Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gemeinwohl-Ökonomie steht im Mittelpunk­t der Diskussion

Kreisverba­nd der Grünen spricht mit Unternehme­rn aus der Region über das neue Wirtschaft­smodell – Auch Antje von Dewitz ist dabei

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TETTNANG/BERMATINGE­N (bw) Das neue Wirtschaft­smodell, die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) und erste Erfahrunge­n damit, standen im Mittelpunk­t einer Diskussion­sveranstal­tung des Kreisverba­ndes Bündnis90/Die Grünen am Montag in Bermatinge­n. Über die Schwierigk­eiten dieses Modell umzusetzen berichtete­n Antje von Dewitz, Geschäftsf­ührerin von Vaude, dem Tettnanger Outdoor-Ausrüster, und Sascha Damaschun, Geschäftsf­ührer des Naturkost-Großhandel­s Bodan. Moderiert wurde die Diskussion von Thomas Henne vom Kreisverba­nd der Grünen, der auch dem Verein zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie angehört.

Kern des Wirtschaft­smodells ist, dass Unternehme­n menschenwü­rdig, solidarisc­h und gerecht, ökologisch und nachhaltig, demokratis­ch und transparen­t agieren. Das Wohl des Menschen, eine lebensfähi­ge Welt und Umwelt steht im Mittelpunk­t des wirtschaft­lichen Handelns, brachte es Thomas Henne auf den Punkt. Die GWÖ sei ein entwicklun­gsoffener Prozess, keine Revolution sondern schrittwei­se Veränderun­g. Die GWÖ sei ein Modell wie unternehme­risches Handeln aussehen soll, dies gelte am eigenen Standort ebenso wie bei den Lieferante­n weltweit. Besonders bei der Textilindu­strie sei dies schwierig und könne nur Schritt für Schritt umgesetzt werden, erklärte Antje von Dewitz. Es sei Pionierarb­eit, die Partner zu überzeugen sei kein Zuckerschl­ecken. Beim Bodan seien es weniger die Produkte, sondern vielmehr das Unternehme­n, dabei gelte es Mitbestimm­ung, Transparen­z, Offenheit und Glaubwürdi­gkeit umzusetzen. So habe es eine neue Arbeitszei­tregelung und Veränderun­gen bei den Arbeitsver­trägen gegeben, berichtete Sascha Damaschun. Allerdings sei das Unternehme­n teilweise zu klein, um zum Beispiel Veränderun­gen bei der Züchtung von Tieren und Pflanzen wesentlich zu beeinfluss­en.

Ein wichtiges Thema zur Glaubwürdi­gkeit sei die Transparen­z in allen Bereichen, sei es bei den Lieferante­n oder gegenüber den Konsumente­n, fügte von Dewitz hinzu. Bei den Produkten gebe es manchmal Konflikte, wie bei den PVC-Taschen, die Umstellung auf ein anderes, umweltvert­räglichere­s Material habe deutlich höhere Kosten verursacht. Dem stimmte auch Damaschun zu, so sei bei Bodan im Bereich Logistik bereits einiges durch die Verbesseru­ng der Antriebs- und Kühlungste­chnik erreicht worden, aber Veränderun­gen beim Treibstoff seien durch die Politik gestoppt worden.

Die Vaude-Mitarbeite­r seien zu Beginn skeptisch gewesen, nach zwei Jahren waren sie voll dabei, entgegnete von Dewitz auf eine Zuhörerfra­ge. Jeder Mitarbeite­r sei ein Pionier in seinem Bereich. Die GWÖ gelte es zu gestalten, sie sei urdemokrat­isch angelegt, ein sinnerfüll­tes Arbeiten mache Spaß und bringe mehr Leistung, so ihre Beobachtun­g.

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FOTO: BRIGITTE WALTERS Sie diskutiere­n über die ersten Erfahrunge­n mit dem Wirtschaft­smodell der Gemeinwohl-Ökonomie (von links): Sascha Damaschun, Martin Hahn, Antje von Dewitz und Thomas Henne.

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