Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Zwerge wollen die Löwen ärgern
Hier Belgien und England, dort Tunesien und Panama – die Rollen in der WM-Gruppe G scheinen klar verteilt
RAVENSBURG - Die „Schwäbische Zeitung“stellt die Gruppen der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland (14. Juni bis 15. Juli) vor. Heute: Gruppe G.
Die Mannschaften:
Belgien zählt diesmal zu den ganz heißen Anwärtern für die Runde der letzten vier. Zweimal (WM 2014, EM 2016) wurde zuletzt das Viertelfinale erreicht – was Begehrlichkeiten weckt und Lust auf mehr macht. Und womöglich hilft es den Belgiern ja, dass sie diesmal nicht so gut wie alle auf dem Zettel haben, wenn sie ihre Geheimfavoriten nennen sollen. Nach ihrem peinlichen WM-Aus in Brasilien als Vorrundenletzte wollen es die Engländer diesmal besser machen und möglichst weit in der K.o.-Runde vorstoßen. Hierfür üben sie sich schon mal fleißig im Elfmeterschießen, um im Ernstfall das nationale Trauma von 1990, 1998 und 2006 endlich überwinden zu können. Tunesien, das 2004 den Afrika-Cup gewann, gilt dagegen als krasser Außenseiter. Zuletzt nahm ein Nationalteam des MittelmeerAnrainerstaats 2006 in Deutschland an einer WM teil. Und auch WM-Debütant Panama hat einen steinigen Weg vor sich, wenn es die Gruppenphase überleben möchte. Die WMMission ging schon einmal übel los: Während des Tests am Mittwoch in Oslo gegen Norwegen (0:1) brachen Unbekannte in drei Hotelzimmmer der Mittelamerikaner ein. Die norwegische Polizei geht davon aus, dass sich die Einbrecher mit alten oder gestohlenen Magnetkarten den unbefugten Zutritt verschafften.
Die Gruppenspiele:
18.6.: Belgien – Panama (17 Uhr), Tunesien – England (20 Uhr); 23.6.: Belgien – Tunesien (14 Uhr); 24.6.: England – Panama (14 Uhr); 28.6.: England – Belgien (20 Uhr), Panama – Tunesien (20 Uhr).
Dieses Spiel dürfen Sie auf keinen Fall verpassen:
England gegen Belgien – hier dürfte es um den Gruppensieg gehen.
Die größten Stars:
Harry Kane, Torschützenkönig 2016 und 2017 in der Premier League, ist die Tormaschine der Engländer. Ebenfalls mit einem gehörigen Riecher, das Runde ins Eckige zu befördern: Kevin De Bruyne aus Belgien, den Bundesligafans noch bestens bekannt aus seinen Bremer und Wolfsburger Zeiten. Der tunesische Ausnahmespieler Wahbi Khazri gilt als Offensiv-Allrounder. Der 27-Jährige spielt in Frankreich bei Stade Rennes und erzielte in der abgelaufenen Saison imerhin neun Tore in 24 Spielen. Bei Panama ragt Torwart Jaime Penedo mit 36 Jahren und seiner ganzen Erfahrung von 130 Länderspielen aus dem Kader heraus.
Auch einen Blick wert:
der Kader des Weltmeisters von 1966: Das englische Aufgebot besticht durch überwiegend junge Spieler mit Perspektive, allerdings mit vergleichsweise wenig Länderspielerfahrung. Aufwiegen könnte dies eine gehörige Portion an Patriotismus – was Legionäre betrifft, ist bei den Engländern Fehlanzeige angesagt. Sämtliche Akteure der „Three Lions“stehen bei Fußballclubs von der britischen Insel unter Vertrag. Auch Gareth Southgate (47) hat seine gesamte Karriere in Großbritannien verbracht – von 1989 bis 2006 als Spieler bei Crystal Palace, Aston Villa und Middlesbrough, seit 2006 als Trainer in Middlesbrough und den Mannschaften der Three Lions (2013 bis 2016 in der Jugend, seit 2016 bei den Senioren).
Im Abseits:
Youssef Msakni. Der 27-jährige Tunesier, Dreh- und Angelpunkt in der Offensive, steuerte während der WM-Qualifikation, in welcher seine Mannschaft ungeschlagen blieb, in vier Spielen drei Tore und eine Vorlage bei. Kurz vor der Endrunde in Russland beendete jedoch ein Kreuzbandriss alle Träume des Stars für die WM-Endrunde.
Überraschend das Achtelfinale erreicht:
Panama – warum sollte dem mittelamerikanischen WMNeuling dasselbe verwehrt bleiben, was Costa Rica vier Jahre zuvor glückte? 2014 setzten sich die Kicker des Nachbarlands gegen Uruguay, Italien und England durch und machten den Gruppensieg perfekt. Ganz so perfekt läuft es für Panama zwar nicht, dennoch reicht es für die nächste Runde.
Angeberwissen für die Grillparty:
Im abschließenden Spiel gegen Costa Rica ebnete Panama ein Phantomtor den Weg nach Russland: ein gegebener (Nicht-)Treffer von Blaz Perez im Anschluss an einem Eckball. Thomas Helmer (1994 im Spiel der Bayern gegen Nürnberg) lässt grüßen.