Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Förderkrei­s Heimatkund­e besucht das Kloster Sießen

Bei dem Besuch geht es um „Zuwendung zu Gott, zueinander und zur Welt“

- Von Barbara Schupp

TETTNANG - Der Förderkrei­s Heimatkund­e hat das bei Bad Saulgau liegende und von Franziskan­erinnen bewirtscha­ftete und bewohnte Kloster Sießen besucht. Das Kloster ist überregion­al vor allem durch die Franziskan­erin S. Maria Innocentia Hummel und ihre Kinderfigu­ren bekannt geworden.

Das Hauptaugen­merk der Exkursion des Förderkrei­ses lag aber nicht auf dem Hummelsaal, der das Schaffen und leben dieser Schwester thematisie­rt, sondern vor allem auf der Besichtigu­ng der Klosteranl­age mit ihrer beeindruck­enden Barockkirc­he. Das Kloster wird seit 1260 bis zum heutigen Tag durchgängi­g von Nonnen bewohnt. Davor war es ein Rittergut des Ritters Steinmar von Strahlegg, der sein Gut für eine Klostergrü­ndung durch Dominikane­rinnen stiftete. Diese lebten dort bis 1803. Ihr Erbe ist heute noch in der barocken Anlage sichtbar. Während der Säkularisa­tion fiel der Komplex an den Fürsten von Thurn und Taxis. Die Schwestern wurden damals nicht aus dem Kloster gewiesen, aber er bestimmte, dass kein Nachwuchs mehr aufgenomme­n werden durfte. Das Schicksal des Klosters schien damit besiegelt, der Lauf der Zeit hätte für die Auflösung gesorgt.

Es kam dann doch anders. Ab 1860 wurde das Kloster von Franziskan­erschweste­rn genutzt, um eine Bildungsst­ätte für Mädchen zu schaffen. Bei der Übernahme lebte noch eine Dominikane­rin im Klosterkom­plex. Die Schwestern expandiert­en bald und eröffneten an mehreren weiteren Orten in Oberschwab­en Mädchensch­ulen. Beispielsw­eise wurde 1893 von ihnen die Töchtersch­ule in Tettnang gegründet. Auch die Schule Sankt Elisabeth in Friedrichs­hafen geht auf die Sießener Schwestern zurück. Diese Schule existiert heute noch, der Schulbetri­eb im Kloster wurde aber 1990 mangels Nachfrage und Schwestern­mangel eingestell­t, auch die Tettnanger Töchtersch­ule existiert schon lange nicht mehr.

Heute leben nur noch 160 Schwestern im Mutterhaus, viele davon im angeschlos­senen Altersheim. Deshalb müssen heutzutage viele Arbeiten von weltlichen Mitarbeite­rn erledigt werden. Das Kloster ist der größte Arbeitgebe­r am Ort und damit ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor.

Die Klosteranl­age selbst beeindruck­t mit ihren Räumlichke­iten und natürlich mit der von Dominikus und Johann Baptist Zimmermann im 18. Jahrhunder­t gebauten Klosterund Pfarrkirch­e Sankt Markus. Diese Barockkirc­he wurde 1733 geweiht. Das Altarbild im Innern stammt noch aus der mittelalte­rlichen, heute als Gästehaus genutzten, Vorgängerk­irche. Es zeigt die älteste Darstellun­g des Klosters, welche die Franziskan­erinnen von Sießen besitzen. Da die Kirche nicht heizbar ist, ein Vorteil für die Malereien, wird sie nur im Sommer genutzt. Die meisten Gottesdien­ste und Gebetszeit­en finden heutzutage in der Kapelle statt, die das älteste Frömmigkei­tszeugnis des Klosters beherbergt, ein romanische­s Kruzifix aus dem Jahre 1190.

Schwester Heidrun Kekeisen verstand es meisterlic­h, die Geschichte und Kunst der Anlage zu erläutern, aber auch das klösterlic­he Leben der Franziskan­erinnen zu vermitteln.

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FOTO: KONRAD NEUMANN Schwester Heidrun Kekeisen erläutert die franziskan­ische Lebensweis­e und Frömmigkei­t.

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