Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Stiftung investiert 59 Millionen Euro
Von einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2017 spricht die Stiftung Liebenau.
LIEBENAU - Mit dem Jahresbericht 2017 zieht die Stiftung Liebenau Bilanz eines erfolgreichen Geschäftsjahres, wie sie in einem Pressebericht mitteilt. Festgemacht wird dies an „neuen Standorten, innovativen Projekten, politischen Initiativen und nachhaltigem Wirtschaften“. Und vor allem an einem: „Das gelungene Jahr verdanken wir in erster Linie den Menschen, die die Arbeit der Stiftung Liebenau tragen“, heißt es im Vorstandsbericht.
7131 Mitarbeiter würden demnach von 2411 freiwillig Engagierten unterstützt – soziale Leistungen erbrachten sie in 99 Städten und Gemeinden in sechs europäischen Ländern. Vor einem Jahr waren es 6959 Mitarbeiter und 2348 Freiwillige gewesen – eine Zunahme um 2,5 Prozent.
Unverändert eng verbunden sieht sich die Stitung Liebenau mit ihren Schwesterstiftungen, der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist (Kisslegg, 316 Mitarbeitende) und der Stiftung Helios Leben im Alter (Goldach, Schweiz, 192 Mitarbeiter).
Wert wird unverändert darauf gelegt, möglichst vielfältige Unterstützungsangebote zu schaffen. „Teilhabe kann nur individuell definiert werden“, so Vorstand Prälat Michael H. F. Brock. Manche Menschen brauchen nur kleine Handreichungen, die Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen. Manche benötigen Starthilfe durch Bildung, um den Sprung in ein selbstständiges Leben zu schaffen. Und manchmal sind dauerhaft Begleitung und Pflege nötig, um den persönlichen Möglichkeiten entsprechend leben zu können. „Eine herausfordernde Aufgabe für die Fachkräfte, die Achtsamkeit und hohe Flexibilität erfordert. Von der inklusiven Ferienbetreuung bis zur Schwerstpflege reicht das Leistungsspektrum“, enthält der Bericht den Hinweis, dass die Leistungen der Stiftung in 324 sozialen Einrichtungen und Diensten für europaweit 25000 Menschen gebündelt seien.
„Nicht alles, was fachlich gewünscht wird, lässt sich allerdings auch umsetzen“, weist die Stiftung Liebenau auf begrenzende politische und rechtliche Vorgaben hin. Zwei Gesetzesvorhaben würden derzeit die konkrete Arbeit prägen – die Pflegestärkungsgesetze II und III sowie das Bundesteilhabegesetz (BTHG). Letzteres verändert die Strukturen der Hilfe für Menschen mit Behinderung von Grund auf. Begrüßenswert sei sein Anspruch, Menschen mehr Teilhabe und Gleichberechtigung zu ermöglichen. „Noch klaffen allerdings große Lücken zwischen den politischen Zielen und den notwendigen Umsetzungsstrukturen“, zieht Vorstand Berthold Broll eine kritische Zwischenbilanz.
70 Prozent Personalausgaben
Damit die Umsetzung im Land gut gelinge, arbeite die Stiftung mit in Expertengremien. Zusammen mit dem Bodenseekreis ist sie Träger eines Modellprojekts zur Erprobung des neuen Leistungssystems.
„Durch alle Aufgabenfelder zieht sich die drängende Frage der Personalgewinnung. Im Pflegebereich setzt die Stiftung auf verstärkte Ausbildung – 14 Prozent mehr Auszubildende gegenüber dem Vorjahr sind ein sichtbares Ergebnis – und auf die Gewinnung und Qualifizierung ausländischer Pflegekräfte“, heißt es im Pressetext. Einig seien sich die Verantwortlichen, dass das allein nicht ausreiche. Nötig sei ein gemeinsamer Masterplan von Politik und Trägern, „unterstützt von den Medien, um Rahmenbedingungen und Image der Pflege zu verbessern“.
Zu der ausgedehnten Bautätigkeit (siehe Extrakasten) gehörte der Baubeginn für Pflegeheime in Tettnang und Bartholomäberg/Vorarlberg. Spatenstiche für Wohnhäuser für Menschen mit Behinderung erfolgten in Friedrichshafen, Singen, Hegenberg und Vogt. Beide letzteren seien auf eine verstärkte sozialtherapeutische Betreuung ausgerichtet.
Um sechs Prozent gestiegen sind die Erlöse auf knapp 345 Millionen Euro (mit der Altenhilfe als größtem Bereich) – das stellt die Verantwortlichen der Stiftung zufrieden. „Das moderate Wachstum ist zurückzuführen auf eine gute Auslastung der Einrichtungen und adäquate, an die Personalkosten angeglichene Pflegesätze.“Der Personalaufwand macht demnach knapp 70 Prozent der Ausgaben aus: Er stieg um 6,6 Prozent auf 239,6 Millionen Euro.
Im Ausblick wird prognostiziert, dass vielfältige gesetzliche Veränderungen zu höheren Ausgaben führen: Genannt wird, dass in den nächsten Jahren, ausgelöst durch die Landesheimbauverordnung, vor allem in Baden-Württemberg hohe Sanierungsund Umbaukosten auf Heimträger zukommen. Und: Der Verwaltungsaufwand wachse aufgrund der Vorgaben, und auch die notwendige Digitalisierung binde Ressourcen.
Einzusehen ist der Bericht unter http://mediathek.stiftung-liebenau.de/#jahresbericht