Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bezahlen per Handy
Südwest-Sparkassen stellen App für Supermarktkasse vor
STUTTGART - Die Sparkassen im Südwesten forcieren die Entwicklung digitaler Bezahlmodelle. Ab dem 30. Juli werden die meisten der insgesamt 51 Institute in Baden-Württemberg ihren Onlinebanking-Kunden die Bezahlung via Smartphone ermöglichen. Wer im Supermarkt bislang bargeldlos mit einer Bank- oder Kreditkarte an sogenannten NFC-Terminals (Near Field Communication) eingekauft hat, kann dies künftig auch mit dem Handy tun. Voraussetzung dafür ist das Herunterladen der Sparkassen-App „Mobiles Bezahlen“. Einmal eingerichtet reicht es dann, das Smartphone vor das NFC-Terminal zu halten und der Warenwert wird dem Kontoinhaber abgebucht – bis zu einem Betrag von 25 Euro sogar ohne die Eingabe einer Pin.
„Mit der App kombinieren wir die Vorteile der Kartenzahlungen mit den Vorzügen des Smartphones“, sagte Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg, am Mittwoch in Stuttgart. Die Kunden können in der App sowohl ihre Sparkassen-Karte als auch ihre Sparkassen-Kreditkarte hinterlegen. Zwei Einschränkungen müssen potentielle Nutzer aber beachten. Erstens: Bei Kreditkarten funktioniert der Dienst zumindest zu Beginn nur mit der Mastercard; Visa soll erst im kommenden Jahr eingebunden werden. Und zweitens: iPhone-Besitzer sind von dem neuen Bezahlmodell ausgeschlossen. Apple habe seine Schnittstellen für externe Dienstleister nicht freigeben, war auf Nachfrage von den Sparkassen zu hören.
Die Schlagzahl, mit der die Sparkassen neue, digitale Zahlungsverkehrsmodelle in den Markt bringen, ist durchaus beachtlich. Schon länger können sich Sparkassenkunden über den Bezahldienst Kwitt Geld von Handy zu Handy senden, einen Dienst, den auch die Volks- und Raiffeisenbanken übernommen haben. Und am 10. Juli erst hat die Bankengruppe mit dem roten S Echtzeitüberweisungen eingeführt. Damit sinkt die Ausführungszeit einer Überweisung von einem Bankarbeitstag auf wenige Sekunden.
„Die Akzeptanz des Angebots lebt von der Größe des Netzes“, sagte Schneider und betonte, dass man sich bewusst entschieden hätte, das Verfahren frühzeitig umzusetzen. Gut 100 000 Transaktionen allein in der ersten Woche seit Einführung zeige, dass die Option von den Kunden angenommen werde. Schneider bezeichnete Echtzeitüberweisungen als „ein Renner von Beginn an“– trotz der zum Teil hohen Kosten, die, abhängig vom Kontomodell, bis zu 2,50 Euro pro Transaktion betragen können.
Auch sonst läufte es bei den Südwest-Sparkassen gut: Sowohl das Kreditgeschäft als auch die Kundeneinlagen entwickelten sich in den ersten sechs Monaten 2018 stark. „Spektakulär“war der Terminus, den Schneider mit Blick auf die Halbjahresergebnisse der 51 Institute immer wieder gebrauchte. Zwar macht auch Schneider wachsende Risiken aus. Insbesondere die sich hochschaukelnde Zollproblematik drücke ihm aufs Gemüt, weil sie „unsere Herzkammer, die Autoindustrie betrifft“.