem Freundeskreis, da war er nicht mehr dabei“, sagte der Kripo-Beamte aus. Der Angeklagte habe ganz offenbar mit seinem alten Leben abgeschlossen – und vorher noch reinen Tisch macht. „Es weitere Einbrüche in Deutschland und Österreich, die hat er auch eingeräumt. Er war überschwänglich geständig.“
Die Staatsanwaltschaft sah in der Tat des Angeklagten trotzdem einen schweren Diebstahl – obwohl er zur Aufklärung der Tat beigetragen und die Täter im Fotogeschäft nichts verwüstet hatten. „Kaputt war nichts, der Laden war nur konsequent ausgeräumt“, sagte der Inhaber des Fotogeschäfts aus.
Das Schöffengericht um Richterin Ursula Brand verurteilte den Mann schließlich zu einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung. Die Bewährungszeit setzte die Richterin auf vier Jahre fest, außerdem muss der Angeklagte den durch ihn entstandenen Schaden wiedergutmachen. „Das andere waren Jugendsünden, das ist jetzt schon die Erwachsenenrunde“, sagte Brand mit Blick auf die kriminelle Vergangenheit des Angeklagten. „Aber sie haben die Kurve gekriegt. Jetzt liegt es an Ihnen, was Sie daraus machen.“