Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Aufhänger
Kaufte man früher Rock oder Hosen, waren sie mit stabilen Aufhängern versehen und konnten, wie sich’s gehört, ordentlich auf einen Bügel gehängt werden. Kauft man dagegen heutzutage eine Hose, sucht man Aufhänger meistens vergebens. Und an dem Geschirrtuch, das mir neulich in die Hände fiel, ein Geschirrtuch, auf dem alle möglichen Hunde abgebildet waren, sitzende, liegende, stehende Hunde, war auch kein Aufhänger dran. Ja wie soll denn das gehen! Ein Tuch schwebt doch nicht in der Luft! Egal ob Hunde darauf abgebildet sind oder Herzchen. Ich begreife das nicht. Aufhänger gibt’s doch ansonsten für alles Mögliche. Für Bilder, Spiegel, Topflappen, Fotos. Selbst im Journalismus gibt es Aufhänger, im übertragenen Sinn allerdings. Kaum ein Bericht zu einem aktuellen Thema oder eine Schlagzeile kommt ohne Aufhänger aus! Seit einiger Zeit sind auch T-Shirts häufig mit einem Aufhänger versehen, und zwar einem, der links und rechts am Halsausschnitt angenäht ist. Beim Anprobieren muss man höllisch aufpassen, dass man damit nicht ins Gehege kommt. Letzte Woche probierte ich bei einem Einkaufsbummel ein TShirt an. Was ich nicht sah, waren zwei durchsichtige Kunststoffaufhänger. In der Umkleidekabine war es schummrig. Als ich besagtes TShirt endlich anhatte, drückte mir ein Aufhänger die Gurgel zu, der andere schnitt hinten den Nacken ein. Als ich mich endlich davon befreit hatte, dachte ich, das wäre doch ein Aufhänger für die BILD-Zeitung gewesen: Frau stranguliert sich bei TShirt-Anprobe mit Aufhänger. Ich kaufte das T-Shirt nicht. Aber was mache ich jetzt bloß mit dem Geschirrtuch?