Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Diebe räumen Lindauer Fotogeschä­ft aus

Einer der Täter zeigt sich vor dem Lindauer Amtsgerich­t geständig – Mann will nun sein Leben umkrempeln

- Von Julia Baumann

UNLINDAU - Die beiden Kumpels sind in ein Lindauer Fotogeschä­ft eingebroch­en und haben mitgenomme­n was nicht niet- und nagelfest war. Einer der beiden Täter musste sich nun vor der Schöffenka­mmer des Lindauer Amtsgerich­ts verantwort­en. Schnell stellte sich heraus: Der mehrfach vorbestraf­te Mann hat mit seinem alten Leben abgeschlos­sen. Richterin Ursula Brand bestrafte ihn trotzdem – allerdings wahrschein­lich zum letzten Mal.

Vor gut zwei Jahren sind die beiden Männer in das Lindauer Fotogeschä­ft eingebroch­en. Der Kumpel des Angeklagte­n hatte einen Schlüssel für das Haus, in dem sich das Geschäft befand, denn er wohnte im selben Gebäude. Die beiden klauten Kameras im Wert von rund 23 000 Euro und nahmen noch 800 Euro aus der Kasse mit. Die Kameras verkaufte der Angeklagte zum Teil in Frankfurt. Ein Großhändle­r, dem die Ware verdächtig vorkam, meldete sich schließlic­h bei der Polizei.

Angeklagte­r wurde selbst über den Tisch gezogen

Für einige Digitalkam­eras, Spiegelref­lexkameras und Objektive, die der Angeklagte verkaufte, hat er etwa 2000 Euro eingenomme­n. „Als ich gehört habe, was das wert ist, dachte ich mir: ,Wie dumm bin ich eigentlich?’“.

Die Lindauer Kriminalpo­lizei kam dem Angeklagte­n auf die Spur, nachdem sein Komplize in Österreich festgenomm­en worden war. Als sie die Wohnung des Angeklagte­n durchsucht­en, fanden die Beamten bei ihm einen Teil der Hehlerware – und er gestand sofort. „Wir hätten die Sache ohne sein Geständnis wahrschein­lich nicht aufgeklärt“, sagte ein Kriminalpo­lizist bei Gericht aus. Der Angeklagte, der bereits sechsmal wegen Diebstahls vor Gericht stand und während des Einbruchs vor zwei Jahren unter Bewährung stand, beteuerte, dass er sein Leben geändert habe. Grund dafür seien seine Verlobte und das gemeinsame Kind. Die Erkenntnis­se der Kripo bestätigte­n die Aussage des Angeklagte­n. „Es gab weitere Ermittlung­en in seinem Freundeskr­eis, da war er nicht mehr dabei“, sagte der Kripo-Beamte aus. Der Angeklagte habe ganz offenbar mit seinem alten Leben abgeschlos­sen – und vorher noch reinen Tisch macht. „Es weitere Einbrüche in Deutschlan­d und Österreich, die hat er auch eingeräumt. Er war überschwän­glich geständig.“

Die Staatsanwa­ltschaft sah in der Tat des Angeklagte­n trotzdem einen schweren Diebstahl – obwohl er zur Aufklärung der Tat beigetrage­n und die Täter im Fotogeschä­ft nichts verwüstet hatten. „Kaputt war nichts, der Laden war nur konsequent ausgeräumt“, sagte der Inhaber des Fotogeschä­fts aus.

Das Schöffenge­richt um Richterin Ursula Brand verurteilt­e den Mann schließlic­h zu einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung. Die Bewährungs­zeit setzte die Richterin auf vier Jahre fest, außerdem muss der Angeklagte den durch ihn entstanden­en Schaden wiedergutm­achen. „Das andere waren Jugendsünd­en, das ist jetzt schon die Erwachsene­nrunde“, sagte Brand mit Blick auf die kriminelle Vergangenh­eit des Angeklagte­n. „Aber sie haben die Kurve gekriegt. Jetzt liegt es an Ihnen, was Sie daraus machen.“

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