Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ärzte gehen unter die Gürtellinie
Bei Vortrag der Reihe „Medizin am Gleis“steht die Prostata im Mittelpunkt
MECKENBEUREN (sz) - Prostatakrebs ist mit 11,3 Prozent die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache. Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 60 000 Männer neu und jährlich sterben 12 000 Patienten an Prostatakrebs, teilt der Medizincampus Bodensee (MCB) mit. Das Thema betrifft viele. Und so war das Interesse bei dem Vortrag „Fit im Schritt“der Reihe „Medizin am Gleis“des MCB groß. Rund 80 Besucher kamen.
Mit Dr. Claus Friedrich Fieseler, Dr. Eberhard Köhler und Dr. Carsten Sippel berichteten die drei Chefärzte der Klinik für Urologie, Kinderurologie und urologische Onkologie Friedrichshafen über Früherkennung, aktuelle Diagnose- und Therapieformen sowie modernste Operationstechnik mit Hilfe der roboterassistierten Chirurgie. Dr. Georges Akoa, leitender Urologe im Parksanatorium Aulendorf, thematisierte die Sexualität nach einem ProstataEingriff.
„Wir Urologen beschäftigen uns hauptsächlich mit Problemen unterhalb der Gürtellinie. Aber das ist längst nicht alles“, erläuterte Fieseler. Das Spektrum reiche von Nierensteinen über Blasenfunktionsstörungen, Blasentumore und den Bereich der Andrologie bis zu Problemen mit der Prostata, die normalerweise gerade mal die Größe einer Kastanie hat.
Dr. Eberhard Köhler verdeutlichte, wie wichtig die Früherkennung beim Prostatakarzinom ist – gibt es im fortgeschrittenen Stadium doch noch keinen kurativen Therapieansatz. „Unser Ziel ist die Heilung durch Früherkennung.“
Dr. Carsten Sippel skiziierte die roboter-assistierte Chirurgie. Der Chirurg kann im Sitzen arbeiten, der Patient erleidet weniger Blutverlust, hat eine verkürzte Liegezeit und optimierte Operationsergebnisse.
Zu Dr. Akoa kommen die Patienten nach der Operation in die Rehabilitation beziehungsweise Anschlussheilbehandlung. Er richtete den Fokus auf eine erfüllte Sexualität. „Jede Therapie von der Entfernung der Prostata über die Bestrahlung bis zur Hormontherapie kann eine erektile Dysfunktion nach sich ziehen“, erklärte Akoa und appellierte, Geduld zu haben und sich von Leistungsdruck und Perfektionsansprüchen zu befreien. Außerdem berichtete er von Medikamenten, Injektionen in den Schwellkörper und Vakuumtherapie.