Schwäbische Zeitung (Tettnang)
St. Jodok: Sanierung fast abgeschlossen
Dach vollständig rekonstruiert – Teils fehlt noch Zustimmung des Denkmalamtes
RAVENSBURG - Die Sanierungsarbeiten nach dem Brand in der katholischen Jodokskirche in Ravensburg sind nahezu abgeschlossen. In rund sechs bis acht Wochen könnten die Handwerker fertig sein – wenn das Denkmalamt zügig die fehlenden Genehmigungen erteilt.
Das Feuer, das am 10. März wohl durch Brandstiftung in der denkmalgeschützten Altstadtkirche ausgebrochen war, hatte einiges an Schaden angerichtet. Vor allem das linke Kirchenschiff wurde dabei in Mitleidenschaft gezogen. Aber auch der Rest des Kirchengebäudes sowie die Heiligenfiguren und Gemälde litten stark unter Ruß und Löschwasser.
Die Versicherung hat das Architekturund Sachverständigenbüro Kubeth + Kubeth aus Lindau mit der Sanierung der Kirche beauftragt. Wie Ingenieur Dieter Kubeth auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mitteilt, sind folgende Arbeiten bereits erledigt: Das Innere der Kirche ist komplett eingerüstet. Die verputzten Innenwände sind mit einem speziellen Reinigungsverfahren gesäubert, sprich: radiert, worden.
Auch die Sandstein- und Holzoberflächen konnten auf diese Weise gereinigt werden. „Am Dach im Mittelbau ist das so gut geworden, da muss jetzt gar nichts mehr gemacht werden“, erläutert Kubeth. Der Rest wird neu gestrichen, die Maler fertigen derzeit Musterflächen an. Wie es weitergeht, liegt in den Händen des Denkmalamtes.
Das stark beschädigte Dach des linken nördlichen Kirchenschiffs ist so gut wie fertig. Laut Dieter Kubeth ist der Dachstuhl in seiner alten Holzkonstruktion dank der Zimmermannskunst vollständig rückgebaut worden – originalgetreu. „Man erkennt keinen Unterschied zwischen den Holzkonstruktionen im nördlichen und südlichen Kirchenschiff“, meint Kubeth. Einzig ein Teil der Holzbalken ist verstärkt worden, um Schneelasten im Winter besser tragen zu können. Sobald entschieden ist, welche Ziegel zur Anwendung kommen, wird das Dach neu gedeckt.
Fachmann kümmert sich um historischen Putz
Die Sanierung des Putzes in dem betroffenen Kirchenschiff wird sich voraussichtlich hinziehen. Die Genehmigung des Denkmalamtes steht noch aus. Der Grund: Unter dem neuzeitlichen Putz liegt ein historischer Putz. Die abgeplatzten Stellen müssen freigelegt und geschützt, eine Trennlage muss aufgebracht werden. Schließlich wird alles neu verputzt und gestrichen. „Das muss ein Fachmann machen“, erklärt Ingenieur Kubeth.
Wie er weiter ausführt, habe die Elektroinstallation einen großen Schaden davongetragen. So sind im Nordschiff alle Elektrokabel kaputt und müssen ausgetauscht werden. Ein Großteil der Deckenleuchten ist ebenfalls betroffen. Kubeth schätzt den Schaden allein bei der Elektroanlage auf rund 100 000 Euro.
Was jetzt noch gemacht werden muss, ist neben den Dachdecker-, Putz- und Malerarbeiten die Instandsetzung der großen Orgel. Der Brandsanierer hat das wertvolle Instrument äußerlich bereits gereinigt. Ende des Jahres wird der Orgelbauer sie demontieren, innen sauber machen und wieder zusammenbauen.
In den nächsten Tagen werden die Handwerker die Säuberungsarbeiten im Chor fortsetzen. Hier wird genauso radiert wie im anderen Teil des Gebäudes. Allein die historischen Fenster dürfen Kubeth zufolge nur mit Wasser behandelt werden – aus Gründen des Denkmalschutzes.
Alle Artikel, Videos und Fotos zum Ravensburger Kirchenbrand gibt es in einem Dossier unter www.schwäbische/kirchenbrand