Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Neue Ortsmitte kommt – aber anders als erwartet
Bebauungspläne werden im Neukircher Gemeinderat vorgestellt
NEUKIRCH – Viele Bürger waren zur Vorstellung der Pläne für die neue Neukircher Ortsmitte im Gemeinderat am vergangenen Montag gekommen. Denn Verwaltung und Räte hatten sich nach Beratungen für die Beauftragung des Tettnanger Immobilienunternehmen Teba entschieden. Bürgermeister Reinhold Schnell schilderte die Entwicklung bis zum Investorenwettbewerb und beschrieb noch einmal ein paar der Bedingungen für das zu errichtende Bauwerk.
Dazu gehören ein Erdgeschoss mit Gemeinschaftsräumen und Möglichkeiten für Cafés und Einzelhändler sowie eine Doppelarztpraxis und öffentliche und barrierefreie Toiletten. Die Suche nach Investoren sei nicht einfach gewesen. Schnell sagte, dass man nach zwei Jurysitzungen mit Experten und Gemeinderäten 31 mögliche Investoren angeschrieben und Ausschreibungen in verschiedenen Medien veröffentlicht habe. Letztlich seien fünf Ausschreibungen abgeholt und zwei davon wären abgegeben worden. Man habe sich für die Teba entschieden.
Die Stimmen der Planer
Architekt Aaron Johansen und Geschäftsführer der Teba Andreas Schumacher präsentierten die Entwürfe des Unternehmens. Schumacher stellte die Teba vor und zeigte repräsentative Bauten des Unternehmens, wie „die nicht unumstrittene“neue Sparkasse in Tettnangs Innenstadt.
Aaron Johansen vom Architekturbüro WWA in Stuttgart und München stellte ebenfalls einige Projekte sowie das geplante Gebäude in Neukirch in moderner Holzoptik vor. „Eine hohe Aufenthaltsqualität ist das Ziel für die Ortsmitte“, sagte er. Denn eine eigentliche Ortsmitte fehle. Für die Planung habe man sich an der Topografie, dem Ortsambiente, Bauhöhen und Vergleichsgebäuden orien- tiert. Eine Einbindung von architektonischen Elementen, wie einem Satteldach, sei ihnen ebenfalls wichtig. Ein möglicher Erweiterungsbau auf der Südseite solle ebenfalls ein Satteldach bekommen.
Die Stimmen des Rates
„Wenig Haus für den vielen Raum“, hatte CDU-Rat Adrian Strauß während der Planungsphase gesagt. Das sei nun etwas besser geworden, hieß es nun. Die CDU-Rätin Vera Fischer bedauerte die Wohnungsgrößen und den fehlenden Charakter eines sozialen Projektes: „Schade, dass das mit den sozialen Ideen nicht geklappt hat. Nun wird der Ort wohl eher bewohnt als belebt.“Es solle weitergehen, deutete Fischer an, aber es bleibe ein Kompromiss.
Auf die Frage nach Fördermitteln und Verkaufsbedingungen hieß es, dass Förderanträge angedacht seien, die Erfolgsaussichten allerdings eher gering schienen. Dass 50 Prozent der Wohnungen schon vor dem Bau verkauft sein müssten, sei ein Thema der gestiegenen Baukosten, sagte Schumacher. Tiefgaragenplätze und Außenstellplätze auf der Rückseite des Gebäudes sprach FW-Rat Ralf Stärk an, denn dadurch werde die Jahnstraße mindestens zur Hälfte zu einer Einbahnstraße.
FW-Rätin Lucia Mühlebach sprach das Thema Betreutes Wohnen und Stationäre Pflege an. Schultes Schnell sagte, dafür sei Neukirch zu klein. Geschäftsführer Schumacher ergänzte, das lasse sich wirtschaftlich nicht mehr darstellen.
Dass die „Hereinspaziert“-Ladenbetreiberin abgesagt habe, sei schade. So bleibe die Aufenthaltsqualität schwierig, besonders auch ohne Cafébetreiber. Bürgermeister Schnell sagte zur Abkehr von den meisten sozialen Aspekten der Planung eher lakonisch: „Zwischen Wunsch und Realität kann es schon Differenzen geben.“
Überraschend für viele war wohl, dass nach jahrelangem Tauziehen das Nachbargrundstück im Süden nun doch der Gemeinde zur Verfügung steht. Nachfragen zu einer erweiterten Planung kamen jedoch nicht. Stattdessen hatte das Architekturbüro einen Appartmentblock skizziert.
Der Gemeinderat sah die Ortsmittenplanung wohl auch eher pragmatisch und stimmte einstimmig für das Bauprojekt mit der teba.