Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Biber „Justin“schwimmt durchs Strandbad Friedrichshafen
Strandbadchef filmt das Tier mit dem Handy - Steigende Biberzahl wird auch kritisch gesehen
FRIEDRICHSHAFEN - Ein seltener Anblick: Strandbadchef Theo Schlegel aus Friedrichshafen hat jüngst einen Biber gesichtet, der morgens durch das Bad geschwommen ist. Ob das Tier wiederkommt, ist nicht bekannt. Aber einen Namen hat der Biber schon bekommen: Justin Biber. Lässt er sich in der Region nieder?
Schlegel hatte vor wenigen Wochen die Seemauer im Strandbad sauber gemacht, da soll das Tier, kurz vor dem Saisonstart, vorbeigeschwommen sein. „Zuerst dachte ich, es sei ein Hund gewesen, der da im Wasser schwimmt. Aber als ich dann sah, dass es ein Biber war, bin ich schnell hoch ins Kassenhaus, um mein Handy zu holen, damit ich ihn noch filmen konnte“, sagt Schlegel.
Der Biber sei von der Bootsvermietung aus hergeschwommen und dann unter dem Steg in Richtung Schlosskirche weiter. „Zum Glück waren noch keine Besucher da, die ihn vielleicht erschreckt hätten.“, sagt der Strandbadchef. Lange sei der Biber allerdings nicht zu sehen gewesen und auch kein zweites Mal aufgetaucht. Woher der Biber ursprünglich kam, kann Schlegel auch nicht beantworten. Es sei das erste Mal gewesen, dass er so ein Tier im Strandbad gesehen habe.
Dieter Schmid, der Biberbeauftragte des Bodenseekreises, vermutet allerdings, dass der Biber im Strandbad ein Tier auf Wanderschaft gewesen sein könnte. Biber leben in Revieren, und Jungtiere müssten sich irgendwann ein neues suchen. Normalerweise seien Biber in Gewässern wie Flüssen heimisch, sagt er. Durch den Bodensee kommen sie offenbar nur, wenn sich die Tiere auf Wanderschaft befinden. Der Biberbeauftragte nimmt daher an, dass der Biber aus Friedrichshafen wieder in einen Fluss geschwommen ist und dort Quartier bezogen hat. Er könnte sich aber mittlerweile auch ganz aus dem Bodenseekreis entfernt haben.
„Biber sind spannende Tiere“, sagt Schmid, „eine ehemals heimische Art kehrt wieder zurück.“Er hofft auf Toleranz vonseiten der Bevölkerung. Biber sind auch von der EU streng geschützt, weder die Tiere noch ihre Bauten dürfen daher vom Menschen beeinträchtigt werden. Trotzdem machen Biber aber immer wieder Probleme und viele Menschen sehen die Tiere deshalb kritisch. So berichtete die Schwäbische Zeitung über einen Vorfall im März diesen Jahres, bei dem ein Biber mehrere Bäume auf einer Obstbaumplantage bei Meckenbeuren angenagt hatte. Unlösbare Probleme mit Bibern gebe es nicht, sagt Schmid trotzdem, es müssten Kompromisse gefunden werden. Es reiche oft schon ein Zaun aus, um Biber von Obstbäumen fernzuhalten.
Das Video vom Biber im Strandbad können Sie im Internet ansehen. Dort finden Sie auch Kontaktangaben, um bei Sichtungen von Bibern oder bei Problemen mit den ehrenamtlichen Biberberatern zu sprechen. schwaebische.de/ bibersichtung