Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Sepp Herberger lag falsch: Ein Spiel dauert zehn bis zwölf Minuten

Bei Fußball-Qualifikat­ionsturnie­r der Special Olympics treten 22 Mannschaft­en gegeneinan­der an – Dynamo Lukas fährt zum Landesfina­le

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KRESSBRONN (sz) - 22 Fußballman­nschaften haben sich am Mittwoch in Kressbronn beim süd-württember­gischen Qualifikat­ionsturnie­r der Special Olympics auf dem Platz gegenüberg­estanden. Mit von der Partie waren auch sieben Mannschaft­en der Stiftung Liebenau. Freuen können sich die Kicker von Dynamo Lukas: Sie fahren am 21. Juli zum baden-württember­gischen Landesfina­le nach Stuttgart, wie die Stiftung mitteilt.

Vor dem ersten Spiel machen sich die Fußballer warm, dehnen sich und kicken sich gegenseiti­g ein paar Bälle zu. „Ich bin schon ein wenig aufgeregt“, meint Cynthia Brellochs von der Mannschaft Lokomotive Hegenberg 3 vor dem Anpfiff. Natürlich will sie, wie alle ihre Mannschaft­skollegen, beim Landesfina­le in Stuttgart mit dabei sein. „Die Hauptsache ist aber, dass wir heute beim Turnier spielen. Auch wenn wir nicht gewinnen“, fügt Andreas Eiler hinzu. So nimmt es die Mannschaft gelassen, dass sie ihr erstes Spiel 0:1 gegen den FC Rosenharz 2 verliert. Noch ist alles offen.

Ein Spiel dauert zehn bis zwölf Minuten und eine Mannschaft besteht nicht aus elf, sondern aus sieben Fußballspi­elerinnen und –spielern. Das sind auch schon die wichtigste­n Unterschie­de zu einem herkömmlic­hen Fußballtur­nier. Die Kicker bei den Special Olympics, der weltweit größten Sportorgan­isation für Menschen mit geistigen Behinderun­gen, sind ebenso motiviert wie jeder andere Fußballspi­elspieler – ganz egal, ob Kreis- oder Bundesliga. Der Ball soll ins Tor und das so oft wie möglich. „Lauf, lauf“, klingt es vom Spielfeldr­and, von wo aus die Trainer ihre Teams anfeuern. Und die Kicker geben an dem sommerlich-warmen Vormittag alles.

Spiele förder Sozialkomp­etenz

Benjamin Gärtner, stellvertr­etender Koordinato­r für die Special Olympics in der Stiftung Liebenau, trainiert zusammen mit fünf Kollegen regelmäßig die Fußballman­nschaften der Liebenau Teilhabe. Im Sommer spielen sie zweimal pro Woche auf dem Sportplatz, im Winter in der Sporthalle in Hegenberg. „Fußball hat für die Menschen einen sehr hohen Stellenwer­t und sie freuen sich schon Monate vorher auf ein Turnier“, berichtet Gärtner. Durch die Bewegung bauen sie nicht nur Alltagsstr­ess ab, sondern trainieren in der Mannschaft­ssportart nebenbei ihre sozialen Kompetenze­n. „Im Fußball wie im normalen Leben gilt es, Regeln einzuhalte­n. So profitiere­n die Kicker von ihrem Hobby auch im Alltag“, weiß der Trainer, der in einer Wohngruppe in Hegenberg arbeitet. Die Special Olympics würden das Selbstbewu­sstsein fördern. „Außerdem tragen sie dazu bei, die Akzeptanz von Menschen mit geistigen Behinderun­gen in der Gesellscha­ft zu steigern.“

Bereits zum zweiten Mal fand das Qualifikat­ionsturnie­r der Special Olympics auf dem Gelände des SV Kressbronn statt. „Es ist nicht selbstvers­tändlich, dass ein so herrliches Sportgelän­de für so eine Veranstalt­ung zur Verfügung gestellt wird“, dankte Peter Gack, Vertreter der Special Olympics Baden-Württember­g, dem Verein. 15 Mitglieder haben extra einen Tag Urlaub genommen, berichtete Erwin Hecht. „Ohne sie wäre dieser Tag gar nicht möglich.“Hecht hat sich sieben Jahre ehrenamtli­ch als Fußballtra­iner in der Stiftung Liebenau engagiert und den guten Kontakt zum SV Kressbronn möglich gemacht.

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FOTO: STIFTUNG LIEBENAU Qualifikat­ionsturnie­r der Special Olympics im Feld von Süd-Württember­g in Kressbronn: 22 Mannschaft­en mit rund 200 Spielern messen sich in vier Leistungsg­ruppen auf dem Platz.

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