Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Aufhänger

- Von Roswitha Stumpp

Kaufte man früher Rock oder Hosen, waren sie mit stabilen Aufhängern versehen und konnten, wie sich’s gehört, ordentlich auf einen Bügel gehängt werden. Kauft man dagegen heutzutage eine Hose, sucht man Aufhänger meistens vergebens. Und an dem Geschirrtu­ch, das mir neulich in die Hände fiel, ein Geschirrtu­ch, auf dem alle möglichen Hunde abgebildet waren, sitzende, liegende, stehende Hunde, war auch kein Aufhänger dran. Ja wie soll denn das gehen! Ein Tuch schwebt doch nicht in der Luft! Egal ob Hunde darauf abgebildet sind oder Herzchen. Ich begreife das nicht. Aufhänger gibt’s doch ansonsten für alles Mögliche. Für Bilder, Spiegel, Topflappen, Fotos. Selbst im Journalism­us gibt es Aufhänger, im übertragen­en Sinn allerdings. Kaum ein Bericht zu einem aktuellen Thema oder eine Schlagzeil­e kommt ohne Aufhänger aus! Seit einiger Zeit sind auch T-Shirts häufig mit einem Aufhänger versehen, und zwar einem, der links und rechts am Halsaussch­nitt angenäht ist. Beim Anprobiere­n muss man höllisch aufpassen, dass man damit nicht ins Gehege kommt. Letzte Woche probierte ich bei einem Einkaufsbu­mmel ein TShirt an. Was ich nicht sah, waren zwei durchsicht­ige Kunststoff­aufhänger. In der Umkleideka­bine war es schummrig. Als ich besagtes TShirt endlich anhatte, drückte mir ein Aufhänger die Gurgel zu, der andere schnitt hinten den Nacken ein. Als ich mich endlich davon befreit hatte, dachte ich, das wäre doch ein Aufhänger für die BILD-Zeitung gewesen: Frau strangulie­rt sich bei TShirt-Anprobe mit Aufhänger. Ich kaufte das T-Shirt nicht. Aber was mache ich jetzt bloß mit dem Geschirrtu­ch?

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