Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Spahn verspricht Ärzten Geld für Extra-Sprechstunden
Vorstoß des Bundesgesundheitsministers löst Widerspruch von Kassenärzten und Parteifreunden aus
BERLIN - NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann lehnt den Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) nach Extrahonoraren für zusätzliche Arzt-Sprechstunden ab. „Wir haben im Gesundheitswesen größere Probleme als die Vergütung von Ärzten. Sie werden gut bezahlt. Da kann man auch erwarten, dass sie ausreichend Sprechstunden anbieten“, sagte Laumann am Freitag im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Spahn hatte Medizinern, die pro Woche fünf zusätzliche Sprechstunden ohne Terminvergabe anbieten, höhere Budgets in Aussicht gestellt. So will der Bundesgesundheitsminister für kürzere Wartezeiten von Patienten sorgen. „Ärzte, die uns dabei helfen, die Versorgung zu verbessern, sollen höher und außerhalb des Budgets vergütet werden“, hatte Spahn im „Deutschen Ärzteblatt“angekündigt. Das Zusatzgeld solle gezahlt werden, wenn etwa Hausärzte, Kinderärzte oder Gynäkologen pro Woche fünf offene Sprechstunden für Patienten ohne Termin anbieten. Patienten könnten zu diesen Zeiten schnell etwas abklären lassen. „Das wirkt wie ein Überlaufventil bei zu langen Terminwartezeiten“, sagte Spahn. Geplant seien Grundpauschalen für offene Sprechstunden, aber auch höhere Vergütungen für Ärzte, die Termine über die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen annehmen. Kassen und Ärzteschaft sollten verhandeln, für welche Arztgruppen unter welchen Bedingungen das gelten solle.
Terminservicestellen ausbauen
Spahn kündigte an, bald einen geplanten Gesetzentwurf zur Verbesserung der Patientenversorgung vorzulegen. Geplant ist, die Terminservicestellen auszubauen und die Mindestzahl der Sprechstunden für gesetzlich Versicherte von 20 auf 25 pro Woche zu erhöhen.
Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, wies Spahns Vorstoß als „Mogelpackung“zurück. Chaos und längere Wartezeiten in den Praxen würden die Folgen sein. „Das ärztliche und nichtärztliche Personal in den Praxen wird immer knapper, und die Terminvergabe, auf die vor Jahren nicht zuletzt auch die Politik gepocht hatte, hat sich grundsätzlich bewährt.“
Der Deutsche Hausärzteverband lobte Spahns Ankündigung als Schritt in die richtige Richtung. „Was wir klar ablehnen würden, wären verpflichtende Regelungen, die den Ärztinnen und Ärzten vorschreiben, wie sie konkret ihren Praxisalltag zu organisieren haben“, kündigte der Vorsitzende Ulrich Weigeldt aber an.