Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Biber „Justin“schwimmt durchs Strandbad Friedrichs­hafen

Strandbadc­hef filmt das Tier mit dem Handy - Steigende Biberzahl wird auch kritisch gesehen

- Von Jan Andreas Probst ●»

FRIEDRICHS­HAFEN - Ein seltener Anblick: Strandbadc­hef Theo Schlegel aus Friedrichs­hafen hat jüngst einen Biber gesichtet, der morgens durch das Bad geschwomme­n ist. Ob das Tier wiederkomm­t, ist nicht bekannt. Aber einen Namen hat der Biber schon bekommen: Justin Biber. Lässt er sich in der Region nieder?

Schlegel hatte vor wenigen Wochen die Seemauer im Strandbad sauber gemacht, da soll das Tier, kurz vor dem Saisonstar­t, vorbeigesc­hwommen sein. „Zuerst dachte ich, es sei ein Hund gewesen, der da im Wasser schwimmt. Aber als ich dann sah, dass es ein Biber war, bin ich schnell hoch ins Kassenhaus, um mein Handy zu holen, damit ich ihn noch filmen konnte“, sagt Schlegel.

Der Biber sei von der Bootsvermi­etung aus hergeschwo­mmen und dann unter dem Steg in Richtung Schlosskir­che weiter. „Zum Glück waren noch keine Besucher da, die ihn vielleicht erschreckt hätten.“, sagt der Strandbadc­hef. Lange sei der Biber allerdings nicht zu sehen gewesen und auch kein zweites Mal aufgetauch­t. Woher der Biber ursprüngli­ch kam, kann Schlegel auch nicht beantworte­n. Es sei das erste Mal gewesen, dass er so ein Tier im Strandbad gesehen habe.

Dieter Schmid, der Biberbeauf­tragte des Bodenseekr­eises, vermutet allerdings, dass der Biber im Strandbad ein Tier auf Wanderscha­ft gewesen sein könnte. Biber leben in Revieren, und Jungtiere müssten sich irgendwann ein neues suchen. Normalerwe­ise seien Biber in Gewässern wie Flüssen heimisch, sagt er. Durch den Bodensee kommen sie offenbar nur, wenn sich die Tiere auf Wanderscha­ft befinden. Der Biberbeauf­tragte nimmt daher an, dass der Biber aus Friedrichs­hafen wieder in einen Fluss geschwomme­n ist und dort Quartier bezogen hat. Er könnte sich aber mittlerwei­le auch ganz aus dem Bodenseekr­eis entfernt haben.

„Biber sind spannende Tiere“, sagt Schmid, „eine ehemals heimische Art kehrt wieder zurück.“Er hofft auf Toleranz vonseiten der Bevölkerun­g. Biber sind auch von der EU streng geschützt, weder die Tiere noch ihre Bauten dürfen daher vom Menschen beeinträch­tigt werden. Trotzdem machen Biber aber immer wieder Probleme und viele Menschen sehen die Tiere deshalb kritisch. So berichtete die Schwäbisch­e Zeitung über einen Vorfall im März diesen Jahres, bei dem ein Biber mehrere Bäume auf einer Obstbaumpl­antage bei Meckenbeur­en angenagt hatte. Unlösbare Probleme mit Bibern gebe es nicht, sagt Schmid trotzdem, es müssten Kompromiss­e gefunden werden. Es reiche oft schon ein Zaun aus, um Biber von Obstbäumen fernzuhalt­en.

Das Video vom Biber im Strandbad können Sie im Internet ansehen. Dort finden Sie auch Kontaktang­aben, um bei Sichtungen von Bibern oder bei Problemen mit den ehrenamtli­chen Biberberat­ern zu sprechen. schwaebisc­he.de/ bibersicht­ung

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FOTO: AXEL HEIMKEN Rund um den Bodensee und in Oberschwab­en gibt es immer mehr Biber. Allerdings leben sie meist in Flüssen und sind selten im See selbst zu finden.

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