Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Förderkreis Heimatkunde besucht das Kloster Sießen
Bei dem Besuch geht es um „Zuwendung zu Gott, zueinander und zur Welt“
TETTNANG - Der Förderkreis Heimatkunde hat das bei Bad Saulgau liegende und von Franziskanerinnen bewirtschaftete und bewohnte Kloster Sießen besucht. Das Kloster ist überregional vor allem durch die Franziskanerin S. Maria Innocentia Hummel und ihre Kinderfiguren bekannt geworden.
Das Hauptaugenmerk der Exkursion des Förderkreises lag aber nicht auf dem Hummelsaal, der das Schaffen und leben dieser Schwester thematisiert, sondern vor allem auf der Besichtigung der Klosteranlage mit ihrer beeindruckenden Barockkirche. Das Kloster wird seit 1260 bis zum heutigen Tag durchgängig von Nonnen bewohnt. Davor war es ein Rittergut des Ritters Steinmar von Strahlegg, der sein Gut für eine Klostergründung durch Dominikanerinnen stiftete. Diese lebten dort bis 1803. Ihr Erbe ist heute noch in der barocken Anlage sichtbar. Während der Säkularisation fiel der Komplex an den Fürsten von Thurn und Taxis. Die Schwestern wurden damals nicht aus dem Kloster gewiesen, aber er bestimmte, dass kein Nachwuchs mehr aufgenommen werden durfte. Das Schicksal des Klosters schien damit besiegelt, der Lauf der Zeit hätte für die Auflösung gesorgt.
Es kam dann doch anders. Ab 1860 wurde das Kloster von Franziskanerschwestern genutzt, um eine Bildungsstätte für Mädchen zu schaffen. Bei der Übernahme lebte noch eine Dominikanerin im Klosterkomplex. Die Schwestern expandierten bald und eröffneten an mehreren weiteren Orten in Oberschwaben Mädchenschulen. Beispielsweise wurde 1893 von ihnen die Töchterschule in Tettnang gegründet. Auch die Schule Sankt Elisabeth in Friedrichshafen geht auf die Sießener Schwestern zurück. Diese Schule existiert heute noch, der Schulbetrieb im Kloster wurde aber 1990 mangels Nachfrage und Schwesternmangel eingestellt, auch die Tettnanger Töchterschule existiert schon lange nicht mehr.
Heute leben nur noch 160 Schwestern im Mutterhaus, viele davon im angeschlossenen Altersheim. Deshalb müssen heutzutage viele Arbeiten von weltlichen Mitarbeitern erledigt werden. Das Kloster ist der größte Arbeitgeber am Ort und damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Die Klosteranlage selbst beeindruckt mit ihren Räumlichkeiten und natürlich mit der von Dominikus und Johann Baptist Zimmermann im 18. Jahrhundert gebauten Klosterund Pfarrkirche Sankt Markus. Diese Barockkirche wurde 1733 geweiht. Das Altarbild im Innern stammt noch aus der mittelalterlichen, heute als Gästehaus genutzten, Vorgängerkirche. Es zeigt die älteste Darstellung des Klosters, welche die Franziskanerinnen von Sießen besitzen. Da die Kirche nicht heizbar ist, ein Vorteil für die Malereien, wird sie nur im Sommer genutzt. Die meisten Gottesdienste und Gebetszeiten finden heutzutage in der Kapelle statt, die das älteste Frömmigkeitszeugnis des Klosters beherbergt, ein romanisches Kruzifix aus dem Jahre 1190.
Schwester Heidrun Kekeisen verstand es meisterlich, die Geschichte und Kunst der Anlage zu erläutern, aber auch das klösterliche Leben der Franziskanerinnen zu vermitteln.