Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Berthold Büchele entführt in die musikalische Welt bei Hofe
TETTNANG (chv) - Mit einem anmutigen Konzert des Ensembles für Oberschwäbische Barockmusik unter der Leitung von Berthold Büchele ist am Samstagabend der 22. Oberschwabentag der Gesellschaft Oberschwaben stimmig zu Ende gegangen. In Argenbühl-Ratzenried lebend, erforscht Büchele, bis 2009 Musiklehrer an den Gymnasien in Wangen und Isny, seine oberschwäbische Heimat – seit 1987 mit Leidenschaft die geistliche und weltliche Barockmusik in Oberschwaben. Längst vergessene Musiker und Stücke hat er ans Licht geholt, ediert und wiederaufgeführt. Für die Gesellschaft Oberschwaben schreibt er an einer Musikgeschichte. So konnte er beim Oberschwabentag mit seinem Streichquartett, einem weiteren Bratschisten und dem Bariton Tobias Rädle aus dem Vollen schöpfen, um einen Eindruck vom musikalischen Niveau am Hof in Tettnang zu vermitteln. Aus dem Schloss selber sei keine Note überliefert, sagte er. Bekannt sind jedoch Werke des Hofkomponisten Thomas Samuel Müller, von dem er mit seinen Streichern einen Satz aus einer Sinfonie sowie Sätze aus einem Quintett hören ließ. Festlich sang Rädle Müllers Hymne auf das Dreifaltigkeitsfest, innig dessen Marienhymne, im Dialog mit einer Solo-Viola. Heiter und anmutig waren die Tänze und das köstliche Lob des Rheinweins von Carl Anton Hammer, dem 1773 in Tettnang geborenen Sohn eines Schlossbediensteten. Schmunzelnd merkte Büchele an: Zwar seien aus Tettnang keine geschriebenen Noten überliefert, aber zwei Notenblätter auf Intarsien eines Schrankes zu finden – auch diese originellen Stücke bekamen die Gäste zu hören.